Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
anstrengend, aber du schaffst es schon.“
Levi schloss zu ihnen auf, ein großes Bündel Reisig in den Händen. „Hier sind wir geschützt, falls einer dieser Tropenstürme aufziehen sollte.“
Nachdem sie sich in der Felsspalte ein wenig eingerichtet hatten, entfachte Levi das Signalfeuer. In Xanadu würde man sie vor Einbruch der Dunkelheit kaum vermissen. Steve rechnete erst gegen Abend mit ihrer Rückkehr, so war es sehr unwahrscheinlich, dass die Suche nach ihnen schon begonnen hatte.
Levi begann, Gras für eine Art Lager herauszurupfen, während Sophie den Bereich vor der Felsspalte von Blättern und Zweigen befreite, damit sie dort abends ein Lagerfeuer machen konnten.
Gegen vier Uhr waren sie fertig. Die Aktivitäten hatten Odettes Stimmung sichtlich verbessert. „He, ich finde uns richtig super. Wir könnten ohne Weiteres bei einer dieser Doku-Soaps im Fernsehen mitmachen, wo Leute im Dschungel überleben müssen.“
„Ja. Schade nur, dass wir hier keinen Kameramann mit Satellitentelefon dabeihaben“, bemerkte Sophie trocken und sah im Picknickkorb nach, was noch zu essen da war. Wenig, wie sie feststellte.
„Jemand müsste mal einkaufen gehen“, witzelte Odette.
„Wozu? Es gibt hier doch jede Menge zu essen.“ Sophie breitete einladend die Arme aus.
„Bitte! Verschon mich mit dieser Madengeschichte.“ Levi schüttelte sich angewidert.
„Ich gebe zu, dass ich die auch nicht sehr verlockend finde. Auch wenn ich gelesen habe, dass schon zehn bis zwölf Witchetty-Maden pro Tag reichen, um zu überleben. Nein. Aber ich habe vorhin in der Nähe der Wasserstelle einen Kakadu-Pflaumenstrauch entdeckt. Ich zeige ihn euch nachher, damit ihr morgen Pflaumen pflücken könnt.“
Smiley sah sie wenig begeistert an. Genau wie Sophie wusste er, wie die schrumpeligen Früchte schmeckten. Immerhin beklagte er sich nicht. Genauso wenig wie alle anderen. Vielleicht musste sie ihre Meinung über verwöhnte Städter ändern …
„Hier! Ich habe vorhin ein paar Pflaumen gepflückt.“ Sie warf Levi und Odette jeweils eine Frucht zu. „Angeblich haben sie hundertmal mehr Vitamin C als Orangen.“ Ohne mit der Wimper zu zucken, steckte sie eine Kakadu-Pflaume in den Mund. „Sehr erfrischend.“
Levi sah sie zweifelnd an. Wollte Sophie sich über ihn lustig machen? Doch sie nickte ihm aufmunternd zu. Zögernd biss er in die Pflaume. „Hm. Das wird nicht mein Lieblingsgericht, aber immerhin sind die Dinger essbar.“
Sophie schmunzelte. „Am besten nehmen wir morgen für unseren Marsch auch ein paar mit.“
„Super!“ Mit gespielter Begeisterung rieb Levi sich die Hände. Immerhin – er schien also doch Sinn für Humor zu haben. Das zumindest unterschied ihn von dem stets ernsten Brad. Aber warum eigentlich verglich sie Levi andauernd mit Brad? Sie musste damit aufhören. Sofort!
6. KAPITEL
Im Morgengrauen des nächsten Tages, kurz nachdem die Nachtvögel sich zurückgezogen und die ersten Wellensittiche mit ihrem melodischen Gezwitscher das Ende der Nacht angekündigt hatten, machten Sophie und Levi sich fertig. Noch war von der glühenden Hitze, unter der sie später am Tag zweifellos leiden würden, nichts zu merken. Im Gegenteil. Eine unangenehm kühle Brise ließ Sophie schaudern.
Sie sah zu Levi hinüber, der Smileys alten Cowboyhut trug und damit beunruhigend verwegen aussah. Gar nicht mehr wie der feine, oberflächliche Städter, für den sie ihn gehalten hatte. Er strahlte Verlässlichkeit und Entschlossenheit aus. Eine gefährliche Mischung für ihr inneres Gleichgewicht.
War es eine kluge Idee, allein mit diesem Fremden in die Wildnis aufzubrechen? Andererseits hatte sie keine andere Wahl. Sie würde eben aufpassen müssen und ihn genau beobachten.
Während der letzten Nacht hatten sie alle erstaunlich gut geschlafen. Selbst Odette schien die aufregenden Ereignisse des Vortags heil überstanden zu haben.
„Dein Baby muss wirklich ein robuster kleiner Kerl sein, Odette“, stellte Sophie fest, während sie ihr kärgliches Frühstück aßen.
„Robuster als seine Mutter“, stimmte Odette zu und streichelte ihren Bauch. Sie hatte tiefe Schatten unter den Augen, und ihre Stimme zitterte ein wenig.
Beunruhigt sah Sophie sie an. Odette und die bevorstehende Entbindung machten ihr große Sorgen. „Du hältst dich unglaublich gut“, meinte sie aufmunternd. „Wir werden uns beeilen. Es ist wichtig, dass du die Ruhe bewahrst. Denk daran, dass wir das Schlimmste – den Absturz –
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