Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
Sofortbildkamera. „Ich habe tonnenweise Fotopapier dafür. Das Zeug ist schon vor Jahren überflüssig geworden und irgendwie in meinem Büro gelandet. Es ist schön, es doch noch sinnvoll nutzen zu können. Und jetzt muss ich los.“
Da er unter der Maske lächelte, bildeten sich kleine Fältchen um seine Augenwinkel. „In den nächsten zwei Tagen habe ich noch einen ganzen Berg an Arbeit zu erledigen, damit ich mir eine Zeit lang freinehmen kann.“
„Oh. Natürlich. Für wann ist die Knochenmarksentnahme bei dir angesetzt?“, erkundigte sich Sarah.
„Nach jetzigem Stand für Mittwoch. Kommt darauf an, wie es Josh mit der Vorbereitung geht.“
„Bekommst du eine Vollnarkose?“
„Nein, das will ich nicht“, antwortete Rick.
Das hatte sie vermutet. „Und wie ist es mit einer IV-Sedierung? Ich glaube, ich bräuchte vermutlich einen ganzen Eimer voll.“
„Sie haben mir was angeboten, aber ich habe abgelehnt.“ Einen Augenblick lang wirkte er verlegen. Offenbar hatte er ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, die Sedierung in Anspruch zu nehmen. „Weil das bedeuten würde, dass ich vierundzwanzig Stunden danach kein Auto fahren darf. Und ich möchte hier nicht übernachten.“
„Ich könnte dich nach Hause bringen und am nächsten Tag wieder abholen“, sagte Sarah.
Rick wich ihrem Blick aus. „Die lokale Betäubung wird schon ausreichen.“
Allerdings wäre es ihm anders sicher angenehmer, dachte sie. „Warum willst du es dir schwerer machen als unbedingt nötig?“, fragte sie vorsichtig. „Du tust sowieso schon genug. Es ist gar keine große Sache, dich nach Hause zu fahren und am nächsten Morgen abzuholen.“
„Aber du willst Josh doch bestimmt nicht alleine lassen.“
„Es wäre ja nur für kurze Zeit. Das ist schon okay für ihn. Und ich würde es gerne machen.“ Sie sah ihn an. „Was du für Josh tust, ist wirklich großartig.“
Die Freude, die er dem Jungen bereitet hatte. Eine Chance, zu träumen. Die Hoffnung auf eine Zukunft.
Das war unbezahlbar. Sarah wusste gar nicht, wie sie ihm dafür danken sollte. Sie musste ihre Tränen wegblinzeln und drehte sich zu Josh um, damit Rick ihr nicht anmerkte, wie gerührt sie war. Dabei entging ihr fast, dass er erneut die Achseln zuckte. Dann hörte sie das Rascheln des Kittels, als er zur Tür ging.
„Ich habe ja gesagt, dass ich mein Bestes tun werde“, brummte er. „Und wegen Mittwoch gebe ich dir noch Bescheid.“
Rick machte sich auf den Weg zur Intensivstation. Er hatte noch etwas Zeit, um nach Simon zu schauen, ehe er in den OP musste. Dort erwartete ihn eine lange und schwierige Operation an einem zweijährigen Mädchen mit einem Gehirntumor, der bereits Wucherungen um das Rückenmark gebildet hatte.
Rick war stolz auf seine Idee mit der Polaroidkamera. Sie hatte Josh offensichtlich von dem abgelenkt, was um ihn herum geschah. Besonders befriedigt war Rick über Sarahs Reaktion. Zunächst ihr Erstaunen, dass er Josh überhaupt einen Besuch abgestattet hatte. Dann ihr Respekt dafür, dass er sich ein Geschenk ausgedacht hatte, mit dem er dessen Krankenhausaufenthalt verschönern konnte.
Irgendwie hatte er das Gefühl, als wäre eine Verbindung zwischen ihnen entstanden. Vielleicht glaubte sie ihm jetzt, dass er bereit war, eine Vaterfigur für Josh zu sein. Und sie hatte jetzt jemanden an ihrer Seite, der die Last mit ihr zusammentrug. Einen echten Partner.
Rick gefiel diese Idee. Sarah war für Josh mehr Elternteil als er, aber Rick hatte sich zu einer Arbeitsteilung bereit erklärt, und bisher lief es recht gut.
Josh war ein lieber Junge. Er hatte blass und krank ausgesehen und hatte sich an diesem Morgen einem größeren Eingriff unterzogen. Er war auf einen kleinen Raum beschränkt, wo alle seine Besucher sich wie Aliens verhüllen mussten. Und die Zeit, die er dort verbringen würde, kam einem Neunjährigen sicher wie eine Ewigkeit vor. Aber er hatte sich kein einziges Mal darüber beschwert. Ein tapferer kleiner Kerl. Lächelnd betrat Rick die Intensivstation.
Die Eltern von Simon saßen an seinem Bett. Beide wirkten still und mitgenommen. Mittlerweile waren sie mit dieser Umgebung vertraut, den Geräten und den Pflegemaßnahmen. Viele kleine Dinge hatten große Bedeutung gewonnen, und beide Eltern waren vollkommen auf ihren Sohn konzentriert. Selbst wenn der dritte Weltkrieg ausgebrochen wäre, hätten sie trotzdem ihre gesamte Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet. Auf der Suche nach Hinweisen, dass ihr geliebtes
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