Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
im Schnee hatte verschwinden sehen. Oh Gott, dachte er, lass sie am Leben!
„Hey, hier drüben! Alle zu mir“, rief einer der Männer. Das Suchgerät hatte die Position der Verschütteten angezeigt!
Pierre fühlte einen Funken der Hoffnung in sich aufglimmen. Noch bestand die Chance, dass sie am Leben war. Fünfzehn Minuten waren vergangen.
Er nahm eine der Schaufeln, und gemeinsam begannen sie zu graben. Bald sahen sie einen Skianzug im Schnee – schwarz.
Verzweifelt grub Pierre weiter. Wenn der andere Skifahrer hier lag, war auch Julie nicht weit. „Halt durch, cherie !“, rief er. „Wir sind gleich bei dir!“
Und dann hatten sie auch die junge Ärztin gefunden. Vorsichtig befreiten sie ihren Kopf aus dem Schnee. Ihre Haut war so blass, ihre Lippen so blau!
Atmete sie? Sein eigener Atem stockte. Waren sie zu spät gekommen?
Als sie sie ganz aus dem Schnee gezogen hatten, suchte er nach ihrem Puls. Ja, da war ein ganz schwacher Herzschlag, er konnte es spüren! Er rief nach einer Sauerstoffmaske. Dann zog er die junge Frau fest an sich, als könne er seine eigene Lebenskraft so auf sie übertragen.
Sie erzitterte in seinen Armen und hustete schwach. Er sah, wie sie ihre Lippen bewegte. Sie versucht, meinen Namen zu sagen!
Mit einem Freudenschrei presste er sie noch fester an sich. Wieder und wieder rief er ihren Namen. Sie lebte!
Ihr Atem strich über seine Wangen, dann öffnete sie kurz ihre Augen. „Pierre“, flüsterte sie. „Du hast mich gefunden.“
Julie kam im Krankenhaus wieder zu sich. Ganz schwach erinnerte sie sich daran, auf eine Trage gehoben worden zu sein, dann die Fahrt den Berg hinunter. Sie erinnerte sich an Pierre, seine Augen, seine sorgenvolle Miene.
Wieder und wieder hatte er ihren Namen gerufen und ihr gesagt, wie sehr er sie liebte.
Sie hatte versucht, ihn zu beruhigen – er brauchte sich nicht mehr zu verstellen – aber sie hatte die Worte nicht über ihre gefrorenen Lippen gebracht.
Sie sah sich um. Ihr Körper schmerzte überall, aber wie durch ein Wunder schien sie keine schweren Verletzungen zu haben.
Ein Schatten lehnte sich über sie. Es war Pierre, unrasiert, mit zerwühlten Haaren und tiefen Ringen unter den Augen.
Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du bist wieder wach“, sagte er heiser. „Du hast Glück gehabt.“
Die Erinnerung an die Ereignisse des letzten Tages kam plötzlich wieder. Carolines Erklärung, dass er immer noch seine tote Schwägerin liebte, und dass sie für ihn nur ein Mittel zum Zweck war.
„Du musst nicht hierbleiben“, sagte sie schwach. Sie hatte immer noch ihren Stolz. „Ich komme schon wieder auf die Beine.“
„Was hast du da eigentlich gemacht?“, fragte er. Er schien fast ärgerlich auf sie.
„Ich konnte ihn nicht einfach so alleine lassen“, antwortete sie. „Ist er in Ordnung?“
„Es geht ihm gut, auch der anderen Frau. Aber du! Warum setzt du immer dein Leben für andere aufs Spiel? Ist dir das Leben so wenig wert?“
Julie versuchte sich aufzusetzen. Er half ihr und legte ihr ein Kissen in den Rücken.
„Sei nicht albern“, erwiderte sie. „Ich liebe das Leben, aber manchmal muss man auch an andere Menschen denken.“ Nicht, dass er davon viel versteht!
Pierre drückte sie an seine Brust. „Warum bist du vor mir weggelaufen?“ Seine tiefe Stimme bebte.
Julie schloss die Augen. Es war zu viel. Sie wollte nur, dass er für immer davonging und sie mit ihrem Schmerz alleine ließ.
„Caroline hat mir alles gesagt. Dass du wegen Iona nicht in Schottland bleiben willst“, antwortete sie. „Das erklärt, warum du um meine Hand angehalten hast.“
„Du denkst, dass ich dich heiraten will, damit Ionas Tochter mit mir nach Frankreich kommt?“ Er lachte auf, aber es war ein freudloses Lachen. „ De bleu , Julie. Du musst eine sehr üble Meinung von mir haben.“
„Aber es ist wahr, oder? Caroline würde mich nie anlügen.“
Pierre seufzte auf und strich ihr über das Haar. „Das ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Ich möchte, dass du mit mir nach Frankreich kommst. Und wenn das Caroline hilft, würde mich das sehr glücklich machen.“
Er zögerte. „Ich hätte das Gefühl, dass ich meine Schuld an Jacques und Iona abtrage, wenn ich ihrer Tochter ein Zuhause geben kann. Aber wenn es nicht das ist, was du möchtest, dann komme ich auch an jeden anderen Ort auf dieser Welt mir dir.“
Julie sah ihn an. In seinen Augen lag etwas, dass sie neue Hoffnung schöpfen
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