Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
Virus erholt hatte, mit dem Marco sich tatsächlich nicht ansteckte, war danach doch nicht mehr alles so wie vorher. Denn Marco verbrachte immer öfter die Nacht bei ihr, hatte eine Zahnbürste, einen Rasierapparat und Kleidung zum Wechseln in ihrer Wohnung. Am Wochenende übernachtete Susan auch gelegentlich bei ihm.
Es war immer noch eine Affäre, sagte Marco sich. Gemeinsam arbeiteten sie weiterhin ihre Liste an Londoner Sehenswürdigkeiten ab. Dazu gehörten der Tower of London mit seinen Raben, die faszinierenden anatomischen Präparate im Hunterian Museum sowie der älteste Operationssaal Europas unterm Dach der Kirche von St. Thomas.
„Schon erstaunlich, dass vor zweihundert Jahren Chirurgen eine Amputation in weniger als einer Minute durchführen konnten“, meinte er. „Und mit einem Riesenpublikum.“
„Ohne Betäubungsmittel blieb ihnen ja keine andere Wahl. Bei der Arbeit ein Publikum zu haben, war auch die einzige Möglichkeit, ihren Studenten etwas beizubringen. Zum Glück für unsere Patienten ist das heute nicht mehr so.“ Susans Tonfall wirkte zwar heiter, aber etwas in ihrer Miene zeigte Marco, dass er gerade ein sensibles Thema berührt hatte. Natürlich, vor zweihundert Jahren hätte sie eine Operation an der Wirbelsäule nicht überlebt.
Er drückte sie an sich. „Alles in Ordnung?“
„Ja, natürlich.“
Am Mittwoch kam sie im Morgenmantel zum Frühstück.
„Hast du heute Spätschicht?“, fragte Marco.
„Nein, frei, weil ich ein paar Dinge zu erledigen habe“, antwortete sie. „Ich ruf dich an, okay?“
Susan wich ihm aus, aber er beließ es dabei. „Ist gut.“ Er gab ihr einen Kuss. „Ich muss mich beeilen, sonst komme ich zu spät. Dinner heute Abend bei mir?“
„Das wäre toll. Ich melde mich, falls ich mich verspäten sollte.“ Sie lächelte. „Du weißt ja, wie das ist. Schlange stehen und warten.“
„Kannst du das nicht online machen?“
„Nein.“ Mehr sagte sie nicht.
Als sie abends zu ihm kam, erfuhr Marco, warum.
„Hast du deine Erledigungen alle geschafft?“, erkundigte er sich.
„Ja, für ein weiteres Jahr“, erwiderte Susan.
Er sah sie an. „Was meinst du damit?“
„Heute war meine jährliche Untersuchung.“
Als Erledigungen hätte er solche medizinischen Vorgänge nicht gerade bezeichnet. „Wenn du es mir gesagt hättest, wäre ich mitgekommen.“
Sie winkte ab. „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ich bin es gewohnt, und man muss immer sehr lange warten. Zum MRT hättest du sowieso nicht mit reinkommen dürfen.“
„Aber ich hätte dir beim Warten Gesellschaft leisten können.“
„Schon gut. Ich hatte mein Buch dabei.“
„Und wie war’s?“, fragte Marco interessiert.
„Ich hatte ein MRT von meinem Gehirn und der Wirbelsäule, Gleichgewichtsuntersuchungen und Augentests. Um zu überprüfen, ob es Veränderungen zum letzten Jahr gibt, und ob Handlungsbedarf besteht oder wir einfach weiter beobachten müssen.“ Sie fuhr fort: „Bei den Tumoren an meinen Hörnerven gibt es keine Veränderungen. Es ist also alles in Ordnung.“
„Na, da bin ich ja froh. Aber ich wünschte, du hättest es mir erzählt.“
„Es ist reine Routine, nichts Aufregendes.“ Susan küsste ihn. „Mach kein Drama draus. Kann ich dir irgendwie beim Kochen helfen?“
Er erwiderte ihren Kuss. „Ja, kannst du. Außerdem müssen wir unser Wochenende planen. Hattest du mir nicht Glockenblumen versprochen?“
Sie lachte. „Ja, und ich erinnere mich, dass du mir auch was versprochen hast.“
Einen Kuss unter jedem Baum. „Ich halte meine Versprechen immer“, erklärte Marco. Na ja, fast immer. Das eine Mal, als er es nicht getan hatte … Entschlossen verbannte er den Gedanken. Das war damals. Jetzt ging es um hier und heute.
9. KAPITEL
Zwei Wochen später fühlte Susan sich irgendwie unwohl. Sie hatte schlecht geschlafen. Vielleicht, weil sie sich schon zu sehr daran gewöhnt hatte, dass Marco nachts bei ihr war. Ohne ihn schien das Bett auf einmal viel zu groß zu sein, und sie fühlte sich einsam, wenn sie allein aufwachte. Das war albern, sie ärgerte sich deshalb über sich selbst. Es stimmte schon, Marco und sie waren einander nähergekommen, seit sie bei der Arbeit als Paar geoutet worden waren. Und noch mehr, nachdem er sich während ihrer Krankheit so fürsorglich um sie gekümmert hatte.
Trotzdem, es war nur eine Affäre, und es wäre dumm von ihr, etwas anderes hineinzuinterpretieren.
Aber sie fühlte sich den ganzen
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