Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
Sie bat den Jungen, sich auf einen Stuhl zu setzen, und bezog mithilfe einer Kollegin sein Bett neu. Gerade als sie damit fertig waren, erschien ein Mann, der einen Jungen im Rollstuhl schob. Es war Michael mit seinem Vater.
„Hallo“, begrüßte sie die beiden freundlich. „Ich bin Libby Tate, die Stationsschwester. Und du musst Michael sein. Wir haben dich schon erwartet. Komm, ich zeige dir dein Bett.“
Sie half ihm hinein, und kaum hatte er es sich bequem gemacht, fing er schon mit seinen Bettnachbarn an zu plaudern.
Libby befestigte seine Krankenakte am Fußende des Bettes. „Ich habe jetzt Dienstschluss, aber der Anästhesist wird sich in Kürze mit dir unterhalten, Michael. Anschließend wird Dr. Langham-Jones dich in den Operationssaal bringen. Danach werde ich wieder nach dir sehen und erfahren, wie die Dinge gelaufen sind. Viel Glück!“
Wenig später erfolgte die Dienstübergabe. Libby warf sich ihre Jacke über und ging hinaus zum Parkplatz zu ihrem Auto.
War es Einbildung von ihr, oder waren ihre Schritte deutlich beschwingter?
Tatsächlich. Ihr Herz hüpfte ebenso. Es war einfach lächerlich. Immerhin handelte es sich gar nicht um ein echtes Date, nur um ein vorgetäuschtes. Sie hatte absolut keinen Grund, so aufgeregt zu sein.
Aber sie war es.
2. KAPITEL
Das Kleid war einfach traumhaft. Die schillernden Blau- und Olivtöne erinnerten an das stürmische Meer.
Amy, die Libby gerade das Haar hochgesteckt und ihr eine passende Halskette umgelegt hatte, trat ein paar Schritte zurück und betrachtete sie kritisch. „Traumhaft“, kommentierte sie.
„Im Ernst?“ Libby hob das Vorderteil etwas an, weil sie den Ausschnitt zu gewagt fand, doch Amy klopfte ihr auf die Finger.
„Lass das. Du hast einen tollen Busen, auf den du stolz sein kannst. Zeige ihn und halte den Kopf hoch – so ist es besser. Wunderbar. Du wirst sie alle von den Socken reißen.“
Libby rückte ihren BH zurecht. „Meinst du wirklich, ich kann so gehen?“
Amy verdrehte nur die Augen und drapierte einen zartrosa Pashminaschal um die Schultern der Freundin. „Super. Damit kannst du notfalls dein Dekolleté bedecken, wenn es dich stört. Aber verliere den Schal nicht. Hat mich ein Vermögen gekostet und ist das einzige wirklich extravagante Stück, das ich besitze. Du kannst ihn auch morgen zu dem Schwarzen tragen. Zieh es mal an, ja?“
Libby vertauschte Amys meergrünes Kleid mit ihrem eigenen kleinen Schwarzen. Es hatte einen klassischen, zeitlosen Schnitt, war vorne hochgeschlossen und hatte im Rücken einen V-Ausschnitt. Der Rock ging ihr bis knapp übers Knie und hatte hinten einen Schlitz. Allerdings saß es etwas enger als vor Weihnachten.
Sie zog den Bauch ein und seufzte. „Ich muss in der letzten Zeit zugenommen haben. Es ist zu eng.“
„Es sieht super aus“, widersprach Amy. „Sehr sittsam und trotzdem sehr sexy.“
„Es soll nicht sexy aussehen, sondern seriös.“
„Das ist es trotzdem. Einfach perfekt.“
Libby gab es auf. Sie hatte auch gar keine Zeit mehr. „Gut. Kann ich jetzt gehen? Ich muss noch meine Jeans trocken kriegen, damit ich sie morgen früh einpacken kann. Wir fahren um sechs Uhr schon los, dabei muss ich bis fünf arbeiten. Da wasche ich meine Haare besser heute Abend noch und packe – bis auf die Sachen, die noch in der Waschmaschine sind. Mann, warum bin ich auch nicht besser organisiert!“
„Du wirst schon noch alles auf die Reihe kriegen. Nun geh schon, damit du fertig wirst und genügend Schlaf bekommst. Sonst hast du morgen schwarze Ringe unter den Augen.“
Schlaf? Unmöglich. Libby wusste jetzt schon, dass sie kein Auge zutun würde.
Als sie nach einer schlaflosen Nacht am nächsten Morgen auf die Station kam, war Andrew bereits da und unterhielt sich gerade mit Lucas’ Eltern. Er lächelte, als ihre Blicke sich trafen, und ihr Herz schlug einen Salto.
Einfach lächerlich! schalt Libby sich. Sie ignorierte ihn und ging, um ihre Kollegin vom Nachtdienst abzulösen.
Andrew schaute ihr kurz hinterher. Am liebsten hätte er das Gespräch abgebrochen und wäre ihr nachgegangen. Doch Lucas’ Eltern machten sich trotz seiner Fortschritte immer noch große Sorgen um ihren Sohn. Sie zu beruhigen und ihnen zu versichern, dass alles in Ordnung kommen würde, war im Moment wichtiger als sein Wunsch, mit Libby zu reden.
Später fand er sie auf der Schwesternstation. Ihr Lächeln wärmte ihn wie Sonnenstrahlen. Andrew stützte sich mit den Armen auf den Tresen, froh
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