Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
und ich musste noch eine andere Patientin operieren. Davon erzähle ich dir später.“ Er sah zu Ella, die inzwischen gefunden hatte, wonach sie gesucht hatte: ihren Lieblingsbecher.
Niall fügte hinzu: „Jedenfalls hat diese Not-OP fast den ganzen Nachmittag gedauert, sodass wir Sabrinas Kaiserschnitt erst nach fünf durchführen konnten. Aber jetzt hat sie ein gesundes kleines Mädchen und ist total glücklich. Also, Ende gut, alles gut.“ Er lachte.
Er kümmerte sich so aufopferungsvoll um seine Patienten. Seine große Fürsorge war eines der Dinge, die Robina am meisten an ihm liebte.
„Vielleicht sollten wir erst morgen früh losfahren“, schlug sie vor. „Wenn wir heute dort ankommen, ist für Ella doch schon Schlafenszeit.“
„Nein!“, protestierte Ella. „Ich will heute Abend fahren. Ihr habt’s mir fest versprochen. Und ich bin schon fertig, weil ich jetzt auch meinen Becher gefunden habe.“ Schmollend schob sie die Unterlippe vor.
Den ganzen Tag hatte Ella sich auf den Ausflug gefreut. Nun fürchtete die Kleine natürlich, enttäuscht zu werden. Sie hatte sogar ihr eigenes Köfferchen mit Spielsachen und Bilderbüchern gepackt.
„Es ist noch nicht zu spät, oder?“, fragte Niall. „Ich habe meine Sachen heute Morgen vor der Arbeit gepackt und bin reisefertig.“
Bald waren sie unterwegs und folgten den kurvigen Landstraßen, die sie in die Highlands führten. Robina war nie zuvor im Norden Schottlands gewesen. Sie war gespannt, ihre neue Wahlheimat endlich besser kennenzulernen.
Nach etwa zwei Stunden hielten sie vor einem kleinen Haus an, das mitten im Nirgendwo zu stehen schien. Düstere Berge ragten ringsum in der Dunkelheit auf. Meilenweit war kein einziges Licht zu sehen. Wohin hatte Niall sie nur gebracht? Was sollten sie hier zwei Tage lang anfangen?
Wie erwartet, war Ella während der Fahrt eingeschlafen. Sie ließen sie im Auto, als sie zu dem Häuschen gingen. Dort steckte der Schlüssel im Türschloss.
Das Häuschen war winzig, und es war eiskalt. Robina fragte sich, was Niall sich dabei gedacht hatte. Auf der einen Seite der Küche gab es einen Herd, auf der anderen einen offenen Kamin. Zu ihrem Schrecken stellte sie jedoch fest, dass oben nur ein einziges Schlafzimmer vorhanden war.
„Ich dachte, wir hätten mindestens zwei Zimmer“, meinte sie zu Niall.
Er wirkte bestürzt. „Es tut mir leid, Robina. Glaub mir, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Im Internet wurde es als luxuriöses Ferienhaus mit moderner Ausstattung beschrieben.“ Niall verzog das Gesicht. „Ich schätze, da haben sie es mit der Wahrheit wohl nicht so genau genommen.“
Er zog eine so zerknirschte Miene, dass Robina lachen musste. „Kein Problem. Wir werden eben das Beste daraus machen. Wir können ja alle zusammen in einem Bett schlafen. Es wird zwar ein bisschen eng, aber für zwei Nächte schaffen wir das schon.“ Trotzdem war sie etwas enttäuscht, dass sie und Niall kein eigenes Schlafzimmer hatten.
„Bring du Ella rein, ich mach uns was Heißes zu trinken“, fuhr sie fort. „Dann schauen wir, ob wir das Feuer in Gang kriegen.“
Nachdem Ella im Bett lag, versuchten Robina und Niall, ein Feuer anzuzünden. Mit dem altmodischen Herd kamen sie allerdings überhaupt nicht zurecht. Bald mussten sie sich geschlagen geben.
„Ich schau mir das Ganze morgen früh mal genauer an“, sagte Niall. „Im Moment hat es keinen Zweck, weiter herumzuprobieren. Wir gehen am besten schlafen.“
„Dann gehe ich jetzt ins Bad“, erwiderte Robina und bemerkte, wie Niall sie betrachtete. „In Ordnung?“ Plötzlich herrschte wieder eine starke Spannung im Raum.
Niall nickte nur.
Robina brauchte eine Ewigkeit im Bad. Auf der Suche nach warmem Wasser versuchte sie es zuerst in der Dusche – vergeblich. Schließlich begnügte sie sich mit lauwarmem Wasser, das aus dem Hahn beim Waschbecken kam. Sie wusch sich, so gut es eben ging. Danach schlüpfte sie in den Schlafanzug aus wärmendem Flanell, den sie vorsichtshalber mitgebracht hatte.
Irgendwann wurde ihr jedoch bewusst, dass sie es nicht länger hinauszögern konnte. Niall war erschöpft und bestimmt froh, endlich schlafen gehen zu können. Mit einem seltsamen Gefühl der Befangenheit verließ Robina das Bad. So hatte sie sich seit ihrer Hochzeitsnacht nicht mehr gefühlt. Niall hatte ihre Ansichten über Sex vor der Ehe respektiert. Und obwohl es für sie beide nicht leicht gewesen war, hatte das Warten jene Nacht zu etwas ganz
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