Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Anteil bereits für meine diversen medizinischen Projekte verwendet hätte. Was wahrscheinlich auch stimmte.“ Er hielt einen Moment nachdenklich inne. „So, das war die Geschichte meines … erbärmlichen Lebens.“
„Nicht erbärmlich, Coulson. Sondern bewundernswert. Es ist schade, dass eure Ehe nicht gehalten hat, aber an deiner Entscheidung oder der Art, wie du dein Leben lebst, kann ich nichts Erbärmliches finden.“
„Wie auch immer. Ihr geht es gut, und mir auch. Wir sind beide genau dort angekommen, wo wir sein wollten, also ist es schlussendlich gar nicht so schlecht gelaufen.“
„Die meisten Menschen haben nie die Gelegenheit, ihren Traum zu leben. Dein Traum hat sich vielleicht noch nicht ganz so erfüllt, wie du geplant hast, aber du lebst ihn. Und das ist ein großes Glück.“
„Wie du meinst. Aber da du jetzt alle meine Geheimnisse kennst, möchte ich auch einige von deinen hören. Zum Beispiel, warum du noch nicht verheiratet bist.“
„Vermutlich, weil ich meine Macken kenne. Du hast ja selbst gesagt, dass ich mich nie richtig entspanne. Aber zehn Minuten am Strand reichen mir, wie du siehst. Und dann geht’s wieder an die Arbeit. So bin ich. Das ist mein Leben. Alles, was ich bin. Und das macht mich nicht gerade interessant für andere.“
„Unterschätze dich nicht. Ich glaube, wenn du dich einmal genau anschaust, wirst du eine starke Frau sehen, die genau weiß, was sie will … und in der noch eine ganze Menge mehr steckt, Red.“
„Ist das ein Kompliment?“ Es tat Erin gut, als starke Persönlichkeit wahrgenommen zu werden, nachdem man sie so viele Jahre als schwach und leidend betrachtet hatte.
„Könnte sein.“
Erin fragte nicht weiter nach, sondern nahm es einfach als solches an. Und das gute Gefühl, das dieses Kompliment in ihr auslöste, begleitete sie auf den restlichen Kilometern nach Port Wallace und auch noch während der Behandlung der ersten Patienten.
„Alles klar bei dir?“, erkundigte sich Coulson, als sie sich zwei Stunden später im Krankenhausflur begegneten.
„So weit ja. Keine Komplikationen.“
„Falls du Lust auf schwierige Fälle hast, hätte ich da einen für dich. Miss Henry. Sie weigert sich hartnäckig, sich von mir behandeln zu lassen, nachdem sie gehört hat, dass heute Abend auch eine Ärztin Dienst hat.“
„Okay, ich übernehme sie.“ Bisher hatte Erin nur Abschürfungen, Magenkrämpfe und Kopfschmerzen behandelt, nun war sie bereit für eine richtige Herausforderung. Und wie sich bald herausstellte, hatte Coulson nicht übertrieben. Miss Henry war eine winzige Dame jenseits der siebzig. Makellose ebenholzfarbene Haut, schneeweißes Haar, scharfe braune Augen. Die Arme resolut vor der Brust gekreuzt. Das Kinn kämpferisch vorgeschoben. Wahrlich eine Traumpatientin!
„Ich werde mich nicht ausziehen, junge Frau. Das gehört sich nicht“, erklärte Miss Francelle Henry, kaum dass Erin sich vorgestellt hatte. Sie trug ein bunt geblümtes Kleid, weiße Handschuhe und eine dicke rote Perlenkette um den Hals, die farblich perfekt zu ihrem Lippenstift und dem kecken Hütchen passte.
„Aber wenn ich Sie behandeln soll …“
„Dann hören Sie genau zu, wenn ich Ihnen meine Symptome aufzähle“, erklärte Miss Henry und zog eine Liste aus ihrer schwarzen Handtasche. „Anschließend werden wir über meine Behandlung diskutieren.“
„Ja, Ma’am“, erwiderte Erin, ehrlich beeindruckt. „Aber Sie werden sicher verstehen, dass ich Sie möglicherweise doch untersuchen muss, bevor ich Sie behandeln kann. Über die Art sprechen wir natürlich noch.“
Miss Henry überlegte eine Weile, dann nickte sie. „Gut. Aber dass ich mein Kleid aufknöpfen soll, damit Sie mein Herz abhören können, das können Sie gleich vergessen. Das hat dieser junge Arzt nämlich von mir verlangt! So ein unverschämter Kerl.“ Sie schüttelte empört den Kopf. „Keine Manieren.“
Erin hatte Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. „Jetzt beschreiben Sie mir erst einmal Ihre Symptome.“
Die alte Dame räusperte sich, als wollte sie eine Rede halten. „Ich fühle mich abgeschlagen und schlafe unheimlich viel. Mir ist ständig kalt. Ich leide unter trockener Haut, Haarausfall, brüchigen Nägeln, Muskelschmerzen, allgemeiner Erschöpfung, Depressionen, Gedächtnisschwäche, Gewichtszunahme, Fruchtbarkeitsproblemen und niedrigem Blutdruck.“
Fruchtbarkeitsproblemen ? Erin hätte beinahe laut gelacht. „Sind Sie im Augenblick wegen dieser Symptome in
Weitere Kostenlose Bücher