Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
einmal etwas auszuruhen. Und danach bestelle ich dir ein Taxi, und du gehst früh schlafen.“
Er hatte vermutlich recht. Sie sollte erst ein wenig abschalten, denn es war wirklich ein anstrengender Tag gewesen.
„Okay. Aber nur ein Drink, und dann …“
„Ja, natürlich. Ich verstehe, Cathy.“
Auf dem Weg nach draußen hatte Yannis noch immer seinen Arm um ihre Schultern gelegt. Es war schön, so umsorgt zu werden. Dieses Gefühl von Geborgenheit hatte Cathy bisher bei keinem ihrer Männer verspürt. Alle ihre früheren Partner hatten in erster Linie Spaß haben wollen. Und natürlich Sex. Um Cathys Bedürfnisse hatten sie sich nie gekümmert, und so hatte sie dieses Verhalten irgendwann als normal empfunden.
Seite an Seite spazierten sie nun zum Hafen hinunter. Seine Hand berührte ihre dabei nicht, denn hier auf Xeres wurde gern und viel getratscht. Sie waren einfach nur gute Freunde und Kollegen, die nach der Arbeit etwas trinken gingen.
Er wählte einen Tisch direkt am Wasser aus. Da die Plastikstühle noch nass waren, kam sofort ein junger Kellner herangeeilt, um sie mit einem Handtuch abzutrocknen.
„Sieh dir die weißen Schaumkronen auf den Wellen an“, sagte Yannis und deutete aufs Wasser. „Das Meer ist noch immer unruhig“
Verstohlen strich sie sich durch ihr zerzaustes Haar. Sie hatte sich nicht die Zeit genommen, es zu trocknen, sodass es ganz lockig geworden war.
Yannis streckte seine Hand aus und berührte eine Haarsträhne, die sich gelöst hatte. „Lass dein Haar doch offen. Ich habe heute mehrmals darüber nachgedacht, was für eine Schande es ist, dein herrliches Haar unter dieser hässlichen OP-Haube zu verstecken.“
„Ich finde es im Augenblick alles andere als herrlich“, widersprach Cathy verlegen.
„Glaub mir, es sieht sehr schön aus.“ Er strich durch ihr frisch gewaschenes Haar und lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück, um diese wundervolle Frau zu betrachten, die gerade dabei war, ihm sein Leben zurückzugeben.
Als der Kellner wieder an ihren Tisch kam, bestellte Yannis eine Flasche Wein und einen Vorspeisenteller. Fragend sah er Cathy an.
Sie zögerte und überlegte, wie lange es wohl dauern würde, bis das Essen gebracht wurde. Doch dann bemerkte sie, wie hungrig sie war. „Ich schätze, es ist eine gute Idee, etwas zu essen. Seit dem Frühstück hatte ich keine Zeit mehr dazu.“
Yannis nickte zustimmend. „Es geht nichts über einen guten Wein und etwas Leckeres zu essen, wenn man sich entspannen möchte.“ Er nickte dem Kellner zu, der sich eilig auf den Weg in die Taverne machte.
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und genossen das Abendlicht. Von den Nachbartischen drangen Wortfetzen zu ihnen herüber.
„Schrecklicher Unfall!“
„Der Fahrer des Sportwagens wurde aus dem Hafenbecken gefischt.“
„Schlimme Verletzungen.“
„Im Krankenhaus natürlich.“
Yannis lehnte sich zu Cathy hinüber. „Anscheinend wissen die Leute hier weit mehr über den Unfall und seine Folgen als wir.“
Sie lächelte und beugte sich ebenfalls über den Tisch, sodass ihre Köpfe sich fast berührten. „Wir sind ja auch nur diejenigen, die die Verletzten wieder zusammenflicken.“
Yannis sah sie an. „Vielleicht war es ein Fehler, sich an diese belebte Stelle zu setzen.“
„Überhaupt nicht!“, widersprach Cathy. „Es ist wichtig, manchmal unter Menschen zu kommen.“
„Willst du damit sagen, dass ich zu viel allein bin?“
„Na ja, ich glaube schon, dass du dich sehr zurückgezogen hast. Du hattest ein paar schlimme Jahre, doch ich finde, du solltest nun allmählich dein Einsiedlerdasein beenden.“
Sie griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck Weißwein. War sie zu weit gegangen mit ihren Worten? Doch Yannis schien ihr die Forschheit nicht übel zu nehmen.
Nachdem der Kellner das Essen gebracht hatte, machten sie sich über die köstlichen Vorspeisen her. Während sie genüsslich Oliven, Fetakäse, griechischen Salat und Taramasalat verspeisten, unterhielten sie sich so angeregt, als wären sie seit Jahren gute Freunde.
„Jetzt geht es mir viel besser“, erklärte Cathy schließlich und legte ihre Gabel auf den Tisch. „Mir war gar nicht klar, wie hungrig ich war.“
Yannis griff über den Tisch nach ihrer Hand. „Cathy, ich fühle mich, als würde ich endlich wieder zum Leben erwachen. Du hattest vollkommen recht. Ich habe mich in den letzten Jahren viel zu sehr zurückgezogen. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, wieder
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