Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
des Krankenwagens hinter ihm schlossen. „Ich schulde Ihnen einen Gefallen.“
Als der Krankenwagen mit Einsatzlichtern und Notsignal losgefahren war, ging Julie zu Pierres Nichte hinüber. Das Mädchen sah auf, als Julie sich näherte.
„Er ist also ins Krankenhaus gefahren, ja?“ Das Mädchen nickte in Richtung des sich entfernenden Wagens. Ihre Sprache war leicht verwaschen. Hatte sie getrunken? fragte Julie sich. Abgesehen davon und von einer blassen Hautfarbe schien sie aber ganz in Ordnung zu sein.
„Ja, er musste mitfahren. Er hat mich gebeten, dich nach Hause zu bringen. Er macht sich Sorgen um dich. Geht es dir gut? Hat dich jemand untersucht?“
Das Mädchen holte tief Luft. „Ich bin in Ordnung. Ein bisschen durch den Wind, das ist alles. Ich war draußen, als der Alarm losging. Wird der Typ im Krankenwagen durchkommen?“
„Ich hoffe schon“, antwortete Julie. „Er hat jedenfalls die bestmögliche Versorgung. Ich bin übrigens Julie.“
Die junge Frau schüttelte zögerlich ihre Hand. „Caroline“, gab sie kurz angebunden zurück.
„Kannst du hier ein paar Minuten warten, während ich mich um die Leute kümmere, mit denen ich heute Abend hier war? Dann fahre ich dich nach Hause“, sagte Julie.
„Mir egal“, murmelte das Mädchen. „Aber echt, du musst mich nicht nach Hause bringen. Ich kann mich auch ganz gut um mich selbst kümmern. Onkel Pierre behandelt mich wie ein kleines Kind.“ Caroline hatte ihren Mund zu einem Schmollen verzogen.
„Bitte“, sagte Julie, „lass uns einfach tun, was er gesagt hat. Er ist mein Chef, und wenn ich dich nicht nach Hause bringe, kriege ich jede Menge Probleme.“
Caroline seufzte theatralisch. „Er ist echt ein Tyrann. Aber schon gut – ich warte hier auf dich.“
Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Julie sich um ihre Schützlinge gekümmert hatte. Sie waren zwar immer noch geschockt, aber die Angst verwandelte sich langsam in Aufregung über das Erlebte.
Mittlerweile waren die ersten Eltern eingetroffen, und als Julie sah, dass Richards Eltern alles unter Kontrolle hatten, ging sie zurück zu Caroline. Sie war froh, dass die junge Frau tatsächlich noch auf sie wartete. Sie hätte es ihr glatt zugetraut, sich unbeobachtet wegzuschleichen.
„Weißt du, wo dein Onkel geparkt hat?“, fragte Julie. Caroline zeigte auf einen schnittigen Sportwagen auf der anderen Straßenseite. Julie pfiff leise durch die Zähne. So einen hatte sie immer schon mal fahren wollen. Sie grinste Caroline an.
„Er hat auch seine Vorteile“, sagte das Mädchen. Julie sah den Anflug eines Lächelns.
„Also los“, sagte sie. „Auf nach Hause!“
2. KAPITEL
„Wohin?“, fragte Julie das Mädchen, während sie sich in den Verkehr einfädelte. Die Straßen waren voller Menschen, obwohl es schon spät war.
Caroline nannte einen Straßennamen, der Julie aufhorchen ließ. Die Gegend war als „Millionärsviertel“ bekannt.
„Wohnen deine Eltern dort?“ Julie sah zu dem Teenager hinüber und konnte im Licht der Straßenlaternen sehen, wie Carolines Miene sich verzog.
„Meine Eltern sind tot“, gab das Mädchen mit tonloser Stimme zurück. „Sie sind beide bei einem Unfall gestorben.“
Julie tastete nach Carolines Hand und drückte sie kurz. „Das tut mir leid“, sagte sie leise. „Ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich habe meine Mutter vor zwei Jahren verloren. Mein Vater starb kurz nach ihr.“ Sie vermisste die beiden nach wie vor schmerzlich. „Wann ist das denn gewesen?“, fragte sie sanft.
„Kurz nach Weihnachten“, antwortete die junge Frau.
Also erst vor wenigen Wochen, rechnete Julie nach. Die Trauer war noch ganz frisch.
„Hast du Geschwister?“
„Ich bin ein Einzelkind“, antwortete der Teenager.
Genau wie ich also, dachte Julie. Sie fühlte sich zu dem jungen Mädchen hingezogen. Sie hatten offenbar einiges gemeinsam.
„Das ist der Grund, warum Onkel Pierre hergekommen ist“, fuhr Caroline nach einer Weile fort. „Er lebt in Frankreich. Er ist ja Franzose, genau wie mein Vater.“
Sie holte tief Luft. „Ich habe meinem Onkel gesagt, dass ich alt genug bin, um auf mich selber aufzupassen, aber davon wollte er nichts wissen. Das sei unmöglich.“ Sie verzog den Mund. „Dabei kennt er mich kaum, und jetzt ist er hier und kommandiert mich herum. Er mischt sich in alles ein.“
„Nach so einem schlimmen Verlust sollte niemand ganz alleine sein“, gab Julie zu bedenken. „Er will bestimmt nur helfen.“
„Er hat
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