Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
groß – das fiel Sophie sofort auf. Sogar noch größer als ihr Bruder Smiley, der es immerhin auf ein Meter fünfundachtzig brachte. Außerdem hatte dieser Typ eine ziemlich gute Figur. Jammerschade, wenn er sein Leben als Abendessen eines Krokodils beenden würde. Ebenfalls schade wäre es um seine Uhr, die sie dank ihrer Zeit mit dem markenbewussten Brad sofort als Rolex identifizierte.
Wie gut, dass sie gegen solche Typen immun war. Sie hatte ihre Lektion gründlich gelernt.
Sophie unterdrückte einen weiteren Seufzer. Wie sollte sie dem Mann klarmachen, dass er sofort wieder in sein Auto einsteigen musste, wenn er noch nicht einmal mit ihr sprechen wollte?
„Haben Sie die Warnhinweise nicht gesehen?“ Sie wies mit einer Kopfbewegung auf das Schild.
„‚Vorsicht! In diesem Gebiet leben Krokodile! Bleiben Sie dem Ufer fern! Gehen Sie keinesfalls ins Wasser!‘“, las sie laut vor.
Auch das beeindruckte den Mann nicht. Er hielt es nicht einmal für nötig, etwas zu erwidern.
Grrr. Sie konnte arrogante Männer nicht ausstehen. Obwohl seine Körperhaltung ihr deutlich signalisierte, dass er allein sein wollte, versuchte sie es noch einmal.
„Es gibt hier wirklich Krokodile!“
„Ja, ich weiß. Danke.“ Sein Ton war mehr als abweisend. Unwillig drehte er sich zu ihr um. „Ich bin nur auf der Durchreise.“
„Wenn Sie noch länger da stehen bleiben, wird Ihre Reise vermutlich hier beendet sein“, bemerkte sie trocken. „Erst kürzlich habe ich meinen Hund auf ähnliche Weise verloren.“ Es verging seitdem kaum eine Nacht, in der sie nicht von Albträumen aufgeschreckt wurde.
Nun sah der Mann sie direkt an. Er war nicht umwerfend attraktiv, hatte aber lange, dunkle Wimpern, die seinem Blick eine unglaubliche Intensität verliehen. Mühelos hielt er ihren Blick gefangen, und es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis er wieder aufs Wasser starrte.
Sophie war sofort alarmiert. Und zwar nicht wegen der Krokodile. Sie erschauerte.
„Das mit Ihrem Hund tut mir leid.“ Wieder sah er sie an, und zu ihrem Entsetzen spürte Sophie, dass sie rot wurde.
Sie mied seinen Blick, konzentrierte sich auf eine kleine Narbe an seinem Kinn, die ihn ein wenig verletzlich erscheinen ließ. Und sein Mund … Zu gern hätte sie den Mann einmal lächeln sehen.
Was war nur heute mit ihr los? Wieso dachte sie so seltsame Dinge über diesen Fremden?
Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern, worüber sie gerade gesprochen hatten.
Er hüstelte, hob vielsagend die Brauen. Offenbar war er sich seiner Wirkung auf Frauen bewusst. „Falls ich von einem Krokodil gefressen werde, dann weil die Unterhaltung mit Ihnen mich ablenkt. Ziemlich tragisch, oder?“
Sophie blinzelte. Wie konnte sie zulassen, dass er mit ihr flirtete? So viel also zu ihrer angeblichen Immunität! Am besten verschwand sie so schnell wie möglich. „Na gut. Wie Sie wollen. Viel Spaß auf Ihrem Begräbnis.“ Zum ersten Mal seit Jahren brauste sie mit quietschenden Reifen davon.
Levi Pearson drehte sich um und richtete den Blick nachdenklich auf die Stelle, an der sein Vater vor fünf Monaten verunglückt war. Oder war er in den Fluss gestoßen worden und damit leichte Beute für das Krokodil geworden? Er würde es herausfinden!
Die nagenden Zweifel hatten dafür gesorgt, dass er am Ende der Regenzeit hergeflogen war. Sein Misstrauen war auch der Grund dafür, dass er seiner starrköpfigen Schwester verboten hatte, mit irgendjemandem über ihre Verbindung zu Xanadu zu sprechen. Die Auszeit war ohnehin überfällig, sein Praxispartner lag ihm schon seit Jahren damit in den Ohren, dass Levi endlich einmal Urlaub machen sollte.
Sobald er sicher wusste, was vor fünf Monaten geschehen war, würde er diese Einöde sofort wieder verlassen und nach Sydney zurückkehren. Der Geschäftsführer war absolut in der Lage, Xanadu allein zu leiten. Doch zuerst musste er Licht in das Dunkel um den Tod seines Vaters bringen.
Ein mögliches Motiv waren die Umstände, unter denen Xanadu in die Hände seiner Familie gelangt war. Falls die abenteuerliche Geschichte stimmte, die sein Vater ihm erzählt hatte, dann hatten die ursprünglichen Eigentümer einen guten Grund, seine Familie zu hassen.
Er sah dem Truck der zornigen blonden Frau nach, der sich rasch entfernte. Sie interessierte ihn nicht. Schon seit Jahren hatte keine Frau mehr sein Interesse geweckt. Daran konnten auch diese besorgt blickenden, leuchtend blauen Augen nichts ändern. Levi furchte die
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