Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
in ihren Händen, und die Tränen verschleierten ihr die Sicht.
„Hey …“
Teo lächelte immer noch, sie hörte es seiner Stimme an. Es war nur ein kleines sanftes Wort, aber es barg so viel: Aufmunterung, Trost, Halt. Alles, was Emma brauchte und bei diesem Mann fand. Wahrscheinlich lächelte sie gerade zurück.
„Zoe?“
Als sie schließlich widerstrebend aufblickte, wurde ihr klar, dass das „Hey“ nicht Emma, sondern ihr gegolten hatte. Doch sie konnte nicht antworten. Für Emma mochte die Welt wieder in Ordnung sein, aber für ihre Mutter ging sie gerade mit wehenden Fahnen unter.
Teo schien es zu ahnen. Er hielt Emma sicher im Arm und griff mit der anderen Hand nach der Babytrage. „Kommen Sie“, sagte er freundlich.
Was blieb ihr anderes übrig? Verlegen stand sie auf und nahm die Windeltasche. Alle sahen zu, die Mütter, die wenigen Väter, die Rezeptionistin und die Krankenschwestern hinter dem Stationstresen. Sogar die älteren Kinder.
Aber sie sahen nicht sie an, wie sie schnell feststellte. Alle blickten Teo nach, und die meisten lächelten.
Weil Emma endlich still war?
Weil der Anblick eines breitschultrigen Hünen, der ein kleines Kind im Arm hielt, bei jedem eine gefühlvolle Saite zum Klingen brachte?
Oder weil dieser Mann aufregend gut aussah? Es lag nicht nur an den ebenmäßigen Gesichtszügen und dem glänzenden schwarzen Haar. Teo bewegte sich trotz seiner beachtlichen Größe elegant und geschmeidig. Und sein Lächeln tat ein Übriges. Hier war jemand, der völlig entspannt nach Lösungen suchte, anstatt nur die Probleme zu sehen.
Zoe war nicht die Einzige, die Teo folgte. Ein kleiner Junge ließ sein Spielzeug liegen und trottete hinter ihm her. Seine Mutter musste aufspringen und ihn holen, sonst wäre er mit ihnen in den Flur marschiert.
Nachdem sie den Wartebereich hinter sich gelassen hatten, ging Teo auf eine Tür mit der Aufschrift „Privat“ zu. Im Zimmer standen ein Couchtisch, bequeme Sessel, ein Wickeltisch, ein großer Korb voll Kinderspielzeug und eine kleine Küchenzeile. Auf dem Tisch lag eine Schachtel Papiertücher.
„Dieser Raum ist für Familien gedacht, die Ruhe brauchen oder eine besondere Untersuchung“, erklärte Teo. „Da draußen war es ziemlich voll, wie?“
Sie nickte knapp. Die Tränen waren versiegt, aber Zoe hörte sich schniefen. Hastig zupfte sie ein paar Tücher aus der Schachtel und putzte sich die Nase. In der Hoffnung, Teo würde es nicht bemerken, tupfte sie sich verstohlen die Augen ab.
Er sagte nichts. Er betrachtete Emma. „So, und wer ist dieses Herzchen?“, fragte er.
„Sie heißt Emma.“
„Und ist … sagen wir, sechs Monate alt?“
„Fast.“
„Und … Ihre Tochter.“
„Ja.“ Sein Zögern war ihr nicht entgangen. Wieder stieg ihr das Blut ins Gesicht. War es so offensichtlich, dass die natürliche Bindung zwischen Mutter und Kind bei ihr fehlte?
Wie um das zu bestätigen, fing Emma an zu greinen. Zoe starrte auf die Milchflasche, die sie immer noch in der Hand hielt.
„Wärmen Sie ihr die Milch gern auf“, meinte Teo. „Dort hinten steht eine Mikrowelle.“
„Wir können hier nicht bleiben.“
„Warum nicht?“
„Emma hat einen Termin, und wir warten schon lange. Sie wird bestimmt bald aufgerufen.“
„Machen Sie sich keine Gedanken, ich sorge dafür, dass sie auf jeden Fall drankommt. Gibt es ein Problem?“
„Nein, es ist nur eine Routineuntersuchung.“
„Also eilt es nicht.“
„Eigentlich nicht, aber …“ Sie schwieg.
„Aber … was?“
„Ich … ich habe auch einen Termin. Um halb elf.“
„Gynäkologie?“
„Nein.“ Sie errötete wieder – der Fluch aller Rothaarigen.
„Setzen Sie sich einen Moment“, bat Teo. „Bitte, Sie haben noch genug Zeit. Die Kindersprechstunde wird eine Ewigkeit dauern, da können Sie Emma auch nach Ihrem Termin herbringen.“
Er schien es ihr nicht übel zu nehmen, dass sie ihm nicht mehr über sich verraten wollte. Teo setzte sich, Emma war still. Es sah aus, als wäre sie, erschöpft vom Weinen, in seinen Armen eingeschlafen. Unschlüssig setzte sich Zoe ebenfalls. Teo konnte nicht entgangen sein, dass sie ein Problem hatte. Und immerhin hatte er sie aus einem Albtraum befreit, da schuldete sie ihm zumindest etwas Offenheit.
„Ich habe einen Termin bei John Allen“, gestand sie. „Er ist …“
„Psychologe, ich weiß. Und ein guter Freund von mir. Er und seine Frau Ginnie wohnen in dem Apartment neben meinem.“
Auch das noch …
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