Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
Megakater.
Sie öffnete die Tür, und vor ihr stand unerwartet Luca. Kalte Luft drang vom Flur herein, und unwillkürlich zog Mia ihren fuchsiaroten Fleecebademantel enger um sich.
„Luca?“
„Wer ist da?“, rief Evie vom Sofa her, wo sie sich seit heute Mittag eine alte Fernsehkomödie nach der anderen anschaute.
„Nur Luca“, warf Mia über die Schulter, obwohl das nur ihm nicht im Mindesten gerecht wurde. Der Mann trug einen maßgeschneiderten Anzug und sah aus wie ein Leinwandheld – trotz der grimmigen Miene.
Sie wusste, sie sollte nicht, aber sie sehnte sich wirklich unbeschreiblich danach, ihn zu packen und in ihr Schlafzimmer zu zerren.
Evie lachte, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen. „Ist ihm die Milch ausgegangen?“, fragte sie und lachte wieder.
Luca zog die dunklen Brauen zusammen. „Wie bitte?“
„Das ist eine lange Geschichte“, antwortete sie, während ihr Blick auf den Koffer zu seinen Füßen fiel. „Willst du verreisen?“
„Ich habe beschlossen, deinem Rat zu folgen.“
„Du fliegst nach Italien?“
„Ja.“ Ein schwaches Lächeln glitt über seine markanten Züge. „Zum Teufel mit ihnen, okay?“
„Okay“, wiederholte sie und verkniff sich ihre Fragen. Der Mann war auf dem Weg, zur Beerdigung seiner geliebten Großmutter um den halben Globus zu fliegen, und zwar gegen den erklärten Willen seiner Familie, die er seit zwei Jahrzehnten nicht gesehen hatte.
„In fünf Tagen bin ich wieder da.“
„Fünf Tage? Das ist verrückt, Luca, du wirst völlig fertig sein.“
„Meine Vertretung übernimmt notfalls auch sieben Tage, und ich fliege Businessclass, das ist bequemer.“
„Gut.“ Mia sah ihn an, erwartete, dass er seinen Koffer nehmen und gehen würde. Aber er tat es nicht. „Luca?“, fragte sie zögernd. „Warum bist du hier?“
Luca schob eine Hand in die Hosentasche. „Um dir zu danken.“ Er betrachtete sie. In dem flauschigen pinkfarbenen Morgenmantel sah sie genauso sexy aus wie gestern in ihrem Wintermantel. „Du hattest recht. Ich muss hinfliegen.“
„Keine Ursache.“
Er suchte nach den richtigen Worten. Sonst hielt er sich nicht mit langen Erklärungen auf, aber Mia war anders. Sie ging ihm unter die Haut wie keine Frau nach Marissa, deshalb wollte er ehrlich sein.
Sie sollte wissen, dass es nicht an ihr lag, sondern an ihm.
Luca war selbst überrascht, wie schwer es ihm fiel, zu sagen, was er sich vorgenommen hatte. „Ich war heute Morgen kein guter Gastgeber, und …“
„Schon okay, Luca“, unterbrach sie ihn. Sie las in seinen Augen, dass dies nicht nur ein Abschied für fünf Tage war, und plötzlich wollte sie nicht, dass er es aussprach. „Ich weiß, was du meinst. Das mit uns hat länger gedauert, als es sollte, und wir beide sind nicht dafür geschaffen. Lassen wir es damit gut sein.“
Einfacher konnte sie es ihm gar nicht machen, und er hätte erleichtert sein sollen.
Aber er war es nicht.
„Das ist wohl das Beste“, murmelte er.
„Natürlich“, versicherte sie. Warum fühlte es sich nicht so an? Warum fühlte sie sich jetzt noch schlechter als schon den ganzen Tag lang?
Sie standen sich gegenüber, sahen einander stumm an.
„Tut mir leid.“ Luca deutete auf seine Armbanduhr. „Ich muss los, das Taxi wartet.“
Mia nickte, während ihr Herz wie wild gegen die Rippen hämmerte. „Klar. Wir sehen uns, wenn du zurück bist. Im Harbour“, fügte sie schnell hinzu.
„Ja.“ Fast hätte er sie in die Arme gezogen und geküsst, beherrschte sich jedoch noch rechtzeitig. Es blieb der verrückte Wunsch, sie zu fragen, ob sie nicht mitkommen wolle.
Aber wozu alles noch komplizierter machen?
„Im Harbour“, wiederholte er, nahm seinen Koffer und wandte sich ab. Dann ging er den Flur hinunter zum Fahrstuhl, wagte es nicht, zurückzublicken.
Mia sah ihm nach. Es ist vorbei, dachte sie. Sie müsste heilfroh sein.
Aber sie war es nicht.
„Was war das denn? Es klang ziemlich ernst.“
Mia sah über die Schulter. Mit fragendem Blick kam Evie auf sie zu. Wenigstens interessierte sie sich inzwischen für mehr als Chips und Fernsehen.
„Nichts.“ Mia schloss die Tür.
„So sah es aber nicht aus.“
„Ist aber so.“
In fünf Tagen und fünf Nächten verging keine Stunde, in der sie nicht an Luca dachte … oder von ihm träumte. Immer wieder ließ sie den Abschied Revue passieren und sagte sich, dass es besser so war. Trotzdem machte sie sich Sorgen, was ihn wohl zu Hause in Marsala erwartete. Und
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