Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
West End von Edinburgh angelangt.
Sie sprang aus dem Wagen.
Pierre sah ihr erstaunt nach.
„Vielen Dank“, rief sie ihm im Gehen zu. „Wir sehen uns ja bald wieder.“
Ohne auf seine Antwort zu warten, schloss sie die Haustür auf und verschwand im dunklen Flur. Sie hörte erleichtert, wie der starke Motor aufheulte und Pierre in der Nacht verschwand.
Pierre fühlte sich auf der Heimfahrt merkwürdig verunsichert. Was ist diese junge Kollegin nur für eine besondere Frau? dachte er bei sich. Ihre Augen … so voller Wärme, Mitgefühl und Intelligenz.
Er rieb sich die Müdigkeit aus dem Gesicht. Dr. Julie Gordon war mutig und auch in der Gefahr besonnen. Das waren wichtige Eigenschaften für einen Chirurgen. Aber es war Julie als Frau, die ihn am meisten beschäftigte.
Ihr war offensichtlich nicht bewusst, was für eine Schönheit sie war, selbst mit der Narbe. Stattdessen schien sie schüchtern und in ihrer Weiblichkeit verunsichert. Wie sie in seiner Gegenwart errötet war! Bei einer anderen Frau hätte ihm das geschmeichelt, und er hätte sicherlich angefangen, mit ihr zu flirten.
Aber sie war nicht einfach irgendeine Frau, sondern eine Kollegin, eine junge Ärztin, also tabu. Nicht nur weil sie eine Kollegin ist, gestand er sich ein, sondern weil sie wahrscheinlich jemand ist, der eine Beziehung nicht auf die leichte Schulter nimmt.
Das war bei ihm anders – er mochte ausschließlich die einfachen, schnelllebigen Beziehungen. Alle seine Freundinnen wussten das. Das dachte er zumindest, bis er Monique kennenlernte. Sie hatte ihm nicht geglaubt und gedacht, er rede nur so daher. Nachdem die Geschichte aber vorbei gewesen war und er ihr taktvoll mitgeteilt hatte, dass er bereits anderweitige Interessen hatte, war es zu einer sehr unschönen Szene gekommen.
Danach hatte er geschworen, sich nie wieder mit einer Kollegin einzulassen.
Schon schade, was Julie anging. Er hatte genügend Erfahrung mit den Frauen. Er konnte ahnen, dass sich unter dem schüchternen Äußeren eine leidenschaftliche Frau verbarg.
Aber sie war gar nicht sein Typ. Nicht mal annähernd. Warum machte ihn dann die Tatsache, dass Julie außer Reichweite bleiben musste, so dermaßen betrübt?
Am nächsten Morgen stand Julie bereits mit den Krankenakten und allen weiteren Unterlagen bereit, als Dr. Favatier zur Visite erschien. Die Krankenschwestern und ihre weiblichen Kolleginnen hatten sich bereits sehr angeregt über den attraktiven neuen Chirurgen unterhalten. Julie hatte währenddessen betont desinteressiert die Akten studiert.
Sie sahen zusammen mehrere Patienten, die im Laufe des Tages operiert werden sollten. Julie merkte, wie zufrieden der neue Chef mit seiner gut vorbereiteten Assistentin war.
Nachdem sie auf der Station in Ruhe alle anliegenden Prozeduren besprochen hatten, machten sie sich auf den kurzen Weg zur Intensivstation, um mit den dort diensthabenden Intensivmedizinern die weitere Behandlung des verletzten DJ zu besprechen.
Mitten auf dem Flur blieb Pierre stehen. Er drehte sich zu Julie um. Mit seinen Fingern strich er ihr ganz vorsichtig über die leicht erhabene Linie der Narbe.
Julie musste sich beherrschen, um nicht wegzuzucken. Ist es mir einfach peinlich, oder springen von seinen Fingerspitzen wirklich Funken über? fragte sie sich.
„Was ist passiert?“, fragte er sanft. Seine Hand senkte sich wieder.
„Ein Unfall bei hoher Geschwindigkeit. Beim Skifahren“, antwortete sie.
Sein Gesichtsausdruck entspannte sich. „Warum bin ich nicht überrascht? Sie scheinen mir jemand zu sein, der die Gefahr genießt“, meinte er lächelnd. „Sie sind wohl ein bisschen zu schnell gefahren?“
„Ich musste schnell fahren. Ich habe für das Abfahrtsrennen der Damen trainiert. Für die Olympischen Winterspiele.“
Pierre sah sie erstaunt an und pfiff durch die Zähne. „Warum haben Sie mit dem Sport aufgehört? Wegen des Unfalls?“
„Ja, ich hatte zu viel Vorbereitungszeit verpasst und flog deshalb aus dem Kader. Ich fahre immer noch Ski, aber nur zum Vergnügen. Immer wenn ich eine Chance habe, fahre ich in die Cairngorms, nördlich von hier.“
Sie gingen weiter den Flur entlang. Julie war erleichtert, dass sich die Unterhaltung nicht mehr um ihr Gesicht drehte, obwohl es ihr fast genauso schwerfiel, über ihre zerbrochenen Träume im Skisport zu sprechen.
„Ich hatte schon gehört, dass man in Schottland Ski fahren kann, aber ich habe es nicht ganz geglaubt. Ich dachte, es gibt nicht genügend
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