Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
mich mal umhöre.“ Er lächelte zuversichtlich. „Du würdest dich wundern, was für Kontakte ich habe.“
„An höchsten Stellen, hoffe ich.“
„Und auch ziemlich weit unten.“ David stand auf. „Nimm es mir nicht übel, dass ich dich jetzt hinauswerfe. Ich muss ein paar Anrufe erledigen.“
„Sag mir Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.“
„Natürlich. Und bis dahin: Hoffen wir auf das Beste!“
Leah kämpfte mit den Tränen, als sie die Kinder umarmte.
„Ich komme wieder“, versprach sie. „Seid lieb, bis ich zurück bin. Wenn ich euch dann wiedersehe, werden wir viel Spaß haben. Wir lesen Geschichten und spielen …“
„Adiós?“ , fragte Anna mit großen Augen.
„Ja, aber nicht für lange“, erwiderte Leah. „Nur vorübergehend.“ Ihr fiel der spanische Ausdruck dafür nicht ein. „Nur vorübergehend“, wiederholte sie hilflos.
„Adiós mi abuelita?“ Ein ängstlicher Ausdruck trat in Annas dunkle Augen.
„Nein, kein Abschied wie von eurer Großmutter. Wir sehen uns wieder, schon bald.“ Da die Kinder nach Carlottas Tod viele Menschen hatten weinen sehen, riss Leah sich zusammen. Aber als sie die Kleinen nacheinander an sich drückte und jedes Mal einen liebevollen Kuss bekam, hätte sie kein Wort hervorbringen können. Ihr Hals war wie zugeschnürt.
Hilfe suchend blickte sie Eva an, eine der Helferinnen, die sofort leise mit den Kindern sprach und dann mit ihnen den Raum verließ. Auch sie hatte gerötete Augen.
Stumm saß Leah da und versuchte, ihrer Gefühle Herr zu werden. Aber es gelang ihr nicht. Eine unstillbare Sehnsucht erfüllte sie und blendete jeden klaren Gedanken aus. Bis auf einen: Ich kann sie nicht zurücklassen, ich schaffe das nicht!
Wie in Trance leerte sie ihren Koffer und ging ins Zimmer der Kinder, wo sie hastig ein paar Sachen zusammensuchte und in den Koffer legte.
„Leah?“
Sie reagierte nicht, sondern machte einfach weiter.
Gabe kam herein. „Was tust du da?“
„Was wohl?“ Sie drückte sich an ihm vorbei, um zwei kleine Bilderrahmen mit Fotos der Eltern von der Kommode zu nehmen. „Ich packe ihre Sachen. Nicht alle, natürlich kaufe ich ihnen alles neu, aber ein paar vertraute Dinge …“
„Leah“, sagte er mit fester Stimme, als sie die Bilder unter einen Stapel Wäsche schob. „Was tust du da?“, wiederholte er.
Sie hielt inne, Rosas Puppe an die Brust gepresst. „Ich nehme meine Kinder mit nach Hause, Gabe. Sie gehören mir. Carlotta hat uns die Vormundschaft übertragen. Sie hat mich gefragt …“ Ihre Stimme brach.
Sanft nahm Gabe ihr die Puppe ab und zog Leah an sich. „Was hat sie dich gefragt?“
Sie musste schlucken. „Bevor ich wusste, was sie vorhatte, hat sie mich gefragt, ob ich mich um die Kinder kümmern kann, und das habe ich ihr versprochen. Aber das kann ich nicht, wenn sie hierbleiben. Und ich will mein Versprechen nicht brechen!“
„Leah, das verstehe ich, aber wir können sie nicht mitnehmen“, sagte er ruhig. „Ohne legale Papiere machen wir uns strafbar. Das wäre Kindesentführung.“
Ihr Verstand gab ihm recht, aber ihr Herz wollte nicht hören. „Wir haben Carlottas Segen“, widersprach sie. „David hat es schriftlich, wir haben Zeugen. Was brauchen die Behörden noch?“
„Okay, angenommen, wir setzen sie wirklich in unser Flugzeug und fliegen mit ihnen nach Hause. Willst du, dass in ein paar Tagen die Polizei vor der Haustür steht, uns die Kinder wegnimmt und wir im Gefängnis landen? Oder hast du vor, ein Leben auf der Flucht zu führen?“
Sie wusste, dass er recht hatte, und doch …
„Oh, Gabe, wir sind so kurz davor“, flüsterte sie. „Ich habe das Gefühl, wenn wir sie jetzt nicht mitnehmen, kommen sie gar nicht mehr.“
Er sah ihr in die Augen. „Eben weil wir so kurz davor stehen, müssen wir sie hierlassen. Wir können es uns nicht leisten, Fehler zu machen und die Sache gründlich zu vermasseln.“
„Aber …“
„Leah“, drängte er. „Denk darüber nach.“
„Das habe ich, und …“
„Leah …“
Der mitfühlende Ausdruck in seinen warmen Augen brachte das Fass zum Überlaufen. Schluchzend sank Leah an seine Brust und fing hemmungslos an zu weinen.
Als sie sich langsam wieder beruhigte, war sein Hemd nass und zerknittert, doch Gabe hielt sie immer noch tröstend in seinen starken Armen.
„Ich dachte, was wir miteinander durchgemacht hatten, war schon schlimm“, murmelte sie, sobald sie wieder sprechen konnte, „aber das war nichts im Vergleich zu
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