Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
beruhigt und ihm routiniert zur Hand gegangen war, hatte er heute unglaublich viel geschafft.
Als er langsam in den Schlaf glitt, wurde ihm noch etwas bewusst. Normalerweise fiel es ihm auf solchen Kurztrips schwer, abends einzuschlafen. Oft war er einfach übermüdet und überreizt, musste an das denken, was ihn am nächsten Morgen erwartete.
Aber weil er Leahs warmen Körper an seinem fühlte, sie ruhig atmen hörte und ihren gleichmäßigen Herzschlag spürte, fand er seine innere Ruhe wieder. Der morgige Tag würde früh beginnen und spät enden, aber ein Gutes hatte seine Reise schon jetzt.
Nach vielen Monaten der Trennung lag Leah endlich wieder in seinem Bett.
8. KAPITEL
Ein Stoß, dann ein Kichern weckten Leah aus ihrem Sommertraum von einem Picknick im Grünen mit drei lachenden Kindern. Während sie schläfrig zwischen Traum und Erwachen schwebte, wurde wieder gekichert, verhalten geflüstert, und schließlich ertönte ein gedämpftes: „Pst!“
Leah schlug die Augen auf. Ihr Blick fiel auf zwei kleine Mädchen im Schlafanzug, die rittlings auf Gabes breiter Brust saßen.
Schlagartig war Leah hellwach.
„Was ist denn hier los?“, entfuhr es ihr.
Die Ältere der beiden sagte etwas auf Spanisch, und dann krabbelte auch noch ein vielleicht vierjähriger Junge in einem mit Comicfiguren bunt bedruckten Pyjama aufs Bett.
Alle drei redeten auf Gabe ein, der erst lachte und dann in fließendem Spanisch antwortete. Auch wenn Leah von der Unterhaltung so gut wie nichts verstand, erkannte sie doch zwei Worte: desayuno – Frühstück – und Señora – Dame .
„Gabe?“, fragte sie, als sich eins der Mädchen unerwartet zu ihr herüberlehnte, den Daumen im Mund, und sie anlächelte. „Wer sind die Kinder?“
„Carlottas Enkel“, erklärte er und setzte sich auf. Dabei hielt er die Kleinste fest, damit sie nicht auf die Matratze fiel. „Anna ist die Älteste. Sie ist fünf, Rosa fast zwei und José vier.“
„Carlotta, die Köchin?“
„Ja. Sie leben alle hier mit den anderen Kindern.“
„Den anderen Kindern?“, wiederholte sie. „Wo sind wir denn?“
„David hat uns eins der Zimmer im Waisenhaus gegeben, die für das Personal vorgesehen sind.“
„Wir wohnen im Waisenhaus?“ Fassungslos sah sie ihn an.
„Ich weiß, was du jetzt denkst, aber unser Team wohnt immer hier. Außerdem konnte David uns nicht privat unterbringen. In jeder Familie ist jemand krank.“
Leah atmete langsam aus. Er hatte natürlich recht. Ich schaffe das, sagte sie sich. Ganz bestimmt .
„Schön, aber müssen wir im selben Zimmer schlafen?“
„Es waren nur zwei Zimmer frei, und in dem anderen schlafen Sheldon, Ben und Corey.“
„Können wir nicht um ein zweites Bett bitten?“
„Die Betten sind alle belegt. Wenn du ein Eigenes haben willst, müsstest du einen Patienten hinauswerfen – und das möchtest du doch bestimmt nicht, oder?“
Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Natürlich nicht. Aber vielleicht kann einer von uns auf dem Fußboden schlafen.“
„Tu dir keinen Zwang an“, sagte Gabe. „Meine Rippen sind angeknackst. Außerdem …“, er sah ihr in die Augen, „… wird hier nichts passieren, was du nicht willst.“
So richtig beruhigend war seine Bemerkung nicht. Gelegenheit macht Liebe, dachte sie. Leah musste sich eingestehen, dass sie bei Gabe sehr schnell schwach werden würde. Da brauchte er sich gar nicht besonders anzustrengen. Andererseits würden sie wahrscheinlich abends todmüde ins Bett fallen, zu kaputt, um an Sex auch nur zu denken.
Die Kinder fingen wieder an, auf Gabes Brustkorb herumzuhüpfen, und das riss Leah aus ihren Gedanken. Soviel zu den angeknacksten Rippen, dachte sie ironisch. Aber die Fröhlichkeit der Kleinen war ansteckend. Es tat gut, nach den vielen kranken heute ein paar lebhafte, gesunde Kinder zu sehen.
„Tut mir leid, dass wir dich so früh geweckt haben.“ Er zupfte liebevoll am Zopf des ältesten Mädchens. „Eigentlich ist es den Kindern untersagt, so einfach hereinzuplatzen, aber sie haben gehört, dass ich hier bin, und …“, er zuckte mit den Schultern, „… sie konnten es nicht abwarten, uns zu sehen.“
Er kitzelte den kleinen José, und der schwarzhaarige Junge quietschte vor Vergnügen.
„Du hast ja einen richtigen Fanclub“, meinte Leah.
Gabe grinste und sah auf einmal wieder so aus wie auf ihren Hochzeitsfotos. Der Schatten in seinen Augen war verschwunden, sie blitzten übermütig, als er José das Haar
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