Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
entnehmen, dass er keine großen Hoffnungen für den jungen Mann hatte, der zwischen ihnen auf dem Boden lag. „Er wird gar nicht merken, was wir mit ihm anstellen“, sagte er leise.
Sanft kippte er den Kopf des Mannes nach hinten und fühlte unterhalb des Adamsapfels nach der Einbuchtung des Ringknorpels. Dann führte er eine rasche, aber sichere Stichinzision durch, sodass die Spitze des Skalpells in die Trachea eindrang.
Julie hielt einen sterilen Tupfer auf die leichte Blutung, und Pierre führte einen dünnen Plastikschlauch durch den Hautschnitt bis in die Luftröhre ein. Er fixierte den Schlauch und wies Julie an: „Jetzt mit dem Beutel beatmen.“
Sie befestigte den Ambubeutel und begann, den Sauerstoff in die Lungen des DJs zu blasen. Innerhalb weniger Sekunden konnte sie sehen, wie die fahle Gesichtsfarbe des Opfers wieder etwas rosiger wurde. Aber wie Pierre es vorausgesagt hatte, wurde die Atmung schnell wieder sehr mühsam.
„ Merde! “, fluchte Pierre. „Genau wie ich es geahnt habe. Er braucht jetzt eine notfallmäßige Escharotomie – wir müssen die Haut seines Brustkorbs zur Entlastung einschneiden. Ich hatte gehofft, die Tracheotomie reicht aus, bis wir mit ihm im Krankenhaus sind.“
Erneut beugte er sich über den Patienten und brachte mit dem Skalpell beidseitig zwei tiefe, lange Hautschnitte an. Sofort dehnten sich die Schnitte auf und wurden zu zwei tiefen, breiten Furchen quer über der Brust. In Julies Augen war es fast ein barbarischer Anblick. Pierre sah zu ihr auf und nahm den fragenden Ausdruck wahr.
„Die verbrannte Haut muss später entfernt werden, sobald wir sicher sind, dass er durchkommt. Selbst wenn er bei Bewusstsein wäre, hätte er die Schnitte nicht gespürt. Seine Nervenendigungen sind durch die Hitze zerstört. So hat er wenigstens eine etwas bessere Überlebenschance.“
„Meinen Sie?“, flüsterte Julie „Hat er eine Chance?“
„Das Ausmaß der Verbrennungen …“ Er schüttelte den Kopf. „Sie sind übel. Aber ich habe Hoffnung. Je eher wir ihn ins Krankenhaus kriegen, desto besser. Wir müssen ihn jetzt transportfertig machen.“
Die Rettungssanitäter halfen ihnen, den Verletzten auf einer Trage zu fixieren. Pierre wandte sich an Julie. „Ich muss ihn im Krankenwagen begleiten.“
„Ich kann auch mitkommen“, bot Julie an. „Ich muss nur schnell sichergehen, dass die Leute, mit denen ich hier bin, alle gut versorgt sind.“
Pierre schüttelte den Kopf. „Wir können nicht warten. Er muss sofort transportiert werden. Es ist sowieso nur Platz für einen von uns. Und es ist besser, wenn ich mitfahre.“ Er zögerte und warf einen Blick über Julies Schulter. „Könnten Sie etwas für mich tun?“
Julie sah sich um. Sie konnte einige weitere Opfer sehen, die jedoch alle von Rettungskräften versorgt wurden. Sie erblickte auch eine oder zwei Gestalten, auf deren Jacken sie den Schriftzug „Notarzt“ lesen konnte. Es sah danach aus, als ob ihre Hilfe hier nicht länger benötigt wurde.
„Sicher“, sagte sie. „Sagen Sie einfach, was ich tun soll.“
„Können Sie fahren?“
Julie wunderte sich über die Frage. „Ja.“
„Sind Sie mit dem Auto hier, und haben Sie getrunken?“
„Nein und noch mal nein“, antwortete sie.
Pierre kramte in seiner Hosentasche und zog einen Schlüsselbund heraus. Er drückte ihr die Schlüssel in die Hand. „Es ist mir nicht recht, Sie zu fragen, aber sehen Sie das Mädchen da drüben?“ Er deutete auf eine junge Frau, die etwas benommen an einer Mauer lehnte.
„Das ist meine Nichte. Ich war hier, um nach ihr zu suchen. Sie ist alleine. Bitte, können Sie sie nach Hause bringen? Und schauen, ob alles mit ihr in Ordnung ist? Sagen Sie ihr, dass ich so rasch wie möglich zurückkomme.“
Er sah zu, wie sein Patient in den Krankenwagen verladen wurde. Julie konnte sehen, dass er sich Sorgen machte. Um den Patienten oder um seine Nichte, da war sie sich nicht sicher.
„Okay“, sagte sie etwas widerstrebend. Sie hätte sich lieber im Krankenhaus weiter um den Patienten gekümmert. Vielleicht sogar im OP assistiert, wenn der DJ bis dahin durchhielt. Aber sie konnte kaum die Bitte ihres neuen Chefs ablehnen – und er hatte wohl recht, was den Platz im Krankenwagen anging. Außerdem musste sie noch sicherstellen, dass Richard und seine Freunde von ihren Eltern abgeholt wurden, die bald … sie schaute auf die Uhr … eintreffen mussten.
„Danke“, sagte Pierre leise, kurz bevor sich die Türen
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