Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
Ellie hatten verstanden.
Ob Sarah es auch verstehen würde?
Sarah spürte ihren Körper nicht mehr. Vor lauter Erschöpfung und vom langen Stillsitzen fühlte sie sich wie betäubt. Doch sie sah, wie Rick hereinkam und sich einen Stuhl an die gegenüberliegende Bettseite heranzog. Dann nahm er Joshs andere Hand, schaute auf, und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit begegneten sich ihre Blicke.
Sarah, die merkte, dass sie ihren Kopf doch noch bewegen konnte, nickte langsam. Sogar ihr Mund brachte ein ganz kleines Lächeln zustande, was ihr eigenartig erschien.
Aber das hier fühlte sich richtig an. Deshalb besiegte sie die Betäubung und streckte eine Hand über die Bettdecke zu Rick aus. Er tat dasselbe, sodass ihre Hände sich berührten und sie die Finger miteinander verschränkten.
Sie bildeten einen Kreis, in dem sie alle miteinander verbunden waren.
Sarah spürte Joshs kleine Hand in ihrer, und Rick wiederum hielt ihre Hand umschlossen. Es war viel mehr als eine körperliche Berührung. Zeit und Raum hatten jegliche Bedeutung verloren. Die Welt schien den Atem anzuhalten, während etwas vollkommen Neues geboren wurde.
Etwas, das sie alle drei einhüllte: Lachen, Weinen, Wärme, Trost und Stärke.
Liebe.
Liebe in ihrer reinsten Form strömte in diesem Kreis durch ihre Hände. Als Sarah den Blick hob und Rick ansah, schien der Strom schneller zu fließen. Plötzlich wirkte alles heller und klarer.
Ein Teil davon schmerzte. Vielleicht, weil sie die Wahrheit in Ricks dunklen Augen erkannte. Sarah hatte gewollt, dass er sich mehr engagierte, als lediglich Knochenmarkspender zu sein. Sie hatte ihn dazu gedrängt, seinen Sohn kennenzulernen und eine emotionale Bindung zu ihm aufzubauen. Nun, ihr Wunsch hatte sich erfüllt. Ricks Liebe für Josh und der Schmerz, den er durchlitt, waren ebenso greifbar wie seine Anwesenheit in diesem Raum. Und sein Schmerz war auch ihr Schmerz.
„Es tut mir leid“, flüsterte Sarah.
„Was denn?“
„Ich habe dir so viel zugemutet, und vielleicht ist es …“ Sie verstummte.
Sprich es nicht aus, las sie in Ricks Blick. Denk nicht mal dran.
„Mir tut es nicht leid“, sagte er. „Das darfst du niemals glauben.“
Sein sanftes Lächeln war fast zu viel für sie. Er meinte es wirklich ernst. Sarah schaute weg, um sich wieder auf Josh zu konzentrieren. Sie durfte jetzt nicht zusammenbrechen. Sie musste durchhalten.
Rick erkannte, dass sie all ihre Kraft zusammennahm, um sie Josh zu geben.
In diesem Moment wurde ihm bewusst, wie sehr er diese Frau liebte. Natürlich konnte er ihr das jetzt nicht sagen, denn dies war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort dafür.
Er konnte nur versuchen, ihr zu zeigen, dass er auf Dauer bei ihnen bleiben würde. In guten wie in schlechten Zeiten. Indem er für sie da war, ihre Hand hielt und ihr etwas von seiner Stärke weitergab.
Er hatte genug für sie beide.
Für alle drei.
Als Katie bei Tagesanbruch in das Zimmer kam, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Josh lag blass und reglos im Bett. Sarah hatte den Kopf auf einen Arm gelegt, genau wie Rick. Obwohl alle schliefen, hielten sie sich noch immer an den Händen.
Ein paar Minuten später lächelte Katie wieder vor sich hin. Joshs Fieber war gesunken, und er atmete fast normal.
Die Krise war offenbar überstanden.
Gesundheitlich machte Josh in den nächsten Tagen stetig Fortschritte, aber er war unglücklich. Zu schwach, um irgendetwas auch nur halbwegs Interessantes zu tun. Selbst eine DVD anzuschauen, überforderte ihn.
„Ich hasse es, krank zu sein“, klagte er.
„Ich weiß, Schatz. Aber es wird jeden Tag ein bisschen besser“, meinte Sarah beschwichtigend.
„Ach, ich werde ja doch nur wieder krank.“
„Hoffentlich nicht.“ Sie lächelte. „Deine roten Blutzellen werden immer mehr. Dr. Mike war heute Morgen sehr zufrieden, oder? Er hat gesagt, dass das neue Knochenmark mit seiner Arbeit angefangen hat, und darum geht es dir besser.“
Doch Josh hörte ihr nicht zu. Mit den Händen betastete er seinen Kopf, und Tränen schossen ihm in die Augen. „Ich hab überhaupt keine Haare mehr. Ich bin ein Freak!“
„Es wächst wieder nach.“
„Nein, tut es nicht.“ Er weinte. „Ich will … Ich will meine Mum.“
Sarahs Herz krampfte sich schmerzlich zusammen. „Ich bin doch da, mein Kleiner.“
„Du tust ja bloß so, als wärst du meine Mum.“ So deprimiert hatte sie Josh noch nie erlebt. „Und Rick ist auch nicht wirklich mein
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