Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
er stöhnte insgeheim auf, als Verlangen ihn packte. Womit habe ich das verdient?
„Du siehst gut aus, Natasha“, sagte er. Zu gut. Schon als junges Mädchen war sie verführerisch gewesen. Die Frau, die jetzt vor ihm stand, hatte eine Figur, bei der jeder Mann sofort an wilden Sex denken musste. Prompt wurde ihm heiß, und er wandte den Blick ab, fest entschlossen, keinen weiteren Gedanken an ihre Brüste, ihre langen, schlanken Beine und die vollen glänzenden Lippen zu verschwenden.
„Danke, Schwester …“ Tasha sah auf das Namensschild. „Carpenter. Dieser Patient hat Sie genug geärgert. Ich übernehme für Sie.“
Schwester Carpenter machte ein langes Gesicht. „Aber ich bin gerade erst zum Dienst gekommen. Seine Hoheit braucht …“
„Ich weiß genau, was Seine Hoheit braucht.“
Die höflich ausgesprochenen Worte täuschten nicht darüber hinweg, dass die Schwester das Feld räumen sollte. Alessandro überlegte, ob Tasha diese gebieterische Art schon als Teenager gehabt hatte. Nein, auf keinen Fall. Er sah sie vor sich, mit großen sehnsüchtigen Augen, lebhaft und erwartungsvoll. Sie mit hoffnungslos romantisch zu beschreiben, wäre noch untertrieben gewesen.
Schwester Carpenter warf Alessandro einen bedauernden Blick zu und verschwand stumm.
„Ja, Hoheit, nein, Hoheit … das muss dich doch verrückt machen“, meinte Tasha spöttisch. „Oder hast du deine Frauen gern unterwürfig?“
Sie war so erfrischend anders als alle, mit denen er zu tun hatte, seit er auf dem Polofeld im Schlamm gelandet war, dass Alessandro zum ersten Mal seit Wochen laut auflachte. „Auf keinen Fall“, antwortete er amüsiert.
„Gut, denn wenn ich dich alle zwei Minuten mit Hoheit anreden muss, wird die Sache nicht funktionieren.“
„Wovon redest du?“
„Du machst aus den Schwestern einen aufgescheuchten Hühnerhaufen, Alessandro. Sie haben Angst vor dir.“
„Ich bin sanft wie ein Lamm.“
Ihre Mundwinkel zuckten. „Ja, klar.“
„Vielleicht bin ich ein bisschen gereizt, aber es passt mir nun mal nicht, untätig im Bett zu liegen.“
„Gewöhne dich lieber daran.“ Sie sah ihn an. „Ich habe mir die Röntgenbilder angesehen. Mit dem Knöchel wirst du eine kleine Ewigkeit nicht laufen können. Du hast aus deinen Knochen Krümel gemacht.“
„Ich nicht, das war das Pferd.“ Trotzdem sein Fehler, er war abgelenkt gewesen. Um nicht weiter darüber nachzudenken, betrachtete er sie. War sie noch gewachsen, oder wirkte sie durch ihre Haltung größer?
Natasha O’Hara strahlte ein Selbstvertrauen aus, das vor zehn Jahren noch nicht da gewesen war. So als wüsste sie genau, dass sie eine schöne Frau war. Mit ihrem sanften Hüftschwung und dem leicht dekolletierten Top, das wohlgeformte, feste Brüste erahnen ließ, lenkte sie die Gedanken eines Mannes in eine einzige Richtung. Alessandro hatte plötzlich Sehnsucht nach einer kalten Dusche.
„Warum bist du hier, Tasha?“ Seit jener Nacht hatte er sie nicht wiedergesehen, jener Nacht, in der er sie einfach stehen ließ … schluchzend, das Make-up auf ihrem hübschen Gesicht verwischt und von Tränenspuren durchzogen.
Er vertrieb das Bild, schob es in den dunklen Winkel, wo auch alles andere lauerte, was er vergessen wollte.
„Ich habe gehört, du suchst eine Krankenschwester, die dich zu Hause pflegt.“
„Richtig.“ Allerdings fragte er sich allmählich, was schwerer zu ertragen war: im Krankenhaus zu liegen oder zu Hause einer schmachtenden Schwester ausgeliefert zu sein, die ihn alle zwei Minuten mit Hoheit anredete.
„Du wirst keine finden. Nicht, wenn du weiterhin launisch und aufbrausend bist.“
„Das gibt sich, sobald ich hier weg bin. Josh hat mir versprochen, bis heute Abend jemanden zu haben. Du weißt nicht zufällig, ob er Glück hatte?“
„Kommt darauf an, was du unter Glück verstehst.“ Sie schnappte sich sein Smartphone, das auf der Bettdecke lag. „Du solltest das hier nicht benutzen. Es ist gegen die Vorschriften.“
„Ja, das hat man mir gesagt. Leider war ich nie gut darin, mich an Vorschriften zu halten.“
Ihr sinnlicher Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln. „Da haben wir ja etwas gemeinsam. Aber solange du hier bist, musst du dich benehmen.“
„Sorge dafür, dass ich entlassen werde, dann benehme ich mich auch. Also, was ist … hat er eine Krankenschwester für mich?“
„Nicht direkt eine Krankenschwester.“
„Wieso nicht?“, fuhr er ungeduldig auf. „Ich brauche jemanden, der
Weitere Kostenlose Bücher