Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Kalkulationen für den Umbau, und lauschte Davions beruhigendem Gitarrenspiel. Sie war sehr zufrieden mit den Plänen der Architekten für den Innenausbau der Klinik und hatte drei Schreiner für die Renovierung der Cottages angeheuert. Die Eltern der kleinen Patienten, Besucher und auch das Personal, alle sollten sich hier wohlfühlen. Doch ihre größte Sorge galt dem Strand. Sie glaubte fest daran, dass der Strand eine heilende Wirkung auf die Psyche hatte. In den schwersten Zeiten ihrer Krankheit war ihr Vater so oft wie möglich mit ihr ans Meer gefahren, und der Blick über diese endlose Weite hatte ihr geholfen, ihre Krankheit für eine Weile zu vergessen. Sie hatte sich auf eines der vorbeifahrenden Schiffe geträumt und fest daran geglaubt, dass sie geheilt wäre, wenn dieses Schiff seinen Hafen erreicht hatte.
Deshalb brauchte sie diesen Strand für ihre Kinder, er würde ihnen Hoffnung geben. Andererseits barg der Strand Gefahren, da er nicht ständig überwacht werden konnte. Adam war überraschenderweise über seine konservativen Ansichten hinausgewachsen und hatte vorgeschlagen, das Klinikgelände einzuzäunen. Aber nicht mit einem grauen Maschendrahtzaun, sondern mit einem Holzzaun, den die Kinder selbst bemalen könnten. Wenn das kein Fortschritt war …
„Guten Abend, Frau Doktor“, rief eine kleine Stimme.
Sie war überrascht, Tadeos Stimme zu hören, denn es war nach zehn. Aber Adam hatte ja erzählt, dass er oft bis spät nachts draußen herumgeisterte.
„Frau Doktor!“, rief er, diesmal lauter.
Erin warf einen Blick hinüber zu Adam, der an der Bar saß und die knotigen Hände eines alten Mannes untersuchte. Ein ungewöhnlicher Ort für eine medizinische Behandlung, aber das war nun auch ihre Welt. „Guten Abend, Tadeo“, rief sie zurück und schlüpfte hinaus in die Nacht. „Sag mal, solltest du nicht schon längst im Bett liegen?“
Tadeo zuckte nur stumm mit den Schultern.
„Ist etwas passiert?“ Sie dachte sofort an sein Herz. „Bist du krank?“ Instinktiv befühlte sie seine Stirn.
„Nein. Nicht krank.“
Erin spürte, dass der Kleine etwas auf dem Herzen hatte, sie sah seine schuldbewusste Miene. „Also, wo drückt der Schuh?“, erkundigte sie sich und lächelte, um ihn nicht zu verschrecken. Er war so ein lieber Junge. „Du kannst es mir ruhig sagen, Tadeo. Ich verspreche dir, wir finden einen Weg, dass alles wieder gut wird.“
„Nichts wird wieder gut“, murmelte er kaum hörbar. Er deutete mit dem Finger Richtung Strand und stapfte ohne ein weiteres Wort los. Erin folgte ihm und überlegte dabei fieberhaft, was passiert sein könnte. Lange musste sie nicht darüber nachdenken. Sie sah es schon von Weitem: Adams Boot. Oder besser gesagt, was davon noch übrig war. Ein rauchender Haufen Asche, in dem noch ein paar Planken glühten. „Was ist passiert?“, fragte sie Tadeo. Doch sie bekam keine Antwort, und als sie sich umschaute, war der Junge verschwunden.
Bangen Herzens rannte Erin zurück ins Trinique . Davion hatte aufgehört zu spielen und saß jetzt mit Adam, der ihn über die Physiologie der Lunge abhörte, an einem der Tische. „Ich, hm … ich muss mit dir reden, Coulson.“ Sie warf Davion einen Blick zu, der sofort aufstand und Platz machte.
„Hört sich ernst an“, meinte Adam.
„Das ist es auch.“
Jetzt hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. Adam nahm seine Beine vom Tisch. „Ein Patient?“
„Nicht mehr.“
„Ist jemand gestorben?“
„Nicht jemand. Etwas. Dein Boot.“
Es dauerte eine Minute, bis Adam begriff. „Mein Boot?“
Sie nickte. „Es tut mir leid. Als ich hinkam, war es schon zu spät.“
„Mein Boot? Die Stella ?“
„In Flammen aufgegangen. Da ist nichts mehr zu retten, fürchte ich.“
„Bist du dir sicher, dass es mein Boot ist?“
„Tadeo hat mich hingeführt. Deshalb nehme ich an …“
Noch ehe sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, war Adam schon losgerannt. Erin wusste nicht genau, was ihn mit diesem Boot verband, spürte aber, dass es ihm sehr am Herzen lag, und dieser Verlust ihn unheimlich schmerzen würde. Sie wollte ihm hinterherlaufen, entschied sich jedoch, zuerst mit Davion, der draußen vor der Bar stand, zu reden.
„Sein Boot ist abgebrannt“, erklärte sie auf seinen fragenden Blick hin.
„Du meine Güte. Das ist eine Katastrophe! Er liebt dieses Boot wie nichts sonst auf der Welt. Er hat es von seinem Großvater geerbt. Das Boot und die finanziellen Mittel, um dieses Stück Land hier
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