Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
Joshs Leben getreten. Ein toller Mann. Groß, gut aussehend und klug. Seine Wohnung mit der ständigen Action-Show von Lastern, Schiffen und Maschinen musste für einen Jungen das reinste Paradies sein. Er hatte eine Motorradfahrt mit Josh gemacht, besuchte ihn hier im Isolierzimmer und brachte ihm Geschenke mit.
Wenn Josh seinen Vater als die neue Sonne in seiner Welt betrachtete, war das doch eigentlich etwas Gutes. Auf jeden Fall bekam sein Leben dadurch eine neue Qualität. Durch Ricks Besuche gab es trotz dieser trostlosen Umgebung etwas, worauf Josh sich freuen konnte. Und einen Vater zu haben, dem er wichtig zu sein schien, war eine ganz neue und wunderbare Erfahrung.
Hauptsache, Rick hielt sein Versprechen, sich als Vater zu engagieren. Sarah mochte sich gar nicht die Folgen ausmalen, falls er es sich anders überlegte und aus irgendeinem Grund wieder aus Joshs Leben verschwand. Glücklicherweise schien er seine Entscheidung bisher nicht zu bereuen.
„Du weißt, dass ich nachher eine Weile weg bin, um Rick nach Hause zu fahren?“, fragte Sarah.
Noch immer hatte Josh diesen leeren Ausdruck in seinem Gesicht.
„Es dauert nicht lange. Und Katie wird in der Zeit hier sein, um dir Gesellschaft zu leisten. Das ist doch okay, oder?“
Als sie seine zitternde Unterlippe bemerkte, brach es ihr fast das Herz. Sie konnte den Jungen unmöglich allein lassen, wenn ihn das zu sehr aufregte. Aber sie hatte es Rick versprochen und wollte ihn nicht hängen lassen. Was sollte sie jetzt tun?
Sarah überlegte, und ihr Blick ging wieder zu dem Buch auf dem Bett. Sie blätterte ein paar Seiten um.
„Oh Mann, guck dir das mal an. Sieht aus wie eine Ratte mit einer Perücke.“
Josh streifte die Abbildung eines haarlosen chinesischen Schopfhundes nur mit einem flüchtigen Seitenblick, woraufhin sich Sarahs Besorgnis noch weiter verstärkte.
„Vielleicht sehe ich ja diesen Hund wieder, wenn ich Rick nach Hause bringe“, meinte sie. „Du weißt schon, der vor dem Café gesessen hat.“
Das war der rettende Einfall. Ein Funken von Interesse brachte die Lebendigkeit in Joshs Augen zurück. Sarah spürte eine schmerzliche Enge in der Herzgegend.
„Und was machst du, wenn du ihn siehst?“
Oh, da kam sie auf gefährliches Terrain. Aber sie konnte diese Leere in seinen Augen nicht ertragen.
„Wenn sich niemand um ihn kümmert, ist er vielleicht verloren gegangen. Oder er wurde ausgesetzt oder so was in der Art.“
Josh nickte. „Ja, und dann braucht er jemanden, der ihn mit zu sich nach Hause nimmt, stimmt’s?“
„Wahrscheinlich schon.“ Insgeheim drückte Sarah die Daumen, dass sie den Hund mit einem Halsband und einer Leine wiedersah, wie er von einem verantwortungsbewussten Besitzer spazieren geführt wurde.
„Du guckst also nach ihm?“
„Ja.“
„Wann fährst du?“
Jetzt wollte Josh sogar, dass sie ging. Damit war ihr unmittelbares Problem vorerst gelöst. „Erst heute Nachmittag. Wahrscheinlich schläfst du dann.“
Er sah auch jetzt schon wieder aus, als würde er jeden Moment einschlafen. Nur mit Mühe schaffte er es, die Augen offen zu halten. „Aber du weckst mich doch auf, wenn du wieder da bist, und erzählst es mir, ja?“
„Natürlich.“
Der Junge stieß einen tiefen Seufzer aus und schloss die Augen. „Das ist gut“, murmelte er.
„Ich habe ihn nicht gesehen“, sagte Sarah.
„Wen denn?“, fragte Rick.
„Den Hund.“
„Welchen Hund?“ Er wünschte, er könnte die steile Falte auf ihrer Stirn glätten, hatte jedoch keine Ahnung, wovon sie sprach.
Möglicherweise lag das daran, dass seine Schmerzen erheblich stärker geworden waren, weil er sich mit seiner Größe in ihren kleinen Wagen zwängen musste. Die Fahrt kam Rick vor wie eine Ewigkeit. Andererseits war vielleicht auch nur sein Gehirn durch die Nachwirkungen der IV-Sedierung benebelt. Kein Wunder, dass man danach nicht Auto fahren durfte.
„Dieser struppige Hund, den wir neulich vor dem Café gesehen haben“, antwortete Sarah. „Josh macht sich Sorgen um ihn. Er wollte, dass ich nach ihm Ausschau halte und ihn rette, wenn ich ihn herumstreunen sehe.“
„Willst du ihn ins Tierheim bringen?“
Sie lachte bedauernd. „Ich glaube, es wäre ihm lieber, wenn ich den Hund mit nach Hause nehme.“
„Na, dann war’s vielleicht ganz gut, dass du ihn nicht gesehen hast.“
„Ja, vermutlich.“
„Was soll das heißen? Meinst du wirklich, du könntest unerlaubt einen Hund in deinem Apartment halten und dich
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