Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Wochen Urlaub nehme und Mum besuche. Und ich dachte, Ella könnte mitkommen.“
Niall warf einen erstaunten Blick in Robinas Richtung. Zunächst sagte er jedoch nichts, sondern setzte sich an den Tisch.
„Wieso ausgerechnet jetzt?“, fragte er schließlich. „Wir hatten vereinbart, dass wir beide Zeit mit ihr verbringen wollten. Schon vergessen?“
„Ich vermisse meine Mutter.“ Robina holte die Lammkeule aus dem Ofen. Dazu gab es Kartoffelgratin und grüne Bohnen. Irgendwie erinnerten die Kartoffeln eher an Brei, und das Fleisch war an den Rändern leicht verschmort. Wenigstens die Bohnen schienen gelungen zu sein. „Ich merke, dass sie sich über irgendetwas Sorgen macht. Ich muss unbedingt herausfinden, was es ist. Sie ist alles, was ich habe.“
Niall zuckte leicht zusammen. „Wir sind doch deine Familie, Robina“, sagte er leise.
„Wirklich? Ich würde das gerne glauben. Aber ich weiß nicht, ob ich das kann.“
„Ich dachte, deshalb fahren wir dieses Wochenende weg: damit wir wieder eine Familie werden. Oder bist du schon jetzt überzeugt, dass es nicht funktioniert?“ Aufmerksam schaute er sie an. „Denkst du vielleicht darüber nach, ganz nach Südafrika zurückzugehen? Wenn ja, dann sag’s mir lieber gleich.“
„Nein, natürlich nicht!“, gab Robina zurück. „Ich hab’ dir und Ella versprochen, dass ich nicht weggehe. Das habe ich auch nicht vor. Niall, wieso drehen wir uns ständig so im Kreis? Ich möchte bloß meine Mutter besuchen, und ich dachte, dass Ella die Reise gefallen würde. Wir fahren immer noch am Wochenende weg, oder nicht? Und ich will, dass es zwei wunderschöne Tage werden.“ Sie schob ihm die Lammkeule hin. „Würdest du bitte das Fleisch aufschneiden?“
Mit einem scharfen Messer machte Niall sich ans Werk. Allerdings hatte er dabei keinen großen Erfolg.
„Soll ich die Säge aus dem Schuppen holen?“, fragte Robina, woraufhin beide in Gelächter ausbrachen.
Letztendlich gelang es Niall, genügend Stücke für eine Mahlzeit abzuschneiden. Die Spannung von vorhin löste sich auf, während sie zwanglos über die Dreharbeiten plauderten. Robina genoss die freundschaftliche Stimmung, die ihr so lange gefehlt hatte. Es war ein Anfang, ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Am Freitagabend wurde Niall im Krankenhaus aufgehalten, obwohl er keine Rufbereitschaft hatte. Daher war es schon spät, als sie endlich losfahren konnten. Weil bei einer seiner Patientinnen die Wehen eingesetzt hatten, war er länger geblieben. Er hatte bei ihr einen Kaiserschnitt durchführen müssen.
„Es tut mir leid, Robina“, entschuldigte er sich, sobald er nach Hause kam. „Ich hatte ihr versprochen, das Baby zu entbinden. Ich konnte sie nicht enttäuschen.“ Er setzte sich auf einen Küchenstuhl und rieb sich müde die Stirn.
„Was ist denn passiert?“, erkundigte sich Robina. Früher hatten sie sich immer von ihren jeweiligen Patienten erzählt, aber das war lange her. Sie reichte Niall einen Becher Kaffee und wartete.
„Bei ihrer letzten Schwangerschaft hatte sie im siebten Monat eine Totgeburt. Wir wissen nicht, warum. Ich kann es einfach nicht begreifen. Wieso verlieren wir immer noch Babys, obwohl uns so viel moderne Technik zur Verfügung steht?“
Wieder durchzuckte Robina der vertraute Schmerz.
„Ich hätte alles dafür gegeben, um unser Baby zu retten. Das weißt du, oder?“, sagte er in sanftem Ton.
Die Trauer in seiner Stimme war deutlich zu hören. Robina schloss die Augen und erwiderte: „Ja, das weiß ich, Niall. Es gab nichts, was man hätte tun können.“ Sie atmete tief durch und nahm all ihren Mut zusammen – sie wollte ihm von ihren Gefühlen erzählen.
Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, kam Ella herbeigelaufen und stellte sich neben ihren Vater. Niall legte den Arm um sie und drückte seine Tochter an sich.
„Wann immer wir ein Baby verlieren, ist das ein schwerer Schlag für uns“, erklärte er. Als er aufblickte, erkannte Robina den tiefen Schmerz in seinen Augen.
Für eine Weile schwiegen sie und beobachteten Ella, die auf einen Stuhl geklettert war und in den Küchenschränken herumkramte.
„Sabrina hat sich natürlich Sorgen gemacht, dass das Gleiche bei ihrer jetzigen Schwangerschaft passieren würde“, griff Niall den Fall wieder auf, der ihn heute aufgehalten hatte. „Deshalb war ich mit ihrem Wunsch nach einem Kaiserschnitt einverstanden. Der war für heute Nachmittag geplant. Aber dann kam ein Notfall dazwischen,
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