Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
Boden zu bleiben.“
Mit einer lässigen Handbewegung tat er ihre Worte ab. „Du solltest es noch einmal versuchen. Von oben sieht die Welt vollkommen anders aus. Einfach atemberaubend.“
Endlich erschien ein Kellner, der sie zu Tisch bat.
Levi führte sie in einen eleganten, von Kerzen erleuchteten Wintergarten. Durch das Glasdach blickte man in die sternklare Nacht. Ein Esstisch war mit feinem Geschirr und glänzendem Silberbesteck gedeckt.
„Was für ein hübscher Raum!“
„Ja, sehr zivilisiert“, stimmte Levi zu, der genauso verblüfft zu sein schien wie Sophie.
Sein offenkundiges Erstaunen ärgerte sie. Glaubte er, hier im Busch würden sie mit Händen und Füßen essen?
Sie setzte sich und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass sie sich wohlfühlte. Steve, der Geschäftsführer der Anlage, gesellte sich zu ihnen. Er war ein attraktiver junger Mann, jünger noch als Odette, vermutete Sophie, und er kümmerte sich rührend um die werdende Mutter. Irgendetwas an Steve störte sie allerdings, ohne dass sie genau hätte erklären können, was es war.
Levi und Odette schienen ein sehr enges Verhältnis zu haben und sich aufrichtig zu mögen. Widerwillig musste Sophie sich eingestehen, dass ihr der liebevolle Umgang zwischen den Geschwistern imponierte. Levi besaß also auch ein paar positive Eigenschaften.
Odette war nach wie vor sehr aufgekratzt, und ‚William‘ trug ganz gegen seine Gewohnheit ebenfalls viel zur Unterhaltung bei. So lebhaft hatte Sophie ihren Bruder noch nie erlebt. Sollte er endlich seine Scheu und seine Wortkargheit überwunden haben? Um ihn nicht zu bremsen, verhielt Sophie sich ungewöhnlich ruhig.
Allerdings nur bis zu dem Moment, als das Gespräch sich plötzlich um Hubschrauberflüge zu drehen begann und jemand vorschlug, am nächsten Tag einen gemeinsamen Rundflug zu unternehmen.
„Ich hoffe, ihr erwartet nicht, dass ich mitkomme? Hubschrauber fallen vom Himmel.“
Levi lehnte sich lächelnd zurück. „Nein, tun sie nicht.“
„Dann erklär mir doch bitte, was geschieht, wenn der Motor ausfällt, während man in der Luft ist“, verlangte Sophie, die ein wenig beschwipst von dem köstlichen Shiraz war.
Levi beugte sich zu ihr herüber. „Dann gleiten sie. Sobald keine Luft mehr vom Motor nach oben gedrückt wird, drehen sich die Rotorblätter in die andere Richtung und lassen den Hubschrauber nach unten gleiten. Ungefähr wie bei einem Segelflieger.“
Ungläubig sah sie ihn an. „Stimmt das wirklich?“
„Ja. Die Landung ist manchmal etwas holprig, aber die Passagiere kommen in der Regel heil unten an.“
Er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein.
„Wir haben hier auf Xanadu zwei Hubschrauber, und es hat noch nie einen Zwischenfall gegeben“, versicherte Steve ihr mit einem beruhigenden Lächeln.
Die Unterhaltung ging weiter, doch Sophie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und beschränkte sich darauf, den anderen zuzuhören. Vor allem war sie damit beschäftigt, Levi anzusehen. Obwohl er die Konversation nicht absichtlich an sich riss, war er dennoch der Wortführer. Sophie musste zugeben, dass er sehr spritzig und redegewandt war, ein Redner, der perfekt auf seine Gäste einging. Überrascht bemerkte Sophie, dass ihr Bruder Levi sehr zu mögen schien.
Sie selbst würde natürlich nicht auf ihn hereinfallen. Am liebsten wäre sie jetzt nach Hause gefahren. Oder hätte zumindest den Raum verlassen. Fort von ihm.
Nach dem Essen schlenderte Sophie über die angrenzende Veranda in den Garten. Die Sterne leuchteten immer heller, je weiter sie sich vom Haus entfernte. Wie immer war sie beeindruckt von der Schönheit des Nachthimmels. Das Kreuz des Südens, die Milchstraße, das Teleskop.
Die Holzbank unter einem Affenbrotbaum schien eine perfekte Rückzugsmöglichkeit zu sein. Erleichtert setzte Sophie sich und genoss die abendliche Stille. Allerdings nur so lange, bis Levi auf der Veranda auftauchte, sein Satellitentelefon am Ohr.
Typisch Stadtbewohner, dachte Sophie verärgert. Nie konnten sie abschalten. Unvorstellbar, einmal nicht erreichbar zu sein. Wie viel von seiner Überheblichkeit würde wohl übrig bleiben, wenn er wirklich einmal ganz auf sich allein gestellt wäre? Ohne seine Privilegien, ohne Geld und Handy?
Nun hatte er sie entdeckt und beendete eilig sein Telefonat. Er blieb am äußersten Rand der Veranda stehen. Vermutlich hatte er Angst, sich im Garten seine Schuhe schmutzig zu machen. Sophie verzog das Gesicht.
Levi zögerte,
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