Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
„Vielen Dank für die Einladung, Odette, aber ich glaube, daraus wird nichts. Ich fliege nur ungern – und bei diesem Wetter schon gar nicht. Außerdem weiß ich nicht, was Smiley fürs Wochenende geplant hat.“
„Ich rufe einfach Ende der Woche noch einmal an“, beschloss Odette. „Falls Sie nicht fliegen möchten, könnten Sie doch auch mit dem Auto kommen und über Nacht bleiben. Das wäre vielleicht sogar noch viel amüsanter.“
Sophie hatte den Verdacht, dass Odette eine ziemlich energische kleine Person war. Der Gedanke, einen ganzen Abend mit ihrem Bruder verbringen zu müssen, behagte ihr jedoch ganz und gar nicht.
„Ich werde mit Smiley darüber sprechen.“ Vielleicht.
„Wie heißt Ihr Bruder eigentlich wirklich?“
Sophie musste tatsächlich einen Augenblick nachdenken. „William.“
Zufrieden nickte Odette. „Dann werde ich ihn ab jetzt William nennen.“
„Da wären Sie seit sehr langer Zeit die Erste, die das macht.“ Hoffentlich brach diese Frau ihrem Bruder nicht das Herz. „Wahrscheinlich hat er seinen richtigen Namen selbst inzwischen vergessen.“
„Grund genug, ihn zu erinnern“, erwiderte Odette hintergründig.
Später am Nachmittag goss Levi seiner Schwester einen frisch gepressten Orangensaft und sich selbst ein Bier ein, bevor er an die Brüstung der Veranda trat und den Blick über die Schlucht schweifen ließ. Erst jetzt drangen ihre letzten Worte in sein Bewusstsein, und er drehte sich zu ihr um. „Du hast was getan?“
„Ich habe William und Sophie übers Wochenende zu uns eingeladen. Die Hebamme und ihren Bruder. Sie kommen zum Abendessen und fahren dann am nächsten Morgen zurück.“
Am liebsten hätte er sie erwürgt. „Hab ich dir nicht erklärt, dass ich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen möchte, bis wir herausgefunden haben, ob jemand unseren Vater so sehr gehasst hat, dass er ihn in den Fluss gestoßen haben könnte?“
Odette verschränkte die Arme und lehnte sich zu ihm herüber. „Du meinst, noch mehr gehasst als du?“
Levi schüttelte den Kopf. „Gehasst habe ich ihn nicht. Ich habe ihn nur nicht respektiert. Das ist alles.“
Sie verdrehte die Augen. „Nur weil du gerade erfahren hast, dass er noch einen anderen Sohn mit einer neuen Frau hatte? Hm.“ Besser, sie kam auf ihr ursprüngliches Thema zurück. „Die beiden wissen garantiert nichts über Vaters Tod. Sophie ist erst vor wenigen Wochen aus Perth zurückgekehrt, und William …“ Ein verträumtes Lächeln umspielte ihre Lippen. „William ist einfach William. Er könnte keiner Fliege etwas zuleide tun.“
Unwillig schüttelte Levi den Kopf. „Wir wissen doch überhaupt nichts über deine neuen Freunde. Wie oft hast du sie schon getroffen? Einmal?“
„Du kennst Sophie auch schon.“
Was sollte das? Er hatte strikt darauf geachtet, mit niemandem zu sprechen. „Unsinn. Ich kenne keine Sophie.“
„Sie sagte, sie hätte dich am Fluss getroffen … heute Nachmittag.“
Die penetrante Frau mit dem klapprigen Truck? Das fehlte ihm noch! Sie spukte sowieso schon den ganzen Tag in seinen Gedanken herum.
„Blondes Haar, Pferdeschwanz, einigermaßen … äh … attraktiv?
Odette hüstelte, und Levi konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Trotzdem – für so etwas hatte er keine Zeit. Er musste so schnell wie möglich wieder nach Hause; die Reise dauerte schon viel zu lange. Inzwischen war seine OP-Liste vermutlich mehrere Meilen lang.
Seine unberechenbare Schwester würde ihn noch ins Grab bringen. Er seufzte. Anscheinend war es zu spät für Einwände. „Warum können wir die beiden denn nicht mit dem Hubschrauber abholen und wieder zurückbringen? Dann wären sie zumindest nur einen Abend hier.“
Odette zuckte die Schultern. „Sophie fliegt nicht gern.“
Also war sie auch noch zimperlich! Das hatte er ihr gar nicht angemerkt. „Vielleicht hätte sie weniger Angst vorm Fliegen, wenn die Pilotin nicht jeden Augenblick einen Blasensprung bekommen könnte.“
Lachend gab Odette ihm einen Klaps auf den Arm. „Kümmere du dich lieber um deine eigenen Angelegenheiten!“
2. KAPITEL
Fünf Tage später
„Ich kann es nicht fassen, dass du mich dazu überredet hast.“ Grimmig starrte Sophie ihren Bruder an.
Smiley wandte den Blick nicht von der Straße ab. „Du bist seit einigen Tagen ziemlich gereizt …“
„Und du benimmst dich wie ein verliebter Teenager!“
Er sah sie kurz an, sagte aber nichts. Wie immer. Schade. Eine kleine Kabbelei unter
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