Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
Beleuchtung. Yannis stellte die Terrine ab und rückte Cathy einen Stuhl zurecht.
Dann setzte er sich neben sie und füllte Suppe in ihren Teller. Aufmerksam sah er zu, wie sie den ersten Löffel probierte.
Lächelnd blickte sie ihn an. „Es ist köstlich!“
„Eleni kocht wunderbare Suppen. Die Zutaten kommen fast immer aus meinem Garten. Zucchini, Karotten, Erbsen – alles, was die Natur gerade hergibt.“
„Ich liebe es auch, Suppen zu kochen“, erklärte Cathy und war über ihre Worte mindestens genauso überrascht wie Yannis.
„Wirklich? Ich kann mir dich gar nicht über einem Kochtopf vorstellen. Du passt besser in den OP. Wo hast du kochen gelernt?“
„Einfache Sachen wie Suppen hat meine Mutter mir beigebracht, als ich noch ein kleines Mädchen war. Später fand sie dann, dass ich mich lieber um meine Schularbeiten kümmern sollte, denn ich war ja auf gute Noten angewiesen, damit ich Stipendien bekam. Geld war immer knapp bei uns. Aber ich könnte mir gut vorstellen, wieder jeden Tag zu kochen, falls … nun ja, falls es sein soll.“
Nach dem ebenfalls vorzüglichen Lamm gelang es ihnen sogar noch, je ein kleines Stück von dem frisch gebackenen Apfelkuchen zu essen, um Eleni nicht zu enttäuschen.
„Wie wäre es, wenn wir den Kaffee auf der Veranda trinken würden?“, schlug Yannis vor und führte Cathy durch die Flügeltür nach draußen. Der Mond spiegelte sich auf der ruhigen Wasseroberfläche.
Aus der Küche holte er ein Tablett mit kleinen Mokkatassen und zwei Gläsern Metaxa. Minutenlang saßen sie schweigend nebeneinander und genossen die abendliche Stille. Aus dem Garten war der Ruf einer Eule zu hören, und eine sanfte Brise ließ das Meer leise vor sich hin murmeln.
Yannis war nun so dicht neben ihr, dass Cathys Alarmglocken anfingen zu schrillen. War sie schon zu weit gegangen? Doch es fühlte sich so richtig an, hier mit ihm zu sitzen. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so geborgen gefühlt.
„Du machst so ein ernstes Gesicht.“ Er rückte noch näher an sie heran.
„Ich habe gerade daran gedacht, wie schön es ist, hier so sitzen zu können. Einfach nur den Geräuschen der Nacht zu lauschen, nachzudenken und das mit jemandem zu teilen, mit dem … mit dem man sich gut versteht.“
„Es ist schon lange her, seit …“ Er stockte. „Ja, es ist schön, mit dir zusammen zu sein. Ich habe das Gefühl, ich kann mit dir über alles reden. So wie kürzlich in Michaelis’ Taverne, als ich dir von Maroula erzählt habe. Das hat mir sehr geholfen.“
„Es würde mich freuen, wenn ich dir über diesen schlimmen Verlust hinweghelfen könnte.“
Yannis holte tief Luft. „Ich war nicht ganz ehrlich zu dir, Cathy. Ich habe noch nie jemandem die ganze Wahrheit über diesen schrecklichen Unfall erzählt.“
Cathy sah ihn an und wartete geduldig. Sie durfte ihn jetzt nicht unterbrechen, sonst würde er sicher einen Rückzieher machen.
„Maroula war übers Wochenende zu ihren Eltern gefahren, denn ihre Mutter hatte Geburtstag. Natürlich war ich ebenfalls eingeladen gewesen, doch ich sollte am Samstag einen Vortrag auf einem wichtigen medizinischen Kongress halten. Damals war ich noch sehr ehrgeizig. Meine medizinische Karriere war das Allerwichtigste für mich. Wichtiger als meine Familie.“
Cathy hörte den Schmerz in seiner Stimme.
Er sah sie an, und der Kummer in seinen Augen brach ihr fast das Herz.
„Ich hatte versprochen, sonntags mit einem Taxi nachzukommen und Maroula bei ihren Eltern abzuholen, um sie heimzufahren. Aber Maroula wollte schon am Samstag zurückkommen. Ich schäme mich heute sehr dafür, aber damals war ich erleichtert darüber, denn so konnte ich auch am Sonntag in der Klinik sein. Es war gerade ein Oberarztposten ausgeschrieben worden, den ich um jeden Preis haben wollte, sodass ich noch mehr als sonst gearbeitet habe.“
Müde rieb er sich das Gesicht. Als er die Hände herunternahm, wandte er sich wieder an Cathy. „Ich habe noch kurz darüber nachgedacht, ob die Fahrt über die engen, kurvigen Straßen wohl zu anstrengend für Maroula sein würde, denn sie war im siebten Monat schwanger. Aber mein Job war mir wichtiger.“
„Sie war schwanger?“, wiederholte Cathy leise und wünschte sich im gleichen Augenblick, sie hätte geschwiegen.
„Ja. Du hast mich bei unserem ersten Treffen gefragt, ob ich Kinder habe, und ich habe geantwortet, dass es nicht hatte sein sollen …“ Er zögerte. „Nun, wir erwarteten gerade unser erstes Kind.
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