Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
zu dem kleinen Mädchen von früher geworden. Das habe ich dir zu verdanken.“
„Es ist leicht, sie lieb zu haben“, sagte sie.
„Ja“, stimmte er zu. „Aber es war sicher schwer für dich, die Rolle der Stiefmutter zu übernehmen.“
„Sie ist deine Tochter, Niall. Und jetzt auch meine. Ich habe mich eigentlich nie als ihre Stiefmutter gesehen.“ Robina glaubte, gefährliches Gebiet zu betreten, und wechselte das Thema. „Ihre Großeltern werden sich freuen, sie wiederzusehen.“
„Sie haben sie nicht mehr gesehen, seit …“ Er unterbrach sich. „Seit über einem Jahr. Sie ist bei ihnen geblieben, als ich in Kapstadt gewesen bin.“
Beide schwiegen.
„Heute Nachmittag sollte ich wohl lieber nicht mitkommen, wenn du Ella zu ihnen bringst“, sagte sie schließlich. „Sicher möchten sie gerne etwas Zeit mit ihrer Enkelin und ihrem Schwiegersohn verbringen, ohne dass es durch die neue Frau an seiner Seite schwierig wird.“
„Aber du bist meine Frau und Ellas Stiefmutter. Du gehörst zur Familie, und sie werden dich mögen. Vor allem, wenn sie sehen, wie sehr Ella dich liebt.“
Bei seinen Worten schmolz Robina dahin.
„Ich finde trotzdem, dass ihr alleine hingehen solltet. Es ist ja nur für den Nachmittag. Ich kann mich bestimmt irgendwie beschäftigen“, erwiderte sie.
Forschend schaute Niall sie an. „Bitte komm mit, Robina“, sagte er sanft. „Ellas Großeltern würden gerne die Frau kennenlernen, die ihrer Enkelin so viel bedeutet.“
Sie wandte sich ab, damit er nicht merkte, wie gekränkt sie war. Wenn er bloß gesagt hätte, dass er selbst sie unbedingt dabeihaben wollte!
Letztendlich kam Robina dann doch mit. Sie fuhren über den Berg zu dem kleinen Dorf auf der Applecross-Halbinsel. Steil stieg die Straße in engen Haarnadelkurven an, und jede Anhöhe bot neue, atemberaubende Ausblicke auf Berge und Täler. Es war eine wilde, schroffe Landschaft – schöner als alles, was Robina sich je hätte ausmalen können. Kein Wunder, dass es so viele Touristen nach Schottland zog.
Am höchsten Punkt hielten sie an, um die Aussicht zu genießen. „Diese Straße heißt Bealach na Bà. Das ist Gälisch und bedeutet ‚Pass für das Vieh‘. Im Winter ist sie allerdings oft unpassierbar“, erzählte Niall. „Es gibt noch eine andere, längere Route. Die ist allerdings längst nicht so schön und eindrucksvoll.“
„Es ist wirklich fantastisch“, sagte Robina. „Beinahe so spektakulär wie die Straße um den Chapman’s Peak in Kapstadt.“ Sie warf ihm einen Blick zu. „Weißt du noch?“
„Oh ja“, antwortete er. Damals hatte Robina ihm ihr Land gezeigt und es durch ihn noch einmal ganz neu erlebt.
„Was hältst du davon, wenn ich euch bei Ellas Großeltern absetze?“, schlug sie vor. „Auf diese Weise habt ihr ein bisschen Zeit für euch, während ich eine kleine Erkundungstour mache. Später hole ich euch wieder ab.“
„Gut.“ Niall nickte. „Und du kommst auch mit rein?“
„Ja. So können sie mich kennenlernen und zugleich eine Weile mit euch allein sein.“ Sie hielt inne. „Wissen sie Bescheid über …?“
Niall ergriff ihre Hand. „Das Baby? Ja, ich habe es ihnen gesagt. Sie haben sich sehr darüber gefreut, als sie hörten, dass Ella ein Geschwisterchen bekommen würde. Und sie waren sehr traurig, als wir es verloren haben.“
„Hatten sie nichts dagegen, dass du wieder geheiratet hast?“
„Nein, sie haben sich für mich gefreut. Sie wussten, dass ich ihre Tochter sehr geliebt habe. Sie haben miterlebt, wie erschüttert ich war, als sie starb. Aber Mairead hätte sich gewünscht, dass Ella und ich glücklich sind. Und das wissen sie.“
Jedes seiner Worte versetzte Robina einen schmerzhaften Stich.
„Vermisst du sie?“, fragte sie leise.
Mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen sah Niall sie an. „Ich werde sie immer vermissen. Sie war so lange ein Teil meines Lebens. Wenn du mich fragst, ob ich sie noch liebe, dann lautet die Antwort Ja. Doch ich bin nicht mehr in sie verliebt . Sie ist tot, Robina, und ich werde die Erinnerung an sie in Ehren halten. Aber ich habe dich geheiratet. Das hätte ich niemals tun können, wenn ich noch in meine verstorbene Frau verliebt wäre.“
Es klang sachlich, beinahe kühl. Robina hätte ihn gern gefragt, ob er sie denn noch liebte. Doch sie traute sich nicht, weil sie Angst vor der Antwort hatte.
Sie setzte die beiden vor dem Haus von Maireads Eltern ab, einem Bauernhaus aus dem neunzehnten
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