Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
schließlich direkt ansah, lag ein vorwurfsvoller Ausdruck in seinem Blick, so als hätte sie ihn verraten.
Sie musste schlucken. „Was glaubst du, wie alt Josh ist, Rick?“
„Sieben“, antwortete er sofort. „Oder vielleicht auch acht.“ Herausfordernd schaute er zu Max.
„Das dachte ich“, meinte dieser entschuldigend. „Aber das war bloß geraten.“
„Ich weiß, er ist ziemlich klein für sein Alter“, warf Sarah ein. „Aber er ist neun, fast neuneinhalb. Das heißt, er wurde vor über zehn Jahren in Auckland gezeugt.“
Rick starrte Max böse an. „Du hast es gewusst!“
„Erst seit gestern Abend.“ Max seufzte tief. „Ich hatte gar keine Chance, mit dir darüber zu reden. Sarah hatte versprochen, bis nach der Hochzeit nichts zu sagen. Und ich wollte dich ja vorwarnen.“
Sarah fing einen Blick von Mike auf. Ein Streit zwischen den beiden Männern war sicherlich nicht hilfreich.
„Ich bin nach Amerika gefahren, um den Mann zu suchen, dessen Name auf Joshs Geburtsurkunde angegeben war“, sagte sie daher. „Soviel ich weiß, hat meine Schwester wirklich geglaubt, dass er der Vater war. Er dachte es auch und hat sich sogar darüber gefreut. Er konnte es gar nicht erwarten, den DNA-Test zu machen, und war sehr enttäuscht, als sich herausstellte, dass Josh unmöglich sein Sohn sein konnte.“
Rick schnaubte. „Bei mir wird genau dasselbe herauskommen“, erklärte er kalt. „Nur dass ich nicht so tun werde, als wäre ich enttäuscht.“ Er schüttelte den Kopf. „Du verschwendest deine Zeit und meine noch dazu.“
Sarah fiel es schwer, ruhig zu bleiben. „Meine Schwester hieß Lucy“, sagte sie mit leicht zittriger Stimme. „Sie war zwei Jahre älter als ich, und wir sahen uns sehr ähnlich.“
Immerhin konnte er ja wohl kaum abstreiten, dass er sie attraktiv fand. Sein Interesse an ihr war heute Nachmittag mehr als offensichtlich gewesen.
„Lucy Prescott“, fuhr sie fort. „Sagt dir das was?“
„Nein“, knurrte Rick.
„Der Mann in Kalifornien konnte sich noch gut an sie erinnern. Sie hatten zwar nur eine kurze Affäre, aber er war in sie verliebt. Er sagte, er hätte gewusst, dass er mit dem vorigen Mann in Lucys Leben nicht mithalten konnte. Nach ihrer Aussage war es nur ein One-Night-Stand, aus dem auch nichts weiter geworden wäre. Aber es war wohl sehr deutlich, dass sie es sich gewünscht hätte.“
Jetzt verstand Sarah auch, warum ihre Schwester dies immer als ihr Geheimnis bewahrt hatte. Rick war etwas Besonderes und für Lucy sicher unerreichbar. Denn damals hatte sie als schüchternes Mädchen vom Land gerade erst mit ihrer Krankenpflege-Ausbildung angefangen.
„Etwa einen Monat später ist er in die USA gegangen“, erzählte Sarah weiter. „Er hat nie erfahren, dass Lucy schwanger war. Sie hat es ihm nicht gesagt, und sie hat auch nie verraten, wer der Vater war. Das fand ich erst heraus, als ich Joshs Geburtsurkunde vom Standesamt haben wollte, nachdem er krank geworden war.“
Sie schwieg, und durch den Türspalt des Zimmers hörte man einen leisen Klagelaut.
Sarah erstarrte und seufzte dann resigniert. Sie musste zu Josh zurück, damit sie bei ihm war, wenn er aufwachte. Andererseits gab es jetzt auch nichts mehr zu sagen. Sie hatte ihre Bombe platzen lassen, und nun musste sie Rick Zeit lassen, das Ganze zu begreifen.
Ehe sie sich abwandte, hielt sie seinen Blick sekundenlang fest.
„Bitte“ flehte sie im Stillen. Bitte.
Mike folgte Sarah, um nach seinem kleinen Patienten zu schauen. Also blieben Rick und Max allein im Korridor. Dann drehte Rick sich auf dem Absatz um und marschierte davon.
„Hey“, meinte Max beunruhigt. „Wo willst du hin?“
„Mir jemanden suchen, mit dem ich reden kann“, fuhr Rick ihn an. „Einen Freund, der auf meiner Seite ist.“
„Ich bin auf deiner Seite.“ Max holte ihn ein, bevor er die Aufzüge erreicht hatte. Doch anstatt auf einen Lift zu warten, stieß Rick die Tür zum Treppenhaus auf und rannte die Stufen hinunter. Max war ihm dicht auf den Fersen, aber Rick schaute nicht mal über die Schulter, als er in die Notaufnahme stürmte.
Jet horchte gerade einen Patienten in einer der Kabinen in der Nähe der Tür ab. Er blickte auf, sah den Ausdruck auf Ricks Gesicht und nahm das Stethoskop ab.
„Sie haben recht“, sagte er zu dem Assistenzarzt neben ihm. „Ordnen Sie eine Röntgenaufnahme vom Brustraum an, und verabreichen Sie Diuretika. Ich bin für ein paar Minuten im Dienstzimmer. Piepen Sie mich
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