Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
dankbar sein, dachte sie. Ihrem Selbstvertrauen mochte er einen empfindlichen Schlag versetzt haben, der ihre Beziehung zu Männern bis heute beeinflusste. Aber was ihren Ehrgeiz betraf, so hatte Alessandro wahre Wunder bewirkt.
Nachdem sie aus ihren Mädchenträumereien unsanft geweckt worden war, hatte sie sich nur noch auf die Schule konzentriert. Statt sich auf Partys zu vergnügen, saß sie abends über ihren Büchern. Die Familie hatte nicht nachgefragt. Im Gegenteil, ihre Brüder waren froh gewesen, dass ihr Wildfang von Schwester endlich zur Vernunft gekommen war. Zum Glück wussten sie nicht, was in jener Nacht passiert war.
Josh hätte ihn umgebracht.
Ihr Bruder sah die Korrespondenz durch. „Klar, arrogant war er schon.“ Er setzte seine Unterschrift unter einen Brief. „Aber das ist auch kein Wunder. Auf der Uni konnte er sich vor Frauen nicht retten.“
Steif drückte sie den Rücken durch. „Tatsächlich?“
„Du warst verrückt nach ihm.“ Josh warf das Schreiben in den Ablagekorb. „Ist es dir peinlich, ihn wiederzusehen?“
„Nein! Natürlich nicht. Ich … wüsste nur etwas Besseres mit meiner Zeit anzufangen. Ich bin Kinderärztin, ich brauche eine Stelle in der Pädiatrie. Das macht sich besser in meinem Lebenslauf.“
„Mir ist nur eingefallen, dass du ganz schön mit ihm geflirtet hast.“
Ich will es mit dir, Alessandro. Ich möchte, dass du der Erste bist.
Sie hatte das Gefühl, kopfüber in einen Hochofen zu stürzen. „Ich war siebzehn, ich habe mit jedem geflirtet.“ Warum reagierte sie so heftig? Verflixt, das Ganze war zehn Jahre her!
Doch eine solche Demütigung vergaß man nicht. Und den Mann, der sie einem zugefügt hatte, auch nicht. Albern eigentlich, wahrscheinlich würde sie ihn gar nicht mehr attraktiv finden. Damals war sie eben leicht zu beeindrucken gewesen, hatte von ihrem Prinzen geträumt und einem Märchenschloss.
Heute war sie klüger.
Tasha atmete tief durch. Er hat dich gekränkt, dich verletzt. Du hattest nie die Gelegenheit, ihm zu sagen, was er dir angetan hat.
Glühender Ärger wallte in ihr auf.
Nein, sie konnte Alessandro nicht pflegen. Nicht, wenn sie nicht übel Lust hatte, ihm auch den anderen Knöchel zu brechen.
Sie war drauf und dran, ihrem Bruder zu sagen, dass er sich leider jemand anders suchen musste, da kam ihr ein Gedanke. Nein, dachte sie schockiert von sich selbst, das geht nicht. Das kannst du nicht machen, das ist kindisch, und es würde …
Spaß machen?
Sie könnte ihm eine Lektion erteilen.
„Dieser Job … Muss ich dafür bei Alessandro einziehen?“
„Sicher. Er braucht jemanden, der Tag und Nacht für ihn da ist. Einen Monat lang, vielleicht auch etwas länger.“
Tag und Nacht.
Zeit genug, um einen Mann zum Wahnsinn zu treiben.
Bis er bereut.
Ja, sie würde ihm zeigen, dass er keinen Einfluss mehr auf sie hatte. Der atemberaubende Mann, den sie in Erinnerung hatte, war nur das Produkt einer Teenagerfantasie. Mit dem echten zusammenzuleben, würde sie ein für alle Mal von ihrem Traum befreien. Und es wäre eine Chance, Würde und Stolz zurückzugewinnen.
Josh legte den Stift hin. „Gerade eben hast du gesagt, dass er ein arroganter, eingebildeter Kerl ist.“
„Er war noch jung. Bestimmt hat er sich geändert.“ Das glaubte sie zwar nicht eine Sekunde lang. Ein Mann wie Alessandro änderte sich nie, und warum sollte er? Er sah blendend aus, hatte Geld wie Heu und war es gewohnt, dass ihm die Welt zu Füßen lag. „Ich freue mich, ihn wiederzusehen“, fügte sie hinzu. „Und ich helfe ihm gern.“
„Die Knöchelfraktur ist kompliziert. Allein deswegen war er vier Mal im OP. Außerdem hat er sich zwei Rippen gebrochen und sich ein paar ordentliche Prellungen zugezogen.“
„Du meinst, er ist so gut wie hilflos?“ Umso besser …
„Ja. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir die richtige Betreuung für ihn finden. Natürlich möchte er nicht von jemandem abhängig sein, mit dem er sich nicht versteht.“
„Klar.“ Abhängig ist gut.
„Wer sich um ihn kümmert, muss wissen, was er braucht.“
Tasha nickte mitfühlend. „Auf jeden Fall.“ Eine Lektion, dachte sie. Das ist es, was er braucht. Jemand muss diesem reichen Playboy beibringen, dass Frauen kein Spielzeug sind . „Ich bin sehr gut darin, einen Patienten davon zu überzeugen, dass er seine Medizin nehmen muss. Also genau die richtige Frau für den Job.“
„Das sehe ich auch so. Du bist nicht so leicht zu beeindrucken wie
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