Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
„denkt bitte dran: Wenn ihr mit in den OP kommen wollt, darf niemand Parfum oder Make-up tragen. Nicht mal ein Deo. Ist das klar? Wir dürfen die Embryos keinem Risiko aussetzen.“
„Glasklar.“ Rasch eilte Robina davon, um ihr Team zu informieren.
An diesem Abend war es Robinas Aufgabe, Ella ins Bett zu bringen. Kurz vor dem Essen rief Niall an und meinte, dass er noch einen Artikel zu Ende schreiben musste. Er wollte Ella auf jeden Fall Gute Nacht sagen, doch er würde erst später nach Hause kommen.
Robina war enttäuscht. Trotz allem vermisste sie ihn, wenn er nicht da war. Außerdem hatte sie sich darauf gefreut, die Ereignisse des Tages mit ihm zu besprechen.
In der Klinik waren sie kurz davor gewesen, wirklich miteinander zu reden. Vielleicht würden sie ja doch wieder zueinanderfinden.
Sie gab den Telefonhörer an Ella weiter. „Daddy möchte mit dir sprechen.“
Robina deckte den Tisch, während sie lächelnd Ellas Gespräch mit Niall zuhörte.
„Ich hab’ dich auch lieb, Daddy, und ich geb’ dir einen Kuss übers Telefon.“ Die Kleine spitzte den Mund und machte einen geräuschvollen Kusslaut. Dann lachte sie über etwas, das Niall gesagt hatte. „Ich hab’ deinen Kuss gekriegt, Daddy. Aber was ist mit Mummy? Sie braucht auch einen. Wart’ mal, ich hol’ sie.“ Ella drehte sich zu Robina um. „Hier, Mummy. Daddy will dir einen Gutenachtkuss geben.“
Entsetzt schaute Robina auf den Apparat. Ablehnen konnte sie jetzt schlecht. Mit klopfendem Herzen hielt sie sich den Hörer ans Ohr.
„Na“, sagte Niall trocken. „Schickst du mir einen Kuss?“
„Du zuerst, Darling“, erwiderte sie und zwang sich, einen leichten Ton anzuschlagen. Ihr war klar, dass Ella sie aufmerksam betrachtete.
„Das ist doch albern“, meinte Niall peinlich berührt. „Mein Töchterchen hat es faustdick hinter den Ohren! Also gut. Hier, bitte sehr.“ Er machte ein schmatzendes Geräusch. „Jetzt bist du dran.“
Robina musste gegen ihren Willen lächeln. Sicher war es albern, aber es war auch irgendwie süß. Mit gespitzten Lippen gab sie ein unüberhörbares „Mwuahh“ von sich.
Beide lachten. Zum ersten Mal seit Monaten spürte Robina, wie ihre Traurigkeit ein wenig nachließ.
Als Robina auflegte, fragte Ella: „Wann kommt Daddy nach Hause?“
„Erst wenn du schläfst, Schätzchen“, antwortete Robina. „Aber morgen frühstücken wir alle zusammen.“
„Und können wir danach zum Eislaufen gehen? Sophie war mit ihrer Mummy und ihrem Daddy dort, und es hat ihnen so viel Spaß gemacht.“
Robina gab ihrer Stieftochter einen Kuss auf die blonden Locken. Sie ähnelte ihrem Vater so sehr, dass es Robina fast schmerzte. Das blonde Haar dagegen hatte die Kleine von ihrer Mutter geerbt. Von der schönen, perfekten Mairead – die auch jetzt noch all das verkörperte, was Robina eben nicht war.
„Klar können wir das tun, solange dein Daddy nicht arbeiten muss. Ich weiß, morgen ist Samstag. Trotzdem brauchen seine Patienten ihn dann manchmal.“
„ Ich brauche ihn“, beharrte Ella. „Er ist schließlich mein Daddy, nicht der von denen.“
Robina unterdrückte ein Lächeln. „Aber er hilft vielen Menschen dabei, dass sie auch Mummys und Daddys werden. Das verstehst du doch, oder? Ohne seine Hilfe würden diese Leute niemals wissen, wie schön es ist, ein so süßes kleines Mädchen wie dich zu haben.“
„Ja, schon.“ Ella kuschelte sich an Robina. „Aber ich brauche auch ein bisschen Zeit mit meinem Daddy. Sie können ihn nicht ständig haben. Nur hin und wieder.“
Das Mädchen tat Robina leid. Auch wenn ihre Berufe Niall und sie sehr in Anspruch nahmen: Sie mussten beide unbedingt mehr Zeit mit Ella verbringen. Sie hatten es ihr versprochen. Natürlich, Mrs Tobin war wundervoll, und sie liebte Ella heiß und innig. Doch sie konnte Ella nicht die Eltern ersetzen.
Robina fasste einen Entschluss. Die Dreharbeiten sollten drei Monate dauern. Ihre Sendung fing erst in zwei Monaten wieder an, und die Korrekturen für ihr neuestes Buch waren fast fertig. Das nächste Buchprojekt würde sie erst einmal verschieben, um mehr Zeit für Ella zu haben. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie die Schuld an ihren Eheproblemen nicht allein Niall zuschieben konnte.
Sie war so sehr mit ihrer eigenen Karriere beschäftigt gewesen, dass sie weder ihm noch ihrer jungen Ehe die nötige Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Eins war klar: Sie konnte mit der Fernsehsendung und den Buchlesungen nicht so
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