Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
Handtuch um ihre feuchten Haare gewickelt.
„Noch nicht ganz fertig?“, fragte Pierre und betrat die kleine Wohnung, ehe Julie vorschlagen konnte, dass er im Auto wartete.
Julie schubste ihre Katze Toto vom Sessel, was Toto gar nicht gefiel.
„Bitte nehmen Sie Platz“, sagte sie höflich. „Es dauert nur einen Augenblick.“ Sie schaute an Pierre vorbei in den Flur. „Wo ist denn Caroline?“
Der Chirurg ließ sich in den Sessel fallen und begann, Toto zu streicheln. Sofort sprang die Katze auf seinen Schoß.
Julie sah verwundert zu. Sie hatte Toto als kleines Kätzchen aus dem Tierheim zu sich genommen. Normalerweise ging er Fremden aus dem Weg. Selbst ihre Freundin Kim, die ihn manchmal füttern kam, war lediglich mit tiefen Kratzern bedacht worden.
„Sie ist im Auto. Fest mit dem MP3-Spieler verstöpselt“, erklärte Pierre. Toto rekelte sich genüsslich. „Hübsche Wohnung. Genauso habe ich sie mir vorgestellt.“
Julie wusste nicht, ob das ein Kompliment oder eine Kritik sein sollte. Ihr Apartment war klein, aber gemütlich eingerichtet. Kein Teil passte zum anderen, und die vielen Mitbringsel von ihren Reisen um die Welt gaben allem eine persönliche Note.
„Danke“, sagte sie nur und zog sich in ihr Schlafzimmer zurück. „Bin gleich so weit.“
Als sie fünf Minuten später in Jeans und Polohemd wieder zurückkam, schien Pierre eingeschlafen zu sein. Einen Moment lang stand sie vor ihm und schaute ihn an. Die langen Wimpern bedeckten seine Augen, und er sah friedlich aus. Toto schnurrte zufrieden in seinem Schoß.
Die Anspannung war von Pierres Zügen gewichen. Schlafend sah er fast jungenhaft aus. Er musste todmüde sein. Wenn er nicht auf der Station oder im OP arbeitete, war er mit seinen Forschungsprojekten beschäftigt, deren Resultate regelmäßig in den führenden medizinischen Zeitschriften veröffentlicht wurden.
Als sie ihn sanft anstoßen wollte, öffnete er die Augen. Einen Moment lang sah er verwirrt um sich. „Iona“, flüsterte er so leise, dass sie ihn fast nicht hörte. Er streckte die Hand nach ihr aus. Seine schmalen Finger berührten ihren Arm.
Dann kam er zu sich und blinzelte erschrocken. Eine abgrundtiefe Traurigkeit legte sich über seine Züge, und sein Arm fiel zur Seite. Er stand abrupt auf, und Toto sprang mit einem protestierenden Gemaunze auf den Boden.
„ Bon “, sagte er kurz angebunden. „Können wir dann los?“
Habe ich mir das nur eingebildet? fragte sich Julie verwirrt.
Sein Gesicht hatte jetzt einen verschlossenen Ausdruck. Schroff griff er ihre Tasche und ging zur Tür.
Hat er wirklich den Namen seiner Schwägerin geflüstert? Warum? Und dieser Ausdruck, als hätte er einen schrecklichen Verlust erlitten – war da etwas in der Beziehung zur Frau seines Bruders, wovon niemand wusste? Julie erzitterte.
Nein, das bilde ich mir nur ein! dachte sie. Was immer sie von ihm hielt, er schien nicht der Typ Mann zu sein, der mit seiner Schwägerin eine Affäre beginnen würde. Es würde allerdings erklären, warum Caroline so schlecht auf ihn zu sprechen ist …
Sie schob diese Gedanken zur Seite. Was tue ich da nur? fragte sie sich. Ich lasse mich in die verworrenen Geschichten dieser zwei leidenden Menschen hineinziehen! Dabei habe ich mir doch geschworen, solchen Dramen aus dem Weg zu gehen …
Die Fahrt in die Cairngorms ging schnell vorbei. Pierre hatte einen Geländewagen mit Vierradantrieb ausgeliehen, was sich angesichts des immer stärker werdenden Schneefalls als eine weise Entscheidung herausstellte. Mit dem Sportwagen wären sie sicher stecken geblieben.
Pierre musste sich ganz auf die Straße konzentrieren. Caroline war mit ihrer Musik beschäftigt, sodass Julie Zeit hatte, ihren Gedanken nachzuhängen.
„Die Wirtin hat gesagt, dass sie uns ein Abendessen bereithält“, sagte sie schließlich. „Sie weiß, dass wir vielleicht länger brauchen.“
„Gut“, antwortete Pierre. „Ich habe seit dem Frühstück nichts gegessen. Caroline bestimmt auch nicht.“
„Es ist wahrscheinlich nicht viel, ein paar Sandwiches und eine Thermoskanne mit Tee.“
Pierre runzelte die Stirn. „Vielleicht gibt es ja ein Restaurant in der Nähe, wo wir noch etwas Ordentliches bekommen?“
„Nein, die Unterkunft ist ziemlich abgelegen“, entschuldigte sich Julie. „Ich habe Sie ja vorgewarnt. Ich hatte gedacht, wir brauchen nur einen kleinen Imbiss.“
„Ein paar belegte Brote reichen schon“, rief Caroline vom Rücksitz aus. „Solange
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