Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
Auf dem Ultraschall war bereits zu sehen, dass es ein Junge war.“
Cathy spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sollte sie ihn bitten, nicht weiterzusprechen? Sie wollte keine Einzelheiten über den tragischen Tod seiner Frau und seines ungeborenen Kindes hören.
„Maroula fuhr also allein zurück. Es regnete heftig. Die Straße war kurvig und führte durch eine enge Schlucht. Der Mann im Wagen hinter ihr erzählte mir später, dass ein großer Lkw Schwierigkeiten gehabt hatte, um eine sehr enge Kurve zu kommen, und daher auf die Gegenfahrbahn geraten war. Sie sind frontal zusammengestoßen. Maroula hatte keine Chance.“
Es war jetzt so leise, dass Cathy das Ticken der Uhr hören konnte. Sie wagte es weder, zu sprechen, noch, sich zu rühren.
Yannis hatte sich aufrecht hingesetzt und starrte mit reglosem Gesicht in den Garten, während in seinem Inneren Wut, Schmerz und Verzweiflung tobten. „Die Polizei hat mich in der Klinik angerufen. Sie sagten, ein Rettungswagen bringe Maroula in die Notaufnahme. Ich rannte ihnen entgegen, doch als sie ankamen, hatten die Rettungsassistenten Maroula bereits ein Tuch über das Gesicht gelegt.“
„Oh nein!“ Cathy presste sich die Hand auf den Mund, um ein Schluchzen zu ersticken.
„Maroula war tot und unser Baby ebenfalls. In dem Augenblick des Zusammenstoßes mit dem Lkw hatte ich sie beide für immer verloren.“
4. KAPITEL
Als er schließlich schwieg, streckte Cathy instinktiv ihre Arme nach Yannis aus. In diesem Augenblick war es nicht mehr wichtig, dass sie damit ihren Schutzschild aufgab und die Grenze ihrer platonischen Freundschaft überschritt.
Er sah das tiefe Mitgefühl in ihrem Blick und konnte seine Tränen nicht länger zurückhalten. All seine Beherrschung fiel von ihm ab, und er wollte nur noch eines: Cathys tröstende Umarmung, die sich erstaunlich richtig anfühlte.
Als sie ihn an sich drückte, liefen auch ihr Tränen die Wangen hinunter. Sein Schluchzen ließ sie verzweifeln. Wie gern hätte sie ihm ein wenig von seiner Trauer abgenommen, doch sie wusste nicht, wie sie es anstellen sollte. Diese Hilflosigkeit war furchtbar.
Endlich hatte er sich ein wenig beruhigt und setzte sich auf. „Es tut mir leid“, murmelte er mit belegter Stimme. „Ich habe nicht mehr geweint, seitdem ich ein kleiner Junge war.“
„Vielleicht hättest du schon viel früher weinen sollen“, bemerkte sie.
„Ach, Cathy, du warst mir eine so große Hilfe!“, sagte er leise und sah ihr in die Augen, während er sie in seine Arme zog. Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie sanft auf die Lippen. „Danke, dass du heute Abend hier bei mir bist. Zum ersten Mal seit Jahren kann ich mir vorstellen … wieder eine Zukunft zu haben.“
Als er sie an sich drückte, spürte sie überdeutlich seine starken Muskeln. Trotz der aufwühlenden Dinge, die er ihr erzählt hatte, reagierte ihr Körper unmissverständlich auf ihn. Sie wollte mit Yannis zusammen sein. Jetzt.
Doch noch bevor sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, wusste sie, dass dieser Wunsch vollkommen unpassend war. Schließlich hatten sie gerade eben gemeinsam um Maroula und ihr ungeborenes Kind geweint.
Abwartend sah sie ihn an und wagte es nicht, etwas zu sagen.
Einen unendlich erscheinenden Augenblick später ließ Yannis sie schließlich los und stand auf. „Es ist inzwischen so spät, dass du kein Taxi mehr bekommen wirst. Da Rose bei Anna gut aufgehoben ist, schlage ich vor, dass du hier übernachtest. Unsere Unterhaltung über die Tragödie meines Lebens war sicher auch für dich sehr anstrengend. Du kannst in meinem Gästezimmer schlafen, und morgen bringe ich dich in aller Frühe nach Hause.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er ihre Hand, zog Cathy zurück ins Haus und die große Treppe hinauf. Die Vorstellung, mit Yannis die Nacht zu verbringen, war ausgesprochen verführerisch. Doch Cathy hatte dazugelernt. Dave hatte dafür gesorgt, dass sie niemals wieder einem romantischen Impuls nachgeben würde.
Yannis gab ihr einen flüchtigen Kuss, bevor er die Tür zum Gästezimmer öffnete und das Licht anschaltete. Da er in der Türöffnung stehen blieb, war Cathy klar, dass er sie allein lassen würde. „Du wirst hier alles finden, was du brauchst. Schlaf gut.“ Schon hatte er die Tür geschlossen.
Während Cathy sich in dem geschmackvoll eingerichteten Raum umsah, hörte sie, wie seine Schritte sich entfernten. Seufzend streifte sie ihre Schuhe ab und ging barfuß über den
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