Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
Bier-Nachschub so lange auf sich warten ließ. Augenblicklich hatte Jet sie losgelassen und war so schnell zurückgewichen, dass er fast an der Kühlschranktür hängen geblieben wäre. Für den Rest des Abends hatte er Becca keines Blickes mehr gewürdigt. Dass er sie so ignorierte, nachdem sie das Risiko eingegangen war, ihn zu küssen, hatte sie tief verletzt.
Bei der Erinnerung daran schwand ihr Lächeln schlagartig. Es ließ sich nicht mehr verhindern, dass all die Dinge, die bisher in ihrem Innern verschlossen gewesen waren, nun an die Oberfläche drangen.
Jet schnaubte ungeduldig. „Dein Langzeitgedächtnis ist zu gut. Na schön, dann erinnere dich an diese Sachen, weil ich dich in ein paar Minuten danach fragen werde: ein brauner Hund, die Zahl sechs und der Name Reginald. Der ist nur unwesentlich besser als Frederick“, setzte er ironisch hinzu. „Und jetzt lass mich deinen Arm anschauen. Er hat vorhin geblutet.“
Erst jetzt bemerkte Becca, dass Jet ihn ihr behelfsmäßig abgebunden hatte. Natürlich wollte er deshalb ihren Bewusstseinszustand prüfen. Sie wusste überhaupt nicht, dass er ihren Fluganzug zerrissen hatte, um einen Druckverband daraus herzustellen.
Kaum lockerte er die Stoffstreifen, begann die Wunde wieder heftig zu bluten.
„Das muss genäht werden“, brummte er.
Becca erschrak, als sie sah, wie ihr Blut ihm über die Hände strömte, während er ihren Arm abtastete.
„Du hast keine Handschuhe an.“
Jet hob die Brauen. „Gibt es da vielleicht etwas, was du mir sagen willst?“ Tadelnd schnalzte er mit der Zunge. „Rebecca Harding, was hast du angestellt?“
Er neckte sie so wie damals, als sie mit aufgeschlagenen Knien oder schmutzigen Kleidern ins Haus gekommen war. Nur dass es sich diesmal um ein Thema für Erwachsene handelte. Becca, die bisher gefröstelt hatte, spürte, wie ihr die Wangen heiß wurden.
„Gar nichts.“ Leider war das die Wahrheit, aber was ging es ihn an, dass sich in ihrem Liebesleben schon so lange nichts mehr abspielte? Diese Demütigung wollte sie nicht auch noch ertragen.
„Jedenfalls nicht in letzter Zeit“, fügte sie daher in möglichst beiläufigem Ton hinzu. „Keine Angst, du wirst dir schon nichts wegholen. Aber das ist keine gute medizinische Praxis, oder?“
„Ich schätze, das ist im Moment unsere geringste Sorge.“ Jet band die wasserabweisenden Stoffstreifen wieder fest. „Beweg mal deine Finger.“
Das Ergebnis war nicht besonders eindrucksvoll.
„Tut weh, stimmt’s?“
Achselzuckend erwiderte Becca: „Ein bisschen, aber ich komm schon damit klar. Was ist denn mit deinem Kopf passiert? Du blutest nämlich auch.“
Jet ließ sich jedoch nicht von einer sorgfältigen Untersuchung ihres Arms und des Handgelenks abhalten. Behutsam bog er ihre Hand.
„Aua“, beschwerte sie sich.
„Könnt gebrochen sein“, erklärte er. „Aber vielleicht ist es auch nur eine Verstauchung. Nachdem ich die Blutung versorgt habe, lege ich dir eine Bandage an. Tut dir noch irgendwas weh?“
„Nein.“
„Wirklich?“ Eindringlich musterte er sie. „Keine Kopfschmerzen?“
„Na ja, ein bisschen.“
„Was waren die drei Dinge, die ich dir vorhin gesagt habe, und an die du dich erinnern solltest?“
„Ein brauner Hund, die Zahl sechs, und der Name war …“ Becca konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn ebenfalls zu necken. „… Frederick.“
Sie sah ihn an. Jet seufzte, doch sie war sicher, dass er ihren Versuch, die Stimmung etwas aufzuheitern, durchaus zu schätzen wusste.
„Bleib hier sitzen. Ich hole meine Ausrüstung“, meinte er.
„Was? Wo ist die?“
„Im Heli. Zusammen mit einem Haufen anderem Zeug, das ich retten sollte. Wir müssen uns schließlich noch um ein paar Verletzte kümmern, die vermutlich nicht allzu weit weg sind.“
„Aber …“ Bestürzt blickte Becca an ihm vorbei. Das Licht war inzwischen stärker geworden. Vielleicht nicht mehr ganz so rot, aber genauso unheimlich wie zuvor. Die Luft wirkte dunstig. Wegen der Asche? Becca kannte sich mit Vulkanen nicht besonders gut aus, aber Mundschutzmasken wären jetzt sicher nicht verkehrt.
Das Hubschrauberwrack war deutlich zu sehen. Ein verbogenes Rotorblatt ragte in die Höhe. Der andere Rotor schien in den Felsen festzuklemmen, sorgte aber wohl kaum für ausreichende Stabilität. Bei jeder Welle schaukelte der zerstörte Helikopter auf und ab.
„Du kannst da nicht wieder reingehen“, protestierte Becca. „Das ist viel zu
Weitere Kostenlose Bücher