Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
fiel ihr in goldenen Locken über die Schultern. Sie wirkte leicht zerzaust, als wäre sie gerade aufgestanden.
Was auch stimmte.
Verlangen ergriff ihn. Wenn Jamie nicht wäre, hätte er sie auf den Waldboden gezogen und innerhalb von Sekunden dazu gebracht, seinen Namen zu keuchen.
„Nicht die richtige Form. Versuch den dort.“ Sie deutete auf einen anderen Baum. Dino legte den Baum, den er hielt, weg und hob einen anderen auf. Für ihn sahen sie alle gleich aus. Ein Baum war ein Baum.
„Mir gefällt er, Mum. Können wir den nehmen?“ Jamie hüpfte auf der Stelle, und Dino beneidete den Jungen um seine Fähigkeit, den Moment zu leben. Für ein Kind zählte nur die Gegenwart.
Er dachte an Hayden und fragte sich, wie ein Mann so dumm sein konnte, nicht am Leben seines Kindes teilhaben zu wollen. Menschen konnten selbstsüchtig sein, das wusste er von seiner eigenen Familie. Und dann litt das Kind darunter. Aber niemand würde denken, dass Jamie litt. Nicht mit Megan als Mutter.
„Dreh ihn um, ich möchte ihn von hinten sehen.“ Sie hauchte ihre Hände an, um sie zu wärmen, und musterte den Baum eingehend aus jedem Winkel, schließlich erklärte sie ihn für perfekt.
„Kaufst du auch einen Baum, Dino? Für dein Haus brauchst du einen richtig großen.“ Jamie wich ihm nicht von der Seite.
„Ich wollte keinen Baum kaufen, Jamie“, erklärte Dino. „Ich bin am ersten Weihnachtsfeiertag allein, darum lohnt es sich nicht.“
„Wieso allein? Wo ist denn deine Familie?“, fragte der Junge verwirrt.
„Meine Eltern verbringen Weihnachten in den Staaten, und meine Schwester feiert mit der Familie ihres Ehemanns.“
„Und sie laden dich nicht ein?“
Dino fragte sich, wie er mit diesen Fragen umgehen sollte, ohne die Illusionen des Kindes von der Welt zu zerstören. „Ich bin erwachsen, und Erwachsene feiern Weihnachten nicht immer mit ihrer Familie.“
Jamie runzelte die Stirn. „Grandma ist auch erwachsen, und sie feiert Weihnachten immer mit uns. Ich finde es gemein, dass sie dich nicht einladen. Du kannst doch nicht allein feiern. Das stimmt doch, Mummy, oder? Komm doch zu uns. Grandma brät immer einen riesigen Truthahn. Du könntest uns helfen, ihn aufzuessen.“
Gerührt brauchte Dino einen Moment, um zu antworten. „Das ist nett von dir, Jamie …“
„Dann kommst du? Super. Das ist toll, oder, Mum? Dino verbringt den ersten Weihnachtsfeiertag bei uns.“
Megans Gesicht lief knallrot an. „Jamie, vielleicht möchte er nicht … unser Haus ist ziemlich klein und …“
„Ich komme gern.“ Dino beobachtete ihr Gesicht, um ihre Gedanken zu erraten. Sie hatten noch keine Gelegenheit gehabt zu besprechen, wohin es mit ihnen ging, aber er wusste, was er wollte.
Alles.
Nur musste er es langsam angehen. „Also Jamie, du meinst, ich brauche einen Baum?“
„Natürlich. Wo willst du denn sonst deine Geschenke hinlegen?“
Verzaubert von der unschuldigen Frage, suchte Dino nach der richtigen Antwort. „In meinem Alter bekommt man nicht mehr so viele Geschenke.“
„Warum nicht?“ Jamie war entsetzt. „Was ist mit deiner Mum und deinem Dad und deiner Schwester?“
„Meine Eltern geben mir Geld, und ich suche mir dann selbst etwas aus. So haben wir das immer gemacht.“
„Was? Auch als du noch klein warst? Das ist ja schrecklich.“ Jamie nahm Dinos Hand. „Dieses Jahr solltest du dem Weihnachtsmann schreiben. Ich weiß, dass du schon groß bist, aber man weiß ja nie. Ich schreibe ihm jedes Jahr, und er kommt immer .“
Dino räusperte sich. „Du meinst, er kommt, wenn ich ihm schreibe? Aber wo gebe ich den Brief auf?“
Verwundert sah Jamie ihn an. „Du legst ihn natürlich in den Kamin.“
„Genau, in den Kamin. Vielleicht kannst du mir beim Schreiben helfen. Hast du deinen schon abgeschickt?“
„Letzte Woche.“ Jamie zupfte an seiner Mütze. „Ich habe mir ein Spielzeugbatmobil gewünscht und eine Nintendo Wii, aber ich weiß, dass ich nicht beides bekomme, weil es zu teuer ist, darum soll er entscheiden. Er weiß, was zu dir passt. Was würdest du dir wünschen?“
Dino sah zu Megan, die ihrer Mutter half, einen Baum auszusuchen. „Ich habe das Gefühl, der Weihnachtsmann kann nicht jedem das geben, was er sich wünscht“, sagte er heiser.
„Du magst meine Mum, stimmt’s? Du guckst sie die ganze Zeit an. Und sie beobachtet dich auch, aber meistens, wenn sie weiß, dass du nicht hinschaust.“
Interessant! Dino hockte sich hin, sodass er mit dem Jungen auf
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