Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
Sydney.“
„Solange es geht“, antwortete sie. „Bis ich wieder nach Hause fahren und mich um ihr Chaos kümmern muss. Ich hatte nicht damit gerechnet, selbst ins Chaos zu stürzen.“ Lily seufzte und blickte sehnsüchtig Richtung Schlafzimmer. „Ich bin wirklich hundemüde.“
„Natürlich“, sagte er behutsam. Der Arzt schien die Diagnose gestellt zu haben und ging nun zur Therapie über. „Aber dieses Gebäude ist praktisch eine Außenstelle des Krankenhauses. Man würde uns das ganze Wochenende mit Argusaugen beobachten. Lass uns zur Farm fahren, das wäre das Beste.“
„Ich mag mich nicht von der Stelle rühren.“
„Wenn ich allein fahre und dich hierlasse, hast du auch keine Ruhe, weil ständig irgendjemand vorbeikommen wird. Auf der Farm kannst du drei Tage am Stück schlafen, wenn dir danach ist. Ich schlage vor, du legst dich noch zwei Stunden hin, während ich meine Patientengutachten zu Ende schreibe. Dann packe ich dich in den Wagen, und du kannst den ganzen Weg nach Tarrawalla schlafen.“
„Tarrawalla?“
„Da wohnt mein Onkel. Und das Phantompferd Merrylegs.“ Er lächelte. „Wie alle meine anderen Pferde auch, die du ja reitest wie der Wind.“
Sein Lächeln …
Lieber nicht.
Was nicht? Mit ihm zu dieser Farm fahren? In seinem Lächeln versinken?
Genau, dachte sie, aber sie hatte nicht die Kraft, standhaft zu bleiben.
„Du bist völlig fertig“, sagte er sanft, und ehe sie sich’s versah, hatte er sie hochgehoben und trug sie ins Schlafzimmer.
„Lass mich … lass mich runter …“
„Gleich“, versprach er. „Ich werde nichts tun, was du nicht möchtest, Lily Ellis. Unvernünftig waren wir schon, jetzt sollten wir vernünftig sein.“
Aber Lily fühlte sich nicht im Geringsten vernünftig. Ihr Herz klopfte, ihr war ein bisschen schwindlig.
Weil Luke Williams sie auf seinen starken Armen in sein Bett trug …
Die Fahrt in Lukes Auto war fast so himmlisch, als würde sie in seinen Armen liegen. Eingehüllt in eine leichte Kaschmirdecke, den Kopf auf weiche Kissen gebettet lag sie auf dem nach warmem Leder duftenden Sitz … auf wunderbare Art geborgen und behütet.
„Ich fühle mich wie deine alte Großmutter, die du warm eingepackt hast und auf eine kleine Spritztour mitnimmst“, scherzte sie, als Luke der Straße folgte, die in die Berge nordwestlich von Sydney führte. Die Abenddämmerung ging in nächtliche Dunkelheit über, und der Innenraum des Aston Martin wurde zu einem intimen, luxuriösen Nest.
Mondlicht fiel durch das Fahrerfenster auf Lukes Gesicht und zeichnete die Konturen seines kantigen Profils nach. Er hatte die markanten Züge einer kraftvollen, starken Persönlichkeit. Aber Lily entdeckte auch noch etwas anderes, nachdem sie ihm ein paar verstohlene Blicke zugeworfen hatte. Selbst wenn sie nicht gewusst hätte, dass er seine Frau verloren hatte, sein Gesicht verriet ihr, dass er ein vom Schicksal nicht gerade verwöhnter Mann war.
Auf einmal verspürte sie ein überwältigendes Bedürfnis, ihn zu berühren, die Hand auf seine zu legen, wie es eine Geliebte oder eine Ehefrau tun würde.
„Meine Großmutter hätte sich nie im Leben mit einer Wolldecke blicken lassen“, sagte er da.
„Hätte?“, wiederholte sie. „Lebt sie nicht mehr?“
„Sie starb jung, an Leberzirrhose. Zu viel Champagner.“
„Das tut mir leid.“
„Es gibt schlimmere Arten, aus dem Leben zu scheiden. Sie war eine Ikone in der feinen Gesellschaft von Singapur.“
„Wohnt deine Familie dort?“
„Ja.“ Die knappe Antwort war ein eindeutiges Signal: Frag nicht.
Also hat er Familie, dachte sie, und er hat einen Onkel erwähnt. „Warum bist du nicht in Singapur?“
„Ich wurde mit zehn auf ein Internat in Sydney geschickt, und danach bin ich geblieben. Ehrlich gesagt, haben mir zwei, drei Besuche zu Hause gereicht. Mein Onkel hat mir alles gegeben, was ich brauchte. Er hatte Singapur verlassen, als er zwanzig war, und es nie bereut.“
„Dann ist das Harbour de facto deine Familie“, meinte sie nachdenklich. „Kein Wunder, dass sie dich verkuppeln wollen.“
„Damit ist jetzt Schluss.“
„Weil ich auf der Bildfläche erschienen bin.“ Sie kam unter der Kaschmirdecke hervor und betrachtete gedankenverloren die weißen Straßenmarkierungen, die im Scheinwerferlicht auf dem schwarzen Asphalt aufleuchteten und dann von der Dunkelheit verschluckt wurden.
„Genau. Jetzt zu deiner Familie. Deine Mutter treibt es bunt. Wen gibt es
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