Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
mehr nach einem Sommercamp an als nach einem Krankenhaus.“
„Richtig. Hier soll es nicht in erster Linie um das Kranksein gehen. Es soll ein Ort werden, wo Kinder mit schweren, chronischen Krankheiten ganz normale Kinder sein können. Sie werden die beste medizinische Versorgung erhalten, aber nicht in diesen typischen, sterilen Krankenzimmern, wo sie nichts anderes sehen als weiße Wände und weiße Schwesternkittel. Sie sollen an einem Ort gesund werden, wo sie spielen können und auf andere Gedanken kommen und nicht ständig an ihre Krankheit erinnert werden. Und dafür ist dieser Strand einfach ideal.“
Nun, damit hatte Adam nicht gerechnet. Und er musste zugeben, dass Erins Konzept wirklich sehr vernünftig klang. „Warum haben Sie mir das nicht gleich erklärt?“
„Das kann ich Ihnen sagen. Als Kind war ich sehr lange krank, und jedes Mal, wenn ich mir etwas wünschte und über meine Wünsche sprach, gingen sie nicht in Erfüllung. Irgendwann lernte ich, meine Wünsche für mich zu behalten. Das klingt ein bisschen exzentrisch, ich weiß. Aber diese Klinik ist mein Herzenswunsch …“
Dahinter steckte noch mehr, das spürte Adam ganz deutlich. „Warum, Red? Warum ist diese Klinik so wichtig für Sie? Und warum diese Eile?“
„Weil ich möchte, dass mein Vater die Bronzetafel über dem Eingang sieht. Er soll begreifen, was sein Einfluss bewirkt hat.“
Alle möglichen Gedanken jagten Adam durch den Kopf. „Ist er krank?“, erkundigte er sich mitfühlend.
„Er wird bald blind sein … Er ist übrigens nicht mein leiblicher Vater. Meine Eltern ließen mich als kleines Mädchen in einem Kinderheim zurück, als ich schwer krank wurde, und lange Zeit war ich einsam und verzweifelt. Algernon hatte nie die Absicht, ein Kind zu adoptieren, aber als er mich als Patientin kennenlernte, beschloss er spontan, mich zu sich zu nehmen. Was alles andere als leicht war. Ein alleinstehender Jamaikaner, der ein kleines weißes Mädchen adoptieren will. Zwei Jahre kämpfte er für mich, und es wurden ihm viele Steine in den Weg gelegt. Mrs Meecham, unsere Sozialarbeiterin, versicherte ihm immer wieder, dass er es schaffen würde, doch mein Vater glaubte erst daran, als er die Adoptionspapiere vor sich liegen hatte. Er musste sie sehen . Und ich weiß, dass er auch meine Klinik sehen muss, mit seinem Namen auf der Bronzetafel, ehe …“ Erin räusperte sich. „Er ist im Moment sehr deprimiert und sitzt mehr oder weniger teilnahmslos in einem dunklen Zimmer. Gut, er hilft mir bei den organisatorischen Dingen für die Klinik, führt Telefonate und Gespräche, alles, was er von seinem Arbeitszimmer aus erledigen kann. Ich hatte gehofft, dass mein Vorhaben für ihn dadurch realer wird. Aber das ist nicht der Fall. Ich befürchte, dass er allmählich aufgibt, jeden Tag ein bisschen mehr.“
„Erin, ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
Sie schüttelte den Kopf. „Da gibt es nichts zu sagen. Diese Art von Erblindung ist nicht heilbar. Deshalb wünsche ich mir so sehr, dass meine Klinik fertig wird, solange er sie noch mit eigenen Augen sehen kann.“ Eine Träne kullerte ihr über die Wange. „Er wollte partout nicht mit nach Jamaika fliegen, und das macht mir Angst, denn Jamaika ist sein Zuhause. Er liebt diese Insel.“ Mit feuchten Augen sah sie zu Adam hoch. „Ich muss das schaffen, Coulson.“
„Wissen Sie eigentlich, dass ich mir vorkomme wie der größte Schuft auf Gottes Erdboden?“
„Weil Sie genauso erpicht auf Ihr Krankenhaus waren wie ich auf meines? Deshalb sind Sie doch kein Schuft. Das spricht eher für Ihr großes Engagement. Und ich kann diese Begeisterung verstehen.“
Wieder kullerte ihr eine Träne über die Wange, und diesmal konnte Adam nicht anders. Er zog Erin in seine Arme und strich ihr übers Haar, während sie den Kopf an seine Brust lehnte. Kein Kuss. Keine Zärtlichkeiten. Er hielt sie einfach nur an sich gedrückt – und verachtete sich gleichzeitig dafür, dass er so grob zu ihr gewesen war. Dass er gehofft hatte, sie würde scheitern, damit er sich daran bereichern konnte. Davion hatte recht. Es war wirklich höchste Zeit, dass er mit Erin ins Reine kam. „Weißt du was, Red?“
„Nein“, murmelte sie und machte keine Anstalten, sich aus seiner Umarmung zu befreien.
„Blau ist gar keine so schlechte Farbe. Aber würde es dir etwas ausmachen, wenn ich die Fensterläden weiß streiche?“
Abends saß Erin in einer Ecke der Bar, vor sich ihre
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