Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
frei waren. Jet legte seine Hände um ihren Oberkörper, wobei er gar nicht merkte, dass er ihre Brüste umfasste, während er darauf achtete, ob ihre Lungen sich füllten. Beide Seiten gleich gut? War die Atmung zu schnell oder zu langsam?
Becca war so klein.
So zerbrechlich.
Ihre Atmung schien in Ordnung zu sein. Schnell tastete Jet ihren Unterleib ab und überprüfte ihre Beine auf gebrochene Knochen oder eine mögliche starke Blutung. Erstaunlicherweise fand er nichts. Als er ihren linken Unterarm abtastete, schrie Becca jedoch auf und öffnete die Augen.
„Schon gut“, meinte er. „Du hast dir den Arm verletzt.“
Vermutlich war er gebrochen, da sie die Instrumente beim Aufprall so heftig gepackt hatte. Ihr Fluganzug war zerrissen, und sie blutete stark. Jet riss den Ärmel weiter auf und band mit den Streifen die Wunde ab. Für mehr war jetzt keine Zeit. Sie mussten dringend hier raus.
„Becca hörst du mich?“
Sie machte die Augen auf, sagte aber nichts.
„Tut dir der Nacken weh?“
Stumm rollte sie den Kopf von einer Seite zur anderen.
„Kannst du deine Füße bewegen?“
Jet war bereits dabei, ihr vorsichtig den Helm abzunehmen und das Gurtgeschirr zu lösen. Die Fragen kamen eigentlich eher automatisch. Selbst wenn sie ernsthafte Hals- oder Wirbelsäulenverletzungen davongetragen haben sollte, musste er Becca hier rausholen.
Die Tür auf der Pilotenseite war an einen Felsen gedrückt und die Nase des Hubschraubers leicht nach vorn geneigt. Ein zweiter großer Felsen blockierte die Beifahrertür. Es blieben also nur noch die Seitentür zur Kabine und die Heckklappe als Fluchtweg. Allerdings würde es wertvolle Zeit kosten, dorthin zu gelangen. In diesem Augenblick wurden sie von einer Welle erfasst, die das Heck anhob, sodass Jet das Gleichgewicht verlor.
Becca hatte die Augen weit aufgerissen, und ihr Gesicht wurde von dem unheimlichen rötlichen Licht draußen beleuchtet. Das furchterregende Krachen des Vulkanausbruchs übertönte fast das grauenvolle Knirschen von Metall auf Fels. Offenbar wurde ihr plötzlich klar, was passiert war und wo sie sich befanden.
Jet sah die Angst in ihrem Blick. Ein neuer Adrenalinstoß schoss durch seine Adern, verbunden mit dem drängenden Impuls, sie zu schützen. Er drehte sich um, stützte sich an der Sitzrückenlehne ab und trat mit seinen Stahlkappenstiefeln den Rand des Lochs in der Plexiglaskuppel weiter ein, um es zu vergrößern. Groß genug, dass er mit einer kleinen Frau auf den Armen hindurchklettern konnte.
Die Welt war eingestürzt und drohte sie zu zermalmen, und Becca konnte nichts dagegen tun.
Solche Angst hatte sie nicht mehr erlebt, seit sie erfahren hatte, dass Matt sterben würde.
Damals hatte niemand sie in die Arme genommen und ihr geholfen, als wäre er imstande, das Chaos und den Schmerz von ihr fernzuhalten. Vielleicht war es auch nur Einbildung, aber wenn sie schon sterben musste, dann war es ihr lieber, von zwei starken Armen gehalten zu werden, als allein im Pilotensitz des Helikopters zu kauern.
Anscheinend hatte sie beim Aufprall das Bewusstsein verloren, und ihre Erinnerung an die letzten Sekunden davor war nur noch bruchstückhaft und seltsam. Genauso wie beim Aufwachen.
Jets Hände auf ihren Brüsten, an ihrem Unterleib. Wie er ihren gesamten Körper abtastete. Sie hatte gespürt, dass es seine Hände waren. Becca hatte immer gewusst, wie es sich anfühlen würde, wenn er sie berührte, weil es in ihren Träumen so oft geschehen war. In der Realität fühlte es sich allerdings weniger intensiv an, da sie in ihren Träumen immer nackt gewesen war.
Der heftige Schmerz, der sie durchzuckte, als Jet ihren Arm bewegte, hatte jedoch jedes angenehme Gefühl schlagartig vertrieben. Sie war davon so hellwach geworden, dass sie sofort begriff, wo sie war und was um sie herum passierte. Das eigenartig rötliche Licht musste von der geschmolzenen Lava aus dem nahegelegenen Vulkan stammen. Das Wrack ihres Hubschraubers war höchst instabil, und in regelmäßigen Abständen kam ein Schwall Meerwasser herein, das ihre Füße umspülte.
Da machte der Schmerz einer tödlichen Angst Platz, die sich noch verstärkte, als Becca beobachtete, wie Jet die Plexiglasüberreste vor ihnen wegtrat. Wollte er sie hier etwa allein zurücklassen? Die Furcht drohte sie zu überwältigen.
Aber dann beugte er sich zu ihr und hob sie hoch. Becca schaukelte heftig hin und her, während Jet das unglaublich schwierige Manöver begann, mit seiner
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