Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
nächste Mal in die Praxis kommst. Es ist zum Verrücktwerden. Pabla hat im Gegensatz zu mir alle Rechte an Tadeo. Doch ich halte es im Moment nicht für sinnvoll, darauf zu bestehen, Tadeo weiter zu behandeln. Ich möchte nicht riskieren, dass der Junge deshalb Schwierigkeiten bekommt.“
„Ich hasse es, so hilflos zu sein.“
Erin sprach ihm aus der Seele. Aber im Augenblick konnte er nur abwarten und hoffen. Tadeo würde einen Weg zurück zu ihm finden. Dessen war er sich ganz sicher. „Pabla wird es bald zu mühsam werden, auf Tadeo aufzupassen.“
„Hoffentlich. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was alles passieren kann, wenn er seine Wunden nicht sauber hält. Aber da wir gegen Pabla im Moment nichts unternehmen können, möchte ich mich wenigstens anderweitig nützlich machen. Kann ich dich nach Port Wallace begleiten statt in deine Strandhütte?“
„Was?“ Adam starrte sie an.
„Ins Krankenhaus. Kann ich mitfahren? Ich habe Onkel Serek versprochen, hin und wieder eine Schicht in der Notaufnahme zu übernehmen, wenn ich Zeit habe. Also …?“ Sie kam aus dem Wasser, lief an ihm vorbei und schnappte sich ihren Bademantel. „Ich rufe ihn schnell an. Du kannst dich inzwischen in deiner Hütte entspannen. Falls er mich braucht, bin ich fertig, wenn du losfährst.“
„Du willst in deiner Freizeit in der Notaufnahme aushelfen?“
Sie lächelte. „Ich vermisse meine Arbeit. Es macht zwar Spaß, dir in deiner Praxis zu helfen, aber du hast ja Davion, und für mich gibt es da nicht wirklich viel zu tun.“
„Du entspannst dich wohl nie, wie?“ Plötzlich sah er Erin nicht mehr im Badeanzug vor sich stehen, sondern in einem weißen Kittel. Die Ärztin aus Berufung. Bewundernswert, aber auch bedauerlich. Adam bezweifelte, dass Erin überhaupt wusste, dass sie so viel mehr war als nur Ärztin und pflichtbewusste Tochter.
„Doch. Wobei du mich gerade beobachtet hast, war Entspannung.“
„Wie lange? Zehn Minuten?“
„Das reicht.“
„Manchmal nicht“, erwiderte er und musste an seine Frau denken, die auf einen Lebensstil fixiert war, der sie auffraß. Warum zum Teufel zogen ihn diese ehrgeizigen, arbeitsbesessenen Frauen nur so an? Wo er sich doch so gar nichts aus Karriere machte. Würde er jemals die Frau finden, die diese Ausgeglichenheit besaß, die er sich so wünschte? Denn mehr als alles andere brauchte er Ausgeglichenheit in seinem Leben. „Gut, dann in einer halben Stunde“, meinte er und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, zu seiner Hütte.
„Warum hier?“, fragte sie nach langen, schweigsamen zwanzig Minuten Fahrt.
„Was?“
„Warum hast du dir ausgerechnet diesen abgelegenen Ort auf der Insel ausgesucht, um zu praktizieren?“
„Habe ich nicht. Die Insel hat sich mich ausgesucht. Ich hatte die Gelegenheit, mit einigen Missionsärzten hier zu arbeiten, quasi als Abwechslung zu meinem normalen Praxisalltag, und fand ein … Zuhause. Es gefiel mir hier. Ich wurde gebraucht. Also entschied ich mich zu bleiben.“
„Und deine Frau war mit dieser Entscheidung nicht einverstanden?“ Erin wusste, dass ihr diese Frage nicht zustand, aber sie war einfach neugierig. „Sie ist wohl nicht der Inselparadies-Typ.“
Adam zuckte sichtbar zusammen. „Ich dachte, sie wäre es. Dummerweise hatte ich vergessen, sie vorher zu fragen. Und war dann nach einem Jahr Ehe, als ich endlich meine Augen aufmachte, völlig überrascht, als ich feststellte, dass sie auf der Karriereschiene fuhr. Sie ist nämlich auch Ärztin. Aber sie wollte keine Patienten behandeln, sondern ein Krankenhaus leiten. Sie wollte eine gehobene Position und Prestige, und ich wollte … Jamaika.“
„Hm, das ist ein Unterschied.“
„Ja, ein sehr großer. Ich hatte meine eigene Praxis und bin, wann immer ich Zeit hatte, nach Jamaika geflogen, um die Leute hier kostenlos zu behandeln. Diese Aufenthalte habe ich mit unserem gemeinsamen Geld finanziert, ohne meiner Frau davon zu erzählen, weil ich ja wusste, was sie davon halten würde. Eines Tages warf sie mir vor, dass ich meine Urwaldmedizin mehr liebe als sie. Und ich erwiderte, dass sie ihre Karriere mehr liebe als mich. Nun, wir hatten beide so recht mit unseren Vorwürfen, dass es darüber nichts mehr zu diskutieren gab. Also blieb nur der Weg zum Scheidungsanwalt. Das Gericht hat meiner Frau unser gesamtes Vermögen zugesprochen, außer das Erbe meines Großvaters und die Stella , denn der Richter war zu der Ansicht gekommen, dass ich meinen
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