Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
Tragesitz legte. Zum Glück wachte das Kind nicht auf.
„Soll ich Ihnen helfen?“, fragte Teo, als sie sich aufrichtete und die vollgestopfte Windeltasche in die eine und Emmas Sitz in die andere Hand nahm. „Ich begleite Sie gern.“
„Nein, vielen Dank.“ John brauchte nicht zu wissen, dass sie einen seiner Kollegen kannte. Schweigepflicht schön und gut, aber zwischen Ärzten galt sie sicher nicht so streng, oder? „Das schaffe ich schon.“
„Davon bin ich überzeugt.“ Lächelnd hielt er ihr die Tür auf. „Ich rede mit der Schwester am Empfang, damit sie Emma einschiebt, sobald Sie zurück sind.“
Teo war für den Rest des Vormittags beschäftigt und hatte auch am Nachmittag viel zu tun.
Ein dreijähriger Junge hatte sich schwere Verbrühungen zugezogen, als er in die Badewanne mit kochend heißem Wasser geklettert war. Jetzt lag er auf der Kinderintensivstation. Teo gehörte zu dem Team, das unter der Leitung von Luke Williams gegen den hypovolämischen Schock kämpfte, der durch den Flüssigkeitsverlust entstanden war. Die Nierenfunktion des Kleinen war beeinträchtigt, und sie mussten eine Blutwäsche durchführen, neben allem anderen, um ihn am Leben zu erhalten.
Seine Mutter war außer sich vor Angst und Schuldgefühlen.
„Ich musste das Baby füttern“, schluchzte sie. „Ich hatte keine Ahnung, dass Timmy mir helfen wollte und sich das Bad selbst eingelassen hat. Ich lasse immer erst kaltes Wasser einlaufen, bevor ich heißes zumische. Ich dachte, er sieht fern. Das Baby hatte wieder eine Kolik, es hat fürchterlich geschrien.“
Teo hörte einfach zu. Welchen Sinn hatte es, ihr Vorwürfe zu machen?
„Sein Dad hat uns verlassen, als ich wieder schwanger wurde. Ein Kind ist schlimm genug, sagte er. Zwei waren ihm zu viel.“
Er nickte mitfühlend, aber seine Gedanken gingen auf Wanderschaft. Wo war Emmas Vater? Zoe hatte niemanden erwähnt und wirkte auch sonst wie eine Alleinerziehende, entschlossen, mit der Situation allein klarzukommen. Hatte sie einen Ring getragen? Teo nahm sich vor, darauf zu achten, wenn er sie das nächste Mal sah.
Allerdings gab es keinen Grund, sie wiederzusehen, oder?
Teo verspürte ein Bedauern, das ihn nicht mehr losließ, während er Visite machte, seine kleinen Patienten untersuchte und besorgte Eltern beruhigte. Zoe faszinierte ihn. Unerschrocken und tatkräftig im Beruf, schien sie in familiären Dingen völlig verloren zu sein. Was er besonders traurig fand, denn Familie war doch das Wichtigste im Leben eines Menschen.
Seine letzte Aufgabe vor Dienstschluss führte ihn wieder in die pädiatrische Ambulanz. Der Wartebereich war leer bis auf eine Putzfrau, die eine Reinigungsmaschine über den Fußboden schob, und eine müde Rezeptionistin vor einem Stapel Patientenakten.
„Heute war ganz schön was los, was?“ Er lächelte die Rezeptionistin an. Jetzt war sicher nicht der richtige Zeitpunkt, jemanden dafür zur Verantwortung zu ziehen, dass einer gestressten Mutter keine Hilfe angeboten worden war.
„Es war die Hölle“, antwortete sie erschöpft. „Ein Oberarzt wurde auf die Station gerufen, und ein anderer musste sich um ein Kind kümmern, das auf der Toilette einen epileptischen Anfall erlitt. Dadurch haben sich die Termine verschoben.“
„War Zoe Harper mit Emma noch einmal hier?“
„Ja.“ Sie warf ihm einen neugierigen Blick zu. „Eine Freundin von Ihnen?“
Ehe er antworten konnte, kam die Putzfrau auf sie zu, ein Lederportemonnaie in der Hand. „Das habe ich dort drüben unter dem Tisch gefunden.“
„Oje …“ Die Rezeptionistin nahm es ihr ab. „Vielen Dank. Wahrscheinlich sucht jemand schon ganz verzweifelt danach.“ Sie klappte die Börse auf. Auf der einen Seite war eine kleine Tasche für Münzen, auf der anderen waren Fächer für Kreditkarten. In der Mitte steckte hinter einer Sichthülle ein Führerschein. „Zoe Harper“, las sie erstaunt. „Na, wie gut, dass Sie gerade hier sind, Dr. Tuala.“
„Ach ja?“
„Na, sie ist doch eine Freundin von Ihnen. Sie könnten es ihr bringen.“
„Stimmt.“ Sicher stand irgendwo in der Börse, wo sie wohnte. Er würde Zoe wiedersehen. Noch besser, er würde herausfinden, ob sie allein war oder einen Partner hatte, der sie unterstützte.
Teo streckte die Hand aus. „Ich bin auf dem Weg nach Hause, ich erledige das.“
3. KAPITEL
Musste ausgerechnet jetzt jemand klopfen?
Zoe saß im Wohnzimmer ihres Häuschens in einem der älteren Vororte von Sydney. Emma war
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