Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
küsste, die ihm zuhörte und ernsthaft an ihm interessiert zu sein schien? Würde er den Mut aufbringen, es noch einmal mit einer Beziehung zu probieren?
Joss schloss die Augen. Seine Unsicherheit wurde ihm zur Qual. Was war, wenn auch sie ihn enttäuschte? Und was, wenn sie es nicht tat? Wenn das, was zwischen ihnen war, nicht nur eine vorübergehende Leidenschaft, sondern die große Liebe war? Wenn das Schicksal ihm eine zweite Chance geben wollte, wundervolle Dinge wie Glück, Freundschaft und Liebe zu erleben? Er hatte immer heiraten und Kinder haben wollen, doch nach Christinas Verrat war er sicher gewesen, dass es nie mehr dazu kommen würde, dass er keine Frau mehr so lieben und ihr vertrauen konnte.
War Melissa diese Chance? Wäre sie das Risiko wert?
Melissa löschte die Nachttischlampe und zog das dünne Baumwolllaken hoch. Über ihr surrte leise der Deckenventilator, draußen prasselte der Regen immer noch herab, wenn auch nicht mehr ganz so heftig. Hier lag sie, irgendwo in der Einsamkeit des Outback, in einem fremden alten Farmhaus, und hatte sich noch nie so wohl und sicher gefühlt.
Sie wusste auch, woran es lag. Nicht nur daran, dass sie von den Etheringtons so herzlich aufgenommen worden war, oder an der Tatsache, dass das Outback wirklich eine faszinierend schöne Gegend war. Nein, es lag hauptsächlich an dem Mann, der im Wohnzimmer auf dem Schlafsofa schlief …
Seit sie nach Didja gekommen war, hatte ihr Leben sich verändert. Die Frage war allerdings, ob es eine Änderung zum Guten war. Wäre es wirklich eine Bereicherung, wenn sie eine Beziehung mit Joss einging? Bisher hatte er in ihrem Leben nur für Verwirrung gesorgt.
Sie sehnte sich nach einem Mann, der sie in die Arme nahm, der sie küsste und der sein Leben mit ihr teilen wollte. Ein Familienleben, wie die Etheringtons es hatten. Bisher hatte sie nicht das Glück gehabt, diesen Mann zu finden. War sie bereit, es noch einmal zu wagen? Oder würde sie nur wieder neues Leid erleben, möglicherweise auch Joss wehtun? Das war das Letzte, was sie sich und ihm antun wollte.
Am nächsten Morgen wurde Melissa durch das entfernte Brummen eines Flugzeugs geweckt. Gleich darauf hörte sie Kinderstimmen und das Tappen kleiner Füße.
Das Brummen kam näher. Das mussten die Flying Doctors sein. Sie setzte sich auf und warf einen Blick auf die Uhr.
Acht Uhr dreißig! Eilig schwang sie die Beine aus dem Bett und zog sich an. Wie hatte sie nur so lange schlafen können? Aber es war auch kein Wunder, nachdem sie die halbe Nacht wach gelegen und sich den Kopf darüber zerbrochen hatte, was sie tun sollte.
Als sie mit ihrer Reisetasche aus der Tür trat, wäre sie von den beiden jüngsten Kindern beinahe über den Haufen gerannt worden. Hinter ihnen erschien Joss, der offenbar ein Monster spielte und die Kleinen verfolgte. Als er Melissa sah, richtete er sich aus seiner gebückten Haltung auf und sah sie mit jenem unwiderstehlichen Lächeln an, das ihr Herz zum Schmelzen brachte.
„Guten Morgen, Melissa.“
Sie erwiderte seinen Gruß. „Ich sehe, du bist schwer beschäftigt“, meinte sie amüsiert.
„Stimmt. Im Übrigen werden die Flying Doctors gleich landen. Ron ist zur Landepiste gefahren. Das ist deine Chance, die Crew kennenzulernen.“
„Super.“ Über Berufliches zu reden war immer ein unverfängliches Thema. „Dann werde ich gleich mal nach Gemma sehen.“
„Sie sitzt auf der Veranda.“ Joss versuchte, Melissa nicht mit seinen Blicken zu liebkosen. Sie sah bezaubernd aus mit dem blonden Haar, das ihr offen auf die Schultern fiel. Dieses Bild würde sich ihm für immer einprägen.
„Gut. Dann scheint sie die Nacht ohne Komplikationen überstanden zu haben.“
„Nicht ganz. Sie hatte wieder Schmerzen.“
„Wann?“
„Vor einer Stunde etwa. Da du noch geschlafen hast und ich bereits wach war, hat Ron mich geholt, um nach ihr zu sehen. Alles ist in Ordnung“, versicherte er rasch, als er die Besorgnis auf Melissas Gesicht sah. „Keine Blutungen. Auch ihr Blutdruck und die Herztöne des Babys sind normal.“
Melissa strich sich das Haar zurück. „Trotzdem hättest du mich wecken können.“
Joss betrachtete sie einen Moment lang wie verzaubert. Im Sonnenlicht leuchtete ihr Haar wie flüssiges Gold. Beinahe hätte er vergessen, was sie gesagt hatte. „Schon in Ordnung“, winkte er ab. „Wir haben einen langen Tag vor uns, da wollte ich dich schlafen lassen.“
Melissa stellte ihre Tasche ab. „Hör mal, ich habe
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