Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Dass wir uns kaum begegnen und Sie nur zum Schlafen herkommen würden?“
Er sah ihr an, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Es war wie eine kalte Dusche für ihn. Bis sie hinzufügte: „Das war, bevor … bevor …“
„Bevor Sie mich ein wenig näher kennengelernt haben?“ Sie nickte, und er atmete auf. „Habe ich mich so schrecklich benommen, dass Sie mich nicht mehr sehen wollten?“
„Nein, das war es nicht.“ Larissa griff sich mit beiden Händen an die Schläfen. „Bitte hören Sie auf mit Ihren Fragen. Ich kann kaum noch denken.“
Wieder entschuldigte er sich. „ Aassef marrah tanyeh, ya Larissa. Ich werde Sie noch mit dem Türmechanismus vertraut machen und Sie dann schlafen lassen.“
Nach kurzem Zögern nahm sie seine ausgestreckte Hand und ließ sich von ihm mitziehen. Larissa begriff rasch, wie der komplizierte Mechanismus funktionierte.
Ihre Hand lag immer noch in seiner, als er über die Schwelle trat. Er zog ihre Finger an seine Lippen, dann drückte er einen Kuss in ihre Handfläche. Deutlich konnte er spüren, wie ein Schauer durch ihren Körper lief.
„Nehmen Sie morgen frei“, beharrte er. „Oder ich werde Sie eigenhändig wieder zurückbringen.“
Damit drehte er sich um und ging.
Larissa sah ihm nach, wie er durch den geschmackvoll angelegten Laubengang schritt. Selbst wenn er ihr den Rücken zukehrte und sie nicht seinem faszinierenden Blick ausgesetzt war, bekam sie noch weiche Knie. Dass ein Mann wie er sie begehrte, erfüllte sie mit blankem Entzücken, das konnte sie nicht bestreiten.
Sie musste alle Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht der hypnotischen Wirkung zu erliegen, die er auf sie hatte. Es fiel ihr genauso schwer, nicht mit der Wahrheit über ihre Person herauszuplatzen und ihm zu sagen, aus welchem Grund sie wirklich in Bidalya war. Aber diesen Fehler durfte sie nicht begehen.
Der Tod seines Bruders würde ein schwerer Schlag für ihn sein. Und würde er sich nicht für Jawads ungeborenes Kind verantwortlich fühlen? Oder würde er es eher als Bedrohung empfinden? Larissa hatte keine Ahnung, wie dieses Kind von der königlichen Familie und dem Volk als späterer Thronanwärter angenommen werden würde.
Und was war, wenn Faress ihr nicht glaubte? Wenn er sich plötzlich als ein ganz anderer Mensch entpuppte und über ihre Offenbarung in Zorn geriet? Wenn er sie in seinem Palast einschloss, bis der Beweis erbracht war, dass sie die Wahrheit sagte?
Trotz seines charmanten, höflichen Wesens und seiner überragenden Fähigkeiten als Chirurg glaubte sie, auch einen rücksichtslosen Zug an ihm bemerkt zu haben. Larissa vertraute ihm als Frau, dass er sich niemals nehmen würde, was ihm nicht freiwillig gegeben wurde. Doch wie würde es mit der Moral eines Prinzen aussehen, von dem das Wohlergehen eines ganzen Staates abhing?
Nein, sie konnte ihm vorläufig nichts von ihrer Schwangerschaft sagen. Erst wollte sie alle Informationen zusammentragen, die sie brauchte. Dann würde sie entscheiden, ob sie ihm und seiner Familie von der Existenz des Babys erzählen oder nach Hause zurückkehren und es allein aufziehen würde. Bis dahin würde sie ihre Schwangerschaft geheim halten.
Ungewollterweise nahm Larissa dann doch den nächsten Tag frei. Ein Blick auf den Wecker sagte ihr, dass es sechs Uhr morgens war – am übernächsten Tag. Sie hatte vierundzwanzig Stunden durchgeschlafen.
Es war aber auch kein Wunder. Der Tod ihrer Schwester hatte sie fast alle Kräfte gekostet. Dazu kam noch der Jetlag durch die Zeitverschiebung nach dem langen Flug, die Aufregung um Faress, die Erschöpfung nach den vielen anstrengenden Operationen und nicht zu vergessen ihre Schwangerschaft. Es war nur natürlich, dass ihr Körper sein Recht gefordert hatte.
Einen Moment lang blieb sie noch im Bett liegen und blickte hinauf zu der hohen weißen Decke. Wie das gesamte Gästehaus hatte auch das Schlafzimmer enorme Ausmaße. Es war in Erdtönen gehalten und mit exquisiten, handgeschnitzten und handbemalten Möbeln ausgestattet. Der Raum wurde nur von einer Lampe aus Messing und buntem Glas im Dekor der berühmten arabischen Fenster erleuchtet, da durch die dichten Vorhänge kein Tageslicht drang.
Liebevoll legte Larissa die Hände auf ihren Bauch. Es war noch zu früh, um die Bewegungen ihres Babys zu spüren. In dem frühen Stadium konnte man ihr die Schwangerschaft auch noch nicht ansehen. Trotzdem hatte das winzige Wesen bereits ihr ganzes Leben verändert.
Sie stand auf und
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