Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
traue dir nicht.“ Tatsächlich traute sie vor allem sich selbst nicht. Immer wieder hatte sie an ihre gemeinsame Nacht denken müssen. Sie begehrte ihn, und daran hatte sich nie etwas geändert. Aber sie wollte viel mehr, als er offenbar zu geben bereit war.
Zum Glück begriff Niall, dass Robina es wirklich ernst meinte. Als sie aus dem Bad kam, schüttelte er gerade mürrisch das Kopfkissen auf. Dann versuchte er es sich auf seinem notdürftigen Lager halbwegs gemütlich zu machen.
Am nächsten Morgen erwachte Robina, sobald es hell wurde. Vorsichtig stieg sie über den schlafenden Niall hinweg und schlich in die Küche. Dort saß ihre Mutter bereits beim Frühstück.
„Guten Morgen, Schatz“, sagte Grace. „Hast du gut geschlafen?“
Robina hatte die meiste Zeit wach gelegen, weil Niall sich ständig auf dem Boden hin- und hergewälzt hatte. Doch das konnte sie ihrer Mutter ja schlecht erzählen. Daher nickte sie nur und holte sich einen Orangensaft aus dem großen Kühlschrank.
„Kein Frühstück?“, meinte ihre Mutter missbilligend. „Du hast abgenommen. Du bist viel zu dünn. Afrikanische Männer mögen keine dünnen Frauen. Wie das bei den Schotten aussieht, weiß ich nicht. Aber es ist ungesund. Das müsstest du eigentlich wissen.“
„Ich bin mit einem Schotten verheiratet. Und deshalb ist es mir ziemlich egal, was afrikanische Männer denken.“ Robina lachte. „Außerdem bin ich schon immer dünn gewesen. Da komme ich ganz nach Dad.“
Schweigend hingen sie ihren Erinnerungen an Robinas Vater nach. Er war seiner Arbeit mit Leidenschaft nachgegangen, doch er hatte sich auf Dauer ständig zu viel zugemutet. Die beiden Frauen waren überzeugt davon, dass er deswegen so früh gestorben war. Dennoch hätte Robina ihren selbstlosen Vater gegen keinen anderen eintauschen wollen.
„Wie geht es Umakhulu?“, erkundigte sie sich. „Ich muss unbedingt zu ihr.“
„Sie freut sich darauf, dich zu sehen. Aber sie stirbt, Robina. Darauf solltest du vorbereitet sein. Warum fährst du nicht heute Nachmittag mit Niall zu ihr? Vormittags ist sie am liebsten allein. Ella könnt ihr bei mir lassen.“
„Das ist eine gute Idee. Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir sie nicht mitnehmen.“
Plötzlich erklang eine tiefe Stimme. „Guten Morgen.“
Als Robina sich umdrehte, stand Niall in Jeans und T-Shirt hinter ihr. Nach seiner unruhigen Nacht wirkte er erstaunlich frisch.
Robina schenkte ihm Kaffee ein und stellte den Becher auf den Tisch. „Schläft Ella noch?“
„Ja. Ich habe bei ihr reingeschaut. Sie schläft tief und fest. Ich dachte, eine Stunde gönne ich ihr noch.“ Dann wandte er sich an Grace: „Sie haben ein sehr schönes Haus, Mrs Zondi.“
Grace lächelte erfreut. „Mir gefällt es auch. Möchten Sie sich mal den Garten anschauen?“
Während Niall ihrer Mutter nach draußen folgte, ging Robina in ihr Zimmer und zog sich an. Sie entschied sich für ein farbenfrohes Etuikleid, weil sie genau wusste, dass es ihrer Großmutter gefallen würde.
Außerdem war es sehr heiß draußen. Sie hatte ganz vergessen, wie heiß es hier werden konnte. Daran war sie gar nicht mehr gewöhnt. Trotzdem hob sich durch den Sonnenschein ihre Stimmung. Wenigstens hatte sie das Gefühl, hierher zu gehören.
Es war schön, wieder zu Hause zu sein. Andererseits weckte es auch ihre Wehmut: Hier hatten Niall und sie sich kennengelernt. Robina seufzte. Bald war ihr erster Hochzeitstag. Sie hatten es nicht einmal geschafft, ein Jahr lang miteinander glücklich zu sein. Wie hatte sie jemals glauben können, dass ihre Liebe für ein ganzes Leben reichen würde?
Als sie in die Küche zurückkehrte, unterhielten Niall und ihre Mutter sich dort angeregt. Es war, als würden sie sich schon ewig kennen. Sie waren längst beim Du angelangt. Wenig später erschien auch Ella, die sich verschlafen die Augen rieb.
„Du bist also Ella“, sagte Grace lächelnd. „Molo. Unjani? Das ist Xhosa und heißt: Hallo, wie geht es dir?“
Ella versuchte, die Klicklaute der südafrikanischen Sprache nachzuahmen. Alle mussten lachen, als ihr das jedoch nicht gelang.
„Es ist nicht leicht für Leute, die nicht damit aufgewachsen sind“, erklärte Robina. „Solange wir hier sind, werde ich dir bestimmt ein paar Dinge beibringen.“
„Es ist heiß“, meinte Ella. „Können wir an den Strand gehen?“
Robina sah Niall an. Er nickte.
„Gute Idee“, antwortete sie daher. „Nach dem Mittagessen müssen Daddy und ich
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