Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
ganz fest“, sagte er zu Josh. „Du darfst nie loslassen, klar?“
„Klar.“
„Wir werden nicht sehr weit fahren. Erst mal ein bisschen näher an die Werft ran, damit du die Schiffe sehen kannst, und danach den Berg rauf. Aber das war’s dann auch. Wir machen kein Wettrennen oder so was. Okay?“
„Yep.“ Josh legte seine dünnen Arme um Ricks Taille, wobei sein Griff kräftig wirkte, was Rick beruhigend fand. „Also los.“
Sarah saß immer noch in ihrem Wagen in der Haltebucht, weinte jedoch nicht mehr. Es war beruhigend, auf die dunklen, gekräuselten Wellen im Hafen zu schauen. Außerdem war sie hier nahe genug an Ricks Apartment, um Josh innerhalb weniger Minuten zu retten, falls nötig.
Abgesehen davon konnte sie in Ruhe darüber nachdenken, was in den nächsten beiden Tagen alles zu erledigen war, bevor Josh wieder ins Krankenhaus musste. Waschen und Bügeln. Spiele, Bücher und DVDs zusammenpacken. Vielleicht ein paar Aufgaben von der Schule besorgen. Die Wohnung aufräumen. Zur Bank gehen und einen weiteren Kredit beantragen, um all die vielen Rechnungen zu bezahlen.
Bald würde Sarah auch wieder arbeiten müssen. Zwar wesentlich früher, als ihr lieb war, aber anders ging es nicht, wenn sie und Josh finanziell überleben sollten. Ihre Ersparnisse waren so gut wie aufgebraucht.
Ein Schritt nach dem andern.
Dieses Motto kam ihr dieser Tage automatisch in den Sinn, sobald ihre Gedanken sich im Kreis drehten und die Sorgen sie zu überwältigen drohten. Im Augenblick ging es bloß um diese nächste große Hürde. Nur das zählte. Wenn sie das geschafft hatten, war immer noch genug Zeit, sich zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Inzwischen war Sarah ziemlich geübt darin, in kurzen Zeitabständen zu denken. Monate wurden zu Wochen, Tage zu Stunden.
Josh befand sich vermutlich gerade auf dem Rücksitz eines furchtbar großen Motorrads, während sie hier die Möwen beobachtete, die auf den Wellen auf und ab wippten.
Sarah konnte sich gut vorstellen, wie es wäre, an Ricks muskulösen Rücken gepresst zu sein, die Arme um seine Taille gelegt, unter ihnen das Dröhnen der starken Maschine. Seltsamerweise war die Vorstellung längst nicht so erschreckend, wie sie geglaubt hatte. Im Gegenteil, unwillkürlich beschleunigte sich dabei sogar ihr Puls.
Sie musste lachen. Na ja, wenigstens ließ ihre Anspannung allmählich nach, sodass sie sich besser fühlte. Vielleicht war sie Rick gegenüber doch etwas zu hart gewesen.
Er war ein Junggeselle mit einem anspruchsvollen Beruf, der ihm wahrscheinlich wenig Freizeit für andere Dinge ließ. Zum Beispiel sein Motorrad. Oder sein Apartment. Auf der Suche nach Ricks Adresse hatte Sarah nicht auf die Umgebung geachtet. Doch jetzt fragte sie sich, weshalb er ausgerechnet hier wohnte. In einem Haus, das von außen aussah wie ein alter Speicher. Die ganze Gegend machte einen alten, leicht heruntergekommenen Eindruck. Das passte nicht so recht zum Bild des oberflächlichen Playboys, das Sarah von ihm hatte.
Sie beschloss, ein bisschen herumzufahren. Möglicherweise war ihr ja etwas Interessantes an diesem Stadtteil entgangen. Vielleicht fand sie auch ein Café, wo es guten Kaffee gab. Das wäre eine willkommene Ablenkung, und eine ordentliche Dosis Koffein konnte sie jetzt wahrhaftig gebrauchen. Falls sie innerhalb der nächsten Stunde keine Nachricht von Josh bekam, dass sie ihn abholen sollte, war das ein Zeichen dafür, dass sein Besuch bei Rick gut lief.
Dann fahre ich nach Hause und fange an, die Wohnung zu putzen, dachte sie.
Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass die Straße zu beiden Seiten frei war, setzte sie den Blinker und kehrte wieder um.
Zum ersten Mal in seinem Leben machte es Rick nervös, sein geliebtes Motorrad zu fahren. Nicht einmal bei seiner ersten Alleinfahrt mit fünfzehn war ihm so zumute gewesen.
Wenn Jet hätte sehen können, wie vorsichtig Rick fuhr, hätte er zweifellos breit gegrinst und sicher auch irgendeine Bemerkung fallen lassen, dass dieser seine Sportmaschine anscheinend gegen einen Rollator eingetauscht hatte. Aber schließlich hatte Jet auch noch nie ein Kind als Beifahrer gehabt.
Es fühlte sich komisch an. Ganz anders als die Mädels, die Rick schon so oft mitgenommen hatte. Vom Gewicht her hätte er genauso gut allein sein können, denn beim Kurvenfahren machte es überhaupt keinen Unterschied. Er spürte die Arme um seine Taille sehr genau. Bei einer hübschen jungen Frau hatte er das immer genossen.
Weitere Kostenlose Bücher