Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
Stirn. Sie war eine aufdringliche Person, doch irgendwie hatte sie ihn auch fasziniert.
Unwillig verbannte er diesen Gedanken aus seinem Kopf. Die Kimberley-Region war flächenmäßig etwas größer als Deutschland, doch es lebten nur etwa 30.000 Menschen hier. Definitiv keine Gegend, in der er sich niederlassen wollte.
Die Wahrscheinlichkeit, der jungen Frau noch einmal zu begegnen, war also gering. Gut so. Sein Leben war anstrengend genug, auch ohne dass er sich zu einem Cowgirl aus dem Outback hingezogen fühlte.
Das leise Plätschern vor seinen Füßen lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fluss. Schnell ging er zu seinem Wagen zurück, den er sich in der Ferienanlage geliehen hatte. Besser, er ließ sich nicht gerade heute von einem Krokodil verspeisen. Diese Genugtuung gönnte er seiner unwillkommenen Retterin nicht.
Überrascht stellte Levi fest, dass sich bei diesem Gedanken ein Lächeln um seine Lippen legte. Und gelächelt hatte er wenig in den letzten zwei Jahren.
Etwa zwei Stunden später wich Sophie dem letzten Schlagloch aus, bevor sie die Jabiru-Siedlung erreichte. Zum Glück würde die holprige Straße bald begradigt werden. Endlich zu Hause.
Erstaunlicherweise war ihre Müdigkeit vergangen, nachdem sie den Fremden am Fluss getroffen hatte. Aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Es war einer dieser magischen Momente gewesen, in denen zwei Menschen sich in die Augen sahen und die Welt stillzustehen schien. Doch sobald der Blickkontakt unterbrochen wurde, war der Zauber unweigerlich verflogen.
Diesmal allerdings nicht so ganz. Dabei war der Mann doch ein Fremder gewesen. Nun gut, ein Fremder mit außergewöhnlichen Augen. Und mit einem außergewöhnlich knackigen Körper. Von seinem Mund ganz zu schweigen. Woher mochte er wohl die kleine Narbe am Kinn haben? Vielleicht von einer heißblütigen Frau, die ihn ihre Krallen hatte spüren lassen? Sophie schmunzelte bei dieser Vorstellung. Der Fremde war genau der Typ Mann, mit dem sie auf keinen Fall etwas zu tun haben wollte.
Unverschämt und arrogant.
Anscheinend auch noch unvorsichtig und dumm. Sie zog die Brauen zusammen. Nein, dumm hatte er eigentlich nicht ausgesehen. Im Gegenteil. Er hatte einen beängstigend intelligenten Eindruck gemacht. Aber leichtsinnig.
Jedenfalls absolut nicht ihr Typ.
Am schlimmsten fand sie, dass er sie an ihren Ex erinnert hatte. Er schien genauso egozentrisch, eingebildet und unanständig reich zu sein wie Brad Gale. Der Lügner. Sie hatte genug von Ärzten und Lügnern und allgemein von Menschen, die glaubten, mit Geld ließe sich alles kaufen. Und die untreu waren.
Es fühlte sich gut an, wieder zu Hause zu sein. An einem Ort, an dem die Menschen noch sagten, was sie dachten. Wo sie sich nützlich machen konnte und ihre Arbeit geschätzt wurde. Nie wieder würde sie sich damit zufriedengeben, nur das dekorative Anhängsel eines Mannes zu sein.
Als Sophie zu ihrem Bruder zurückgekehrt und wieder in ihr altes Zimmer gezogen war, hatte Smiley sie zwar überrascht angesehen, jedoch keine Fragen gestellt. ‚Das war definitiv eine ziemlich kurze Verlobung‘, war sein einziger Kommentar gewesen. Als Junggeselle war er natürlich auch nicht gerade ein Experte in Beziehungsfragen.
Langsam fuhr Sophie durch den kleinen Ort, die Straßen überwiegend von Holzhäusern gesäumt. Sie lebten in einem weiß gestrichenen Häuschen, das von einer breiten Holzveranda umgeben war. Es war im selben verwohnten, aber trotzdem gemütlichen Zustand, in dem sie es von ihren Eltern geerbt hatten. Vorher hatte es ihren Großeltern gehört, die nach Jabiru gezogen waren, nachdem ihr Großvater diesen schrecklichen Fehler gemacht hatte.
Es war Smileys großer Traum, eines Tages eine Farm zu besitzen. Eine Farm, wie sein Großvater sie bewirtschaftet hatte, bevor er sie bei einem Kartenspiel verzockt hatte. An einen Mann, der mit gezinkten Karten gespielt hatte.
Für Smiley musste es nicht unbedingt Xanadu sein. Er wünschte sich einfach eine eigene Farm, irgendwo in den Kimberleys, wo er Viehzucht betreiben konnte. Der Gedanke daran, wie hart erst ihr Vater und nun Smiley arbeiten musste, um zurechtzukommen, ärgerte Sophie. Und das alles nur wegen der Leidenschaft ihres Großvaters fürs Pokern …
„Na, hast du deine Tiere schon verladen?“, fragte sie, als sie auf die Veranda trat. Verunsichert blieb sie stehen, denn Smiley war nicht allein.
„Sophie …“ Ihr Bruder sprach noch ein wenig gedehnter als sonst.
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