Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
nicht danach zumute war, musste Levi lächeln. Wie schaffte sie das nur immer? „Aber im Hubschrauber gibt es doch so einen kleinen automatischen Positionssender, oder?“
„Ein Notfall-Ortungssender“, erklärte Levi zögernd.
„Jemand hat diesen Ortungssender vor unserem Abflug entfernt“, platzte Odette heraus.
„Jemand hat es entfernt?“ Sophies Stimme überschlug sich fast. Am liebsten hätte Levi sie tröstend in den Arm genommen. Als hätte sie seine Gedanken erraten, wich Sophie einen Schritt zurück.
Hilfe suchend sah sie ihren Bruder an, doch der zuckte nur wortlos mit der gesunden Schulter. Was sollte er auch sagen? Jemand hatte versucht, sie alle umzubringen, und fast hätte diese Person es auch geschafft.
Sophie ließ sich auf einen Felsbrocken fallen und reichte Odette die Wasserflasche. Seufzend murmelte sie: „Gut, dass ich hier nicht die Anführerin bin.“ Dann sah sie Levi an. „Also, was machen wir nun?“
Sie hatte also beschlossen, sich ihm zu fügen. Erstaunlich. „William hat gesagt, er kennt sich in dieser Gegend aus, weil er hier schon öfter Vieh zusammengetrieben hat. Etwa einen Tagesmarsch nördlich von hier gibt es eine Aborigine-Siedlung. Ich denke, Odette und William sollten hierbleiben, während wir beide uns auf den Weg machen und Hilfe holen.“
Sophie biss sich auf die Unterlippe, ihr Blick schweifte über die öde Landschaft. „Das ist gegen jede Überlebensregel. Man sollte eigentlich niemals den Unfallort verlassen. Wir sind hier ganz in der Nähe der Wüste, sodass die Sonne tagsüber mörderisch ist.“ Nachdem sie ihre Vorräte inspiziert hatte, fügte sie hinzu: „Andererseits haben wir kaum etwas zu essen dabei.“
„Stimmt genau.“
„Was haltet ihr davon, wenn wir heute noch hierbleiben – für den Fall, dass Levis Funkspruch gehört wurde und ein Rettungsteam schon unterwegs ist“, schlug sie vor. „Falls bis morgen früh keine Hilfe hier ist, brechen Levi und ich im Morgengrauen auf. Was meinst du dazu, Odette?“
Ungläubig schüttelte Levi den Kopf. Wie konnte sie angesichts dieser Katastrophe nur so gelassen und vernünftig bleiben?
Er sah seine Schwester an, die sich mühsam setzte, und verfluchte sich zum hundertsten Mal, weil er ihr nicht ausgeredet hatte, mit in diese Wildnis zu kommen.
Odette strich sich müde eine Haarsträhne aus der Stirn. „William kann nicht laufen, und auch ich würde einen längeren Fußmarsch wohl nicht schaffen. Solange wir hier Wasser und ein bisschen Essen haben, kommen wir schon zurecht.“
Sophie nickte, und Levi dankte Gott, dass er mit halbwegs vernünftigen Menschen abgestürzt war. Waren wohl alle Leute hier im Outback wie Sophie und William?
Abgesehen davon, dass ihnen anscheinend jemand nach dem Leben trachtete, fing er langsam an, die Gegend zu mögen.
„Also? Sind alle einverstanden, dass Levi und ich morgen losgehen?“, fragte Sophie.
Wieder musste er lächeln. Sie konnte es einfach nicht lassen, die Führung an sich zu reißen. „Hört sich nach einem guten Plan an.“
Entschlossen stand sie auf. „Was können wir jetzt tun?“
„Am besten sammeln wir Holz für ein Signalfeuer und für unser Lagerfeuer heute Nacht.“
„Ja, gute Idee.“ Sophie wandte sich an Odette. „Hast du Schmerzen?“
Odette schüttelte den Kopf und streichelte über ihren Bauch. William, der sich neben sie gesetzt hatte, griff nach ihrer Hand.
„Es muss furchtbar sein, gerade jetzt jeden Moment ein Kind zu erwarten.“
Levi sah Sophie an. Er hatte es bisher vermieden, darüber nachzudenken, doch natürlich war ihm klar, wie gefährlich die Erschütterungen bei ihrem Absturz für Odettes Baby gewesen sein konnten.
Sophie kniete sich neben Odette. „Falls durch die Erschütterung Wehen ausgelöst würden, setzen die innerhalb der ersten drei bis vier Stunden ein. Also sag mir bitte sofort Bescheid, sobald du Schmerzen bekommst.“
Abwehrend schüttelte Odette den Kopf, ganz so, als wolle sie durch pure Willenskraft verhindern, dass die Geburtswehen begannen.
Sophie sah sie mitfühlend an. „Mach dir keine Sorgen. Egal, was passiert, wir schaffen es schon.“ Wenn sie doch nur selbst ihre zuversichtlichen Worte glauben könnte!
Odette meinte beklommen: „Eigentlich hatte ich mir für die Entbindung einen etwas komfortableren Ort vorgestellt.“
Sophie verdrehte die Augen. „Heute ist wohl einfach nicht unser Tag.“ Sie lächelte schuldbewusst. „Hoffentlich war es nicht mein Pessimismus, der
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