Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
„Ich bin dein Vater.“
Der Unterschied war mehr als deutlich. Ein Dad hatte eine Beziehung mit seinem Sohn. Bei einem Vater war das nicht unbedingt der Fall.
„Ich habe nichts davon gewusst“, setzte er hinzu.
„Ich weiß.“
„Das war schon eine ziemliche Überraschung.“
„Weiß ich auch.“ Josh legte den Kopf zur Seite und betrachtete prüfend Ricks Gesicht. „Aber ich glaube nicht, dass du wirklich Angst hast.“
„Wer hat das denn gesagt?“
Ohne zu antworten, wandte sich der Junge ab. Er schaute aus dem Fenster, da hellte sich sein Gesicht plötzlich auf. „Schau mal, Sarah, der Hund.“
Ein großer, struppiger Hund saß draußen auf dem Gehweg so dicht vorm Fenster, dass er mit der Schnauze fast die Scheibe berührte.
„Ist der nicht cool?“
„Hmm.“
„Darf ich rausgehen und ihn streicheln? Bitte!“
„Josh, du weißt, dass du vorsichtig sein musst.“ Sarah konnte es sich im letzten Moment gerade noch verkneifen zu sagen: Damit du keine Infektion kriegst, an der du sterben könntest. Stattdessen fuhr sie mit leicht gepresster Stimme fort: „Fremde Hunde können beißen.“
„Der würde mich nie beißen“, erklärte Josh zutiefst überzeugt. „Guck ihn dir doch an.“
Dem Hund hing die Zunge aus dem Maul, und er wedelte so eifrig mit dem Schwanz, dass er den Fußweg sauber fegte. Josh rutschte von seinem Hocker, und Sarah merkte, dass Rick sie schweigend ansah. Er hatte sich von dem Hund nicht ablenken lassen und war offenbar immer noch verärgert darüber, dass jemand ihn Josh gegenüber als Feigling dargestellt hatte. Vielleicht sollte sie sich bei ihm entschuldigen?
„Na gut“, meinte sie zu Josh. „Aber nur ganz kurz, und pass bitte auf.“
Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen, sondern stürmte sofort zur Tür hinaus.
Dann sah Sarah zu Rick hinüber. „Ich habe Josh erzählt, wie beängstigend es ist, wenn bei einem plötzlich ein Kind vor der Tür steht“, sagte sie vorsichtig. „Wie das eigene Leben dadurch völlig auf den Kopf gestellt wird und all das.“
Ricks verschlossene Miene zeigte, dass er nicht die Absicht hatte, so etwas zuzulassen, und er jede Verantwortung für mögliche negative Auswirkungen ablehnte, falls seine Bedingungen nicht eingehalten würden.
Als Antwort hob Sarah lediglich die Augenbrauen, um ihn daran zu erinnern, dass diese Auswirkungen auch ihn betreffen würden.
Beide blickten aus dem Fenster. Josh hockte neben dem Hund und umarmte ihn. Voller Freude leckte das Tier dem Jungen mit seiner langen rosa Zunge einmal quer übers Gesicht. Sarah erschrak. Sie beugte sich vor, klopfte ans Fenster und schüttelte den Kopf, als Josh aufschaute. Er stieß einen tiefen Seufzer aus, und es fiel ihm sichtlich schwer, sich von dem Hund zu trennen. Er ging sogar noch einmal zurück, um das Tier ein letztes Mal zu streicheln, ehe er ins Café zurückkam. Der große Hund sah ihm sehnsüchtig nach, bis die Tür zuging, und trottete dann resigniert davon.
„Komm und trink deinen Milkshake aus“, meinte Sarah. „Danach fahren wir nach Hause. Wir haben morgen einen langen Tag vor uns.“
„Er hatte kein Halsband“, sagte Josh niedergeschlagen. „Außerdem sollte er eigentlich nicht alleine auf der Straße rumlaufen, oder?“
„Das tun hier viele Hunde“, erwiderte Rick. „Mach dir deshalb keine Sorgen, Kumpel.“ Um das Thema zu wechseln, fragte er dann: „Was habt ihr morgen vor?“
„Hauptsächlich einkaufen“, antwortete Sarah. „Wir müssen ein paar neue Harry-Potter-Filme und auch noch andere Sachen besorgen. Dann werde ich versuchen, Miss Allen, Joshs Lehrerin, zu erreichen, um von ihr einige Aufgaben zu bekommen, die ich der Krankenhauslehrerin geben kann.“
„Was?“ Josh, der gerade über dem Tresen lehnte und durch das Fenster nach dem Hund Ausschau hielt, richtete sich auf. „Muss ich etwa Extra-Aufgaben machen?“, fragte er genervt.
„Du willst doch nicht zu weit im Rückstand sein, wenn du wieder zur Schule gehst, oder?“
„Nee, lieber nicht. Sonst denken die andern Kinder, ich bin blöd.“
„Du bist nicht blöd, Josh“, erklärte Rick entschieden.
Stolz straffte Josh die Schultern. „Können wir auf dem Nachhauseweg einen Hamburger essen?“
„Mal sehen.“
„Du hast gesagt, ich kriege alles, was ich will.“
„Solange es vernünftiges Essen ist“, entgegnete Sarah. „Hamburger sind Junkfood.“
„Nicht alle“, warf Rick ein. „Es gibt sogar einen hervorragenden Hamburger-Imbiss
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