Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
geworfen wurde. Sondern genau da, wo Max vorhin seinen Wagen geparkt hatte, lag nun die leblose Gestalt eines Mannes. Er trug Jeans, ein Bein war in einem merkwürdigen Winkel gekrümmt, und ein stark tätowierter Arm lag unter seinem Kopf. Ellie sah, dass der Manager aus seinem Büro herbeigerannt kam. Unvermittelt blieb er stehen und starrte fassungslos auf den Boden. Die Frau oben kreischte immer noch.
Die Szene wirkte wie eingefroren. Der Mann auf der Erde regte sich nicht, und auch der Motelmanager, ein älterer Mann, war offenbar zu keiner Bewegung fähig.
Ellie riss ihre Tür auf. „Rufen Sie einen Krankenwagen“, schrie sie dem Manager zu. „Und die Polizei.“
„Neiiiin!“ Das Gekreische von oben ging in Worte über. „Es war ein Unfall. Ich wollte doch nicht … Oh, mein Gott … Nigel …“ Man hörte die Schritte der Frau, die oben auf dem Laubengang entlanglief. Sie schluchzte heftig. „Du bist doch nicht tot. Bitte, du darfst nicht tot sein!“
War er tot? Das Blut gefror Ellie in den Adern. Sie wollte mit ihrem unschuldigen Baby nicht hier sein, mit einem toten Mann vor ihrer Tür. Der Motelmanager war wieder in seinem Büro verschwunden, vermutlich um Notarzt und Polizei zu rufen. Andere Gäste kamen aus ihren Zimmern gelaufen, schienen aber alle nicht recht zu wissen, was sie tun sollten.
Vielleicht war Ellie hier die Einzige mit einer medizinischen Ausbildung. Nach einem gequälten Blick auf ihr schlafendes Kind ging sie nach draußen und schob sorgfältig die Tür hinter sich zu. Das Mindeste, was sie tun konnte, war, dafür zu sorgen, dass die Atemwege des Verunglückten frei waren, und seine Halswirbelsäule zu schützen. Es würde ja sicherlich nur ein paar Minuten dauern, bis der Krankenwagen eintraf.
„Hallo.“ Sie hockte sich neben die ausgestreckte Gestalt des Mannes und berührte ihn leicht an der Schulter. „Können Sie mich hören?“
Keine Reaktion, aber das hatte Ellie auch nicht erwartet. Bei einem Sturz aus dem ersten Stockwerk auf eine Betonplatte waren schwere Kopfverletzungen und Wirbelsäulenverletzungen vorprogrammiert. Womöglich konnten sie sogar tödlich sein.
Vorsichtig hob sie sein Kinn gerade weit genug, damit seine Atemwege frei waren. Dann beugte sie sich zu ihm hinunter, die Wange dicht vor seinem Mund, um einen Atemhauch zu spüren. Mit den Fingern an seinem Hals versuchte sie einen Puls zu fühlen, während sie gleichzeitig beobachtete, ob sich der Brustkorb des Verletzten bewegte.
Inzwischen stand auch die Frau daneben. Mit hemmungslosem Schluchzen fiel sie auf die Knie.
„Fassen Sie ihn nicht an“, sagte Ellie warnend. „Er darf sich nicht bewegen, falls seine Wirbelsäule verletzt ist.“
„Er ist tot“, jammerte die Frau. „Ich hab ihn umgebracht. O Gott!“
„Er ist nicht tot. Er atmet, und er hat einen guten Puls.“ Ellie schaute auf und blickte in die Runde der Umstehenden. „Kann jemand bitte mal eine Decke bringen? Und vielleicht ein paar Handtücher. Und fragen Sie nach, wie’s mit dem Krankenwagen aussieht.“
„Er ist unterwegs.“ Der Motelmanager war wieder aufgetaucht. „Sie kommen, so schnell es geht.“
„Gut. Könnten Sie mit den Händen seinen Kopf gerade halten?“ Ellie zeigte ihm, wie er den Hals des Mannes stabilisieren sollte. „Halten Sie ihn so ruhig wie möglich. Sobald wir Handtücher kriegen, mache ich noch eine Unterlage, um ihn zu stützen. Jetzt überprüfe ich erst mal, ob irgendwelche Blutungen vorhanden sind.“
Jemand kam mit einem Stapel Handtücher und einigen Plastiktüten auf sie zugelaufen.
„Ich konnte keine Handschuhe finden“, stieß die Frau atemlos hervor. „Aber ich hab mal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Da haben sie gesagt, dass Plastiktüten auch gut sind.“
„Danke.“ Ellie hatte gar nicht an ihre eigene Sicherheit gedacht. Sie zog sich zwei Plastiktüten über die Hände, und gleich darauf war eine davon völlig mit Blut verschmiert.
Der Verletzte blutete stark aus einer Wunde an der Unterseite seines Oberarms. Ellie drehte den Arm, und ein heftiger Blutschwall aus einer großen Schnittwunde zeigte ihr, dass eine Arterie betroffen war. Sie presste die Hand auf die Wunde. Ellie konnte zwar keine weiteren Blutungen erkennen, aber dafür einen offenen Bruch am Knöchel. Um eine Infektion zu verhindern, musste die Stelle abgedeckt werden. Außerdem brauchte der Mann eine Decke. Falls er in einen Schockzustand geriet, war es nötig, ihn warm zuhalten.
„Wie ist das
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