Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
verspürte eine seltsame Sehnsucht und wusste nicht einmal genau, wonach.
Mia wurde von Tag zu Tag frustrierter, ihr Nervenkostüm dünner.
Die Träume waren das Schlimmste. Erotische Bilder wechselten sich mit Hochzeitsszenen ab, in denen Glocken läuteten und Rosenblätter vom Himmel fielen. Immer wieder wachte sie nachts auf, war am nächsten Morgen unausgeschlafen und gereizt. Die Kollegen machten einen Bogen um sie, ihre Patienten wandten sich mit Fragen lieber an die Krankenschwestern, und sogar Evie ging ihr aus dem Weg.
Bevor sie ihr am fünften Tag unverblümt nahelegte, sich in irgendeiner Bar einen heißen Kerl zu angeln und den Frust im Bett loszuwerden …
Am sechsten Tag erschien Luca in der Notaufnahme. Es war kurz vor Mitternacht, draußen stürmte es. Regentropfen glitzerten in seinem dichten schwarzen Haar, das anscheinend lange keinen Kamm mehr gesehen hatte, und zum ersten Mal erlebte Mia ihn unrasiert.
Er sah furchtbar aus.
Und gleichzeitig teuflisch gut in der eng sitzenden Jeans. Mias Haut prickelte, und in ihrem Bauch verspürte sie ein lustvolles Ziehen.
„Luca …?“ Sie ärgerte sich, dass ihre Stimme heiser klang. Warum konnte sie ihn nicht einfach mit einem kühlen Kopfnicken begrüßen? Stattdessen flatterte ihr Puls, und sie hatte das Gefühl, als würde jeder es merken. „Wir haben nicht vor morgen mit dir gerechnet.“
Luca fuhr sich durchs Haar. Sie sieht wundervoll aus, dachte er. Die Zeit auf Sizilien war schlimm gewesen, und obwohl sie nicht mehr zusammen waren – eigentlich nie gewesen waren –, wollte er sie ins nächste Dienstzimmer ziehen und sich in ihr verlieren.
Nur noch ein Mal.
„Ich konnte nicht schlafen und habe die Krankenwagen gehört. Ich dachte, ich sehe mal nach, ob ihr Hilfe braucht.“
Mia sah Verlangen in seinen dunklen Augen aufblitzen und hatte plötzlich Mühe, weiterzuatmen. Zum Glück war in der Notaufnahme die Hölle los. Hätte er vor ihrer Wohnungstür gestanden und sie so angesehen, sie hätte ihm nicht widerstehen können.
Sie nahm sich zusammen. „Du siehst müde aus. Schaffst du das?“
„Mir geht’s gut.“
„So siehst du aber nicht aus.“
Mit einer lässigen Handbewegung wischte er den Einwand beiseite. „Ich bin zwar körperlich erschöpft, aber hellwach. Ich kann arbeiten.“
Mia musterte ihn einen Moment, bis sie merkte, wie gefährlich das war. Sie konnte den Mann nicht länger als ein paar Sekunden betrachten, ohne auf dumme Gedanken zu kommen …
„Gut“, sagte sie. „In einer Fabrik ist ein Feuer ausgebrochen, einige Arbeiter haben sich schwere Verbrennungen zugezogen. Leider haben wir ein paar Krankenschwestern zu wenig, und Evie ist auf Station drei mit einem Herzstillstand beschäftigt. Du kommst gerade recht.“
Er nickte. „Okay.“
Sie hatte erwartet, dass er sich in Bewegung setzte, loslegte. Stattdessen sah er sie nur an.
„Wie … war’s?“, fragte sie schließlich.
Er rieb sich das Kinn. „Schlimm.“
Eine Schwester eilte an ihnen vorbei.
„Möchtest du darüber reden?“ Was zum Teufel tust du da? protestierte ihr Verstand. Du willst es nicht wissen, sein Leben geht dich nichts an.
Luca schüttelte den Kopf. Nein, wollte er nicht. Auf gar keinen Fall. Drei Tage unerträglicher Familiengeschichte waren genug. Was er wollte, war vergessen … in Mias Armen.
Wo er nicht der bis über beide Ohren verliebte, von seinen Hormonen gesteuerte Sechzehnjährige war. Wo er nicht der blauäugige Junge war, der die Freundin – und jetzige Ehefrau – seines Bruders geschwängert hatte. Wo er nicht an seine Familie denken musste, die ihn zutiefst verachtete.
Mia war genau die Richtige … reizvoll, ungezwungen und an gefühlsmäßiger Bindung genauso wenig interessiert wie er.
Unkomplizierten Sex, ja, das brauchte er. Reden … weniger.
„Nein, arbeiten.“
„Kabine vier“, sagte sie – und hielt den Atem an, als er losging und sie dabei fast berührte.
Zwei Stunden später kehrte etwas Ruhe ein. Die Brandverletzten mit geringfügigen Verbrennungen waren versorgt und zur Beobachtung stationär aufgenommen worden. Von den zwei schweren Fällen lag einer im OP, der andere auf der Intensivstation.
Mia hatte das Gefühl, erst jetzt wieder richtig durchatmen zu können. Sie warf einen Blick auf Luca, der etwas auf einer Krankenkarte notierte. Er sah im selben Moment auf, ihre Blicke verfingen sich, und wie eine Stichflamme durchdrang Hitze ihren Körper.
Okay, es reicht, dachte Mia. So
Weitere Kostenlose Bücher