Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
Können wir jetzt bitte gleich losfahren?“
Josh hatte seine Leukämie-Diagnose hier im Queen Mary’s Hospital bekommen, und es stellte sich schnell heraus, dass er ein Lieblingspatient der Mitarbeiter aus der Kinderonkologie war, die in die Notaufnahme gerufen wurden.
Der Junge musste eine Menge über sich ergehen lassen: Bluttests, eine Röntgenaufnahme, eine gründliche körperliche Untersuchung, einen Ultraschall sowie eine Lumbalpunktion. Jet zog sich um und fing seine Schicht einfach etwas früher an, aber Rick konnte wenig tun. Mit Anzug und Fliege fühlte er sich hier ziemlich lächerlich.
Normalerweise wäre Sarah sich in ihrem langen Kleid und den Blumen im Haar sicher auch völlig fehl am Platz vorgekommen, doch sie schien es gar nicht zu merken. Ebenso blass wie ihr Neffe, war sie die ganze Zeit an seiner Seite. Obwohl sie kaum etwas sagte, schien sie froh zu sein, dass Jet und Rick sich um die Aufnahmeformalitäten kümmerten.
Josh verhielt sich genauso stoisch wie Sarah. Die Krankenhausumgebung und diese schmerzhaften Untersuchungen gehörten für beide jetzt zu ihrem Leben dazu, und sie standen alles gemeinsam durch. Mit jeder Minute spürte Rick immer deutlicher die tiefe Verbindung zwischen ihnen. Ihren Mut. Josh weinte kein einziges Mal, und Rick war überzeugt, dass dies vor allem Sarah zu verdanken war. Ihre ständigen liebevollen Berührungen. Die Art, wie sie während der schwierigsten Momente mit Josh in Blickkontakt blieb und ihm damit Kraft und Trost vermittelte, berührte etwas tief in Rick.
All seine kleinen Patienten hatten eine Familie, von der sie geliebt wurden, aber noch nie hatte er eine solche Verbundenheit erlebt. Sarah war einfach unglaublich.
Als der zuständige Facharzt Mike Randall dazukam, waren die vorläufigen Untersuchungen bereits abgeschlossen, und Josh war in ein Einzelzimmer auf der Kinderstation verlegt worden.
Überraschend tauchte zugleich auch Max auf.
„Was machst du denn hier, Mann?“, fragte Rick. „Das ist doch deine Hochzeitsnacht!“
„Ellie hat mich mit ein paar Kleidern für Sarah hergeschickt, und wir wollten auch wissen, was los ist. Wie geht es Josh?“
„Das werden wir wohl gleich hören.“ Rick wies mit dem Kopf auf Mike, der Sarah begrüßte.
„Ich hatte gehofft, dass wir uns bei einem ambulanten Termin wiedersehen“, sagte er zu ihr. „Sie sind gerade erst aus Auckland gekommen, richtig?“
„Ja, gestern“, bestätigte sie niedergeschlagen.
Beide schauten auf den schlafenden kleinen Jungen in dem Bett. An einem Finger hatte er ein Blutsauerstoffmessgerät, und von seiner stark bandagierten Armbeuge führte ein Schlauch zu dem Tropfständer.
„Am besten gehen wir raus, um ihn nicht zu wecken“, schlug Mike vor. „Ich nehme an, er wird jetzt sehr erschöpft sein.“
Sobald er seine beiden Kollegen an der Tür erblickte, zog er die Brauen hoch. „Rick, das hier ist ja nicht so ganz dein Fachgebiet, oder? Und Max, hast du nicht heute geheiratet?“
„Ja, das stimmt. Sarah war unsere Brautjungfer und Josh der Blumenjunge.“
„Ach so.“ Mike lachte. „Ich dachte schon, ihr hättet euch meinetwegen so fein gemacht.“
Nachdem er die Tür hinter sich angelehnt hatte, gingen sie zum Fenster, von wo aus sie Josh noch sehen konnten. Es herrschte Stille auf der Station, und die Gänge waren nach der abendlichen Besuchszeit nur noch schwach erleuchtet. Irgendwo fing ein Baby an zu schreien, und ein kleines Mädchen rief nach seiner Mutter.
Halblaut sagte Mike: „Wir haben natürlich noch nicht alle Befunde. Aber ich habe für morgen früh schon mal eine Knochenmarkbiopsie und ein MRT angesetzt.“
Sarah entschlüpfte ein gequälter Laut, der Rick mitten ins Herz traf.
Teilnahmsvoll sah Mike sie an. „Ich weiß, und es tut mir leid. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Sein Fieber ist gesunken, die Lunge ist frei, und die Organfunktionen sind in Ordnung. Ich vermute, die Symptome werden von einem Virusinfekt verursacht, den wir medikamentös behandeln.“
„Josh wollte nächste Woche wieder zur Schule gehen. Er meinte, er würde sogar eine Gesichtsmaske tragen, auch wenn er damit wie ein Freak aussieht“, antwortete Sarah.
Mike schüttelte den Kopf. „Wir müssen ihn erst mal eine Weile hierbehalten, um sicherzugehen, dass er wirklich fit genug ist. Wenn nicht, wird wohl wieder eine ziemlich aggressive Chemotherapie nötig sein.“
Sarah schloss die Augen, und Rick merkte, wie viel Kraft es sie kostete, sich dem
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