Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Jahrhundert. Danach machte sie sich auf den Weg, um das Dorf zu erkunden. Nach einer Weile suchte sie sich in einem Pub ein stilles Plätzchen zum Lesen und dachte voller Nervosität an die bevorstehende Begegnung mit Maireads Eltern. Als sie wenig später wieder an dem Bauernhaus ankam, begrüßte Maireads Mutter sie jedoch mit einer herzlichen Umarmung.
„Wir haben uns schon so darauf gefreut, Sie kennenzulernen, Robina“, sagte sie. „Ella hat die ganze Zeit nur von Ihnen geredet.“ Sie führte Robina in die gemütliche Küche und drückte ihr einen Becher Tee in die Hand. „Ich bin Seonag.“
Seonag war mollig und hatte lockige Haare. Ihrem Gesicht war deutlich anzusehen, dass sie gern lachte.
„Die anderen sind unten am Meer“, fuhr sie ohne Pause fort. „Sie kommen gleich zurück. Ich habe gerade einen großen Stapel Pfannkuchen gebacken. Ich hoffe, Sie sagen nicht Nein dazu.“ Seonag musterte sie von Kopf bis Fuß, als wollte sie sofort anfangen, Robina zu mästen.
„Ich esse gerne einen“, erwiderte Robina. „Ich selbst bin leider keine besonders gute Köchin oder Hausfrau.“
„Niall hat uns gesagt, wie stolz er auf Sie und Ihre Karriere ist“, meinte Seonag. „Sie müssen mir unbedingt alles darüber erzählen. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der beim Fernsehen arbeitet.“
Durch Seonags Wärme und Herzlichkeit entspannte Robina sich schnell. War Niall tatsächlich stolz auf sie? Dabei hatte sie ständig geglaubt, dass ihre Fernsehkarriere ihm gar nicht gefiel – und dass er ihren hektischen Arbeitsalltag für die Fehlgeburt verantwortlich machte. Hatte Robina vielleicht nur ihr eigenes schlechtes Gewissen auf ihn übertragen?
„Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich mal beim Fernsehen landen würde“, erklärte Robina.
„Sie sind sehr schön“, sagte Seonag. „Ich kann verstehen, warum man Sie gefragt hat. Und ich habe Ihre Sendungen gesehen. Man hat den Eindruck, die Menschen in Ihren Interviews liegen Ihnen wirklich am Herzen.“
„Das ist auch so“, antwortete Robina. „Ich bewundere diese Menschen für ihren großen Mut, ihre Erfahrungen so öffentlich mitzuteilen. Und ich möchte auf keinen Fall, dass sie sich dabei unwohl fühlen.“
Seonag lächelte. „Das merkt man. Kein Wunder, dass Niall so stolz auf Sie ist.“
„Ist er das?“, platzte Robina heraus. „Ich glaube, er fände es schön, wenn ich ein bisschen mehr so wäre wie Mairead.“
Seonag stellte ihren Teebecher ab, setzte sich zu Robina und nahm ihre Hand.
„Es ist sicher nicht leicht, die zweite Frau zu sein“, erklärte sie mitfühlend. „Aber Sie sollten sich nicht mit Mairead vergleichen. Ihr zwei seid völlig verschieden. Mairead war immer sehr häuslich. Es hat ihr Spaß gemacht, für Niall, Ella und sich ein Heim zu schaffen. Sie wollte nie etwas anderes.“
Tränen traten Seonag in die Augen. Schließlich fuhr sie fort: „Sie wäre Ihnen sehr dankbar dafür gewesen, wie Sie sich um Niall und Ella kümmern. Als sie wusste, dass sie sterben würde, galt ihre größte Sorge den beiden. Sie hatte Angst, dass er sich in seine Arbeit vergraben würde. Er hat ja nie viel über seine Gefühle geredet. Aber sie wollte nicht, dass er traurig ist. Dazu hat sie ihn viel zu sehr geliebt. Und Sie lieben ihn und Ella, das ist offensichtlich. Darüber wäre Mairead glücklich gewesen.“
Seonag machte eine Pause und betrachtete Robina aufmerksam. Dann fügte sie sanft hinzu: „Es hat uns so leidgetan, als wir das mit dem Baby gehört haben.“
Robina hatte einen Kloß im Hals und musste schlucken. „Ich bin gleich nach der Hochzeit schwanger geworden. Ich war so glücklich. Ich dachte immer, wir würden mindestens vier Kinder haben.“
Seonag drückte ihre Hand. „So etwas ist ein schwerer Verlust für jedes Paar. Ich weiß, Sie werden dieses Baby nie vergessen. Aber vielleicht werden Sie es nach einer gewissen Zeit wieder probieren?“
„Vielleicht. Allerdings bin ich nicht mal sicher, ob ich überhaupt noch schwanger werden kann. Wahrscheinlich bin ich durch die Infektion nach der Fehlgeburt unfruchtbar geworden.“
„Wissen Sie das genau?“
„Nein, ich habe wohl zu viel Angst davor, es herauszufinden.“ Robina überlegte. „Vermutlich sollte ich es einfach tun. Dann weiß ich wenigstens Bescheid.“
In dem Moment ertönten draußen vor der Tür Schritte, und Niall kam in die Küche. Kurz darauf folgten Ella und ein älterer Mann mit hellen blauen Augen.
„Das ist mein Mann
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