Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
diagnostischen Untersuchungen und dann die Chemotherapie. Ich habe sozusagen auf der Kinder-Onkologie gelebt.“
„Hat er gut auf die Chemo angesprochen?“, erkundigte sich Jet.
Sarah schüttelte den Kopf. „Viel zu langsam. Es hat lange gedauert, bis sie anschlug. Und dann bekamen wir die Nachricht, dass Josh als Kandidat für eine Knochenmarkstransplantation gilt.“
Aufmerksam hörte Rick zu. Er sah, wie sich die quälenden Erfahrungen auf ihren feinen Gesichtszügen widerspiegelten, und hätte Sarah am liebsten in die Arme genommen. „Deshalb seid ihr dann nach Amerika gefahren, um einen Spender zu finden?“
Sie sah ihn kurz an, doch er konnte ihren Blick nicht deuten. Mit verschlossener Miene schaute sie zu den überall im Garten verstreuten Gästen hinüber, von denen viele ein Sektglas in der Hand hielten. Andere hatten voll beladene Teller, nachdem sie sich an dem fantastischen Nachmittagsbuffet bedient hatten. Auf silbernen Etageren gab es dort alles von herzhaften Häppchen und Sandwiches bis hin zu köstlichen kleinen Cup Cakes, die mit Herzchen verziert waren.
Rick folgte Sarahs Blick und entdeckte Josh auf den breiten Terrassenstufen neben Max, der gerade Mattie ein Fläschchen gab.
Vermutlich wollte Sarah nicht über dieses Thema sprechen, wenn Josh sich in Hörweite befand.
„Wir haben gehört, dass das nicht geklappt hat“, fuhr Rick vorsichtig fort. „Aber in Auckland hattet ihr mehr Erfolg, oder?“
„Was?“ Erschrocken sah sie ihn mit ihren dunkelblauen Augen an. „Wie kommst du denn darauf?“
Rick seufzte leise. Er wollte doch nur sein Interesse zeigen. Ob sie immer so empfindlich war?
„Ellie hat erzählt, dass Josh im Krankenhaus war, mehr nicht. Ich wusste, dass ihr wegen einer weiteren Spendermöglichkeit in Auckland gewesen seid. Und ich dachte, das wäre wegen einer Knochenmarkspende.“
„Nein.“ Sarah atmete tief durch. „Er ist krank geworden. Lungenentzündung. Wahrscheinlich hat er sich den Infekt auf dem Rückflug geholt.“
Wieder beobachtete sie Josh. Ellie saß jetzt auch auf den Stufen und sprach mit ihm. Danach stand sie auf und kam auf Sarah und die beiden Männer zu. Zwischen den dreien herrschte auf einmal angespannte Stille.
Als Ellie sie erreichte, wandte sie sich an ihre Freundin. „Sarah, es tut mir leid, aber Josh geht es nicht gut. Er sagt, er hat Kopfschmerzen, und er glaubt, dass er sich übergeben muss.“
„Oh nein!“ Sarah wurde blass.
„Vielleicht waren es einfach nur zu viele Schokoladen-Eclairs und zu viel Sonne, aber …“ Ellie beendete den Satz nicht. Sie alle wussten, dass es auch etwas sehr viel Schlimmeres bedeuten konnte.
„Ich muss ihn untersuchen lassen.“ Tränen schossen Sarah in die Augen. „Wir haben gerade erst den letzten Rückschlag verkraftet. Er wollte unbedingt gesund bleiben, damit er wieder zur Schule kann.“
„Es tut mir so leid“, meinte Ellie voller Mitgefühl. „Jet könnte euch zur Notaufnahme bringen.“ Sie drehte sich zu ihm um. „Du hast heute Abend doch Dienst, oder?“
„Ja.“
„Er kennt die Leute dort alle“, sagte sie zu Sarah. „Und er wird dafür sorgen, dass Josh in den besten Händen ist.“
„Ich komme auch mit“, erklärte Rick.
Überrascht schauten die anderen ihn an.
„Jet und ich sind zusammen in meinem Wagen hergekommen“, meinte er schnell. „Und ihr habt doch kein formelles Programm mehr geplant, oder?“ Er ließ Ellie keine Gelegenheit zu antworten. „Jet kann sich um Josh und alle notwendigen Untersuchungen kümmern, und ich kümmere mich um Sarah.“
Es fühlte sich gut an, das zu sagen. Hier ging es um ein krankes Kind und seine Pflegemutter. Rick wurde plötzlich klar, dass die „Bad Boys“ sich durch diese Hochzeit nicht auflösten. Die Gruppe wurde nur größer. Ellie gehörte dazu, und jetzt auch Sarah. Es war eine Sache der Solidarität.
Aber warum wechselten die beiden Frauen einen Blick, bei dem er das Gefühl hatte, mitten in ein Minenfeld geraten zu sein?
Mit einem seltsamen Ton in der Stimme sagte Ellie: „Ich denke, das wäre vielleicht eine gute Idee. Findest du nicht auch, Sarah?“
Sarah hatte flüchtig die Augen geschlossen, als würde sie ein Stoßgebet zum Himmel schicken. Dann öffnete sie sie langsam, sah Ellie an und wandte sich dann Rick zu.
Ihr Blick war so eindringlich, dass bei ihm alle Alarmglocken schrillten. Was zum Teufel ging hier vor sich?
„Ja“, antwortete Sarah ruhig. „Das ist sogar eine hervorragende Idee.
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