Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
Krankenhaus hatte ich angefangen, mich für Medizin zu interessieren.“ Caroline hing immer noch wie gebannt an ihren Lippen. „Ich dachte, die Skikarriere ist vorbei, ich muss mir etwas anderes suchen, warum nicht Medizin? Also habe ich mich in die Bücher vergraben, und der Rest ist Geschichte.“
„Ich bin in der Schule zurzeit nicht so gut“, gab Caroline zu. „Irgendwie ist mir alles so egal. Auf meine Freunde habe ich auch keine Lust. Die haben ja alle noch ihre Eltern.“
„Es ist ganz normal, so zu fühlen. Du hast einen schrecklichen Verlust hinter dir. Es braucht Zeit, bis das Leben wieder halbwegs normal weitergeht.“
„Ich glaube, es wird nie wieder halbwegs normal.“ Die Stimme der jungen Frau versagte. „Ich werde für den Rest meines Lebens keinen Spaß mehr haben.“ Ihre Augen schimmerten vor Tränen.
Julie griff nach ihren Händen. „Es wird irgendwann besser, ich verspreche es dir. Du wirst deine Eltern immer vermissen, aber mit der Zeit wirst du an sie denken können, ohne dass es so schrecklich wehtut wie jetzt.“
Caroline schien sich zu fangen. Sie biss sich auf die Lippen. „Als Onkel Pierre sagte, dass er nach Schottland kommt, war ich zuerst so froh. Ich hatte Angst, alleine zu sein. Aber jetzt habe ich manchmal das Gefühl, dass er mich hasst.“
„Nein, du irrst dich. Du bist seine Nichte, die Tochter seines Bruders.“
„Manchmal ist es“, fuhr Caroline fort, als hätte sie Julie nicht gehört, „als könne er meinen Anblick nicht ertragen. Als wäre er am liebsten ganz weit weg, zurück in Frankreich. Warum geht er nicht einfach und lässt mich in Ruhe? Dabei müsste ich doch auf ihn wütend sein – wenn er nach Schottland gekommen wäre statt dass sie ihn besuchen mussten, wären sie noch am Leben!“
Julie blickte das junge Mädchen fest an. „Er hasst dich nicht. Vielleicht leidet er selber …“ Sie unterbrach sich, als sie sah, wie Caroline über ihre Schulter hinweg jemanden anschaute.
Pierre stand hinter ihnen. „Ihr macht schon Pause?“ Er setzte sich zu ihnen. Die Anspannung am Tisch bemerkte er nicht.
„Der Wind wird da oben langsam ein bisschen frisch. Ich weiß nicht, wie lange wir noch fahren können.“
„Fahrt ihr zwei doch zusammen“, schlug Caroline vor. „Ich ruhe mich lieber noch etwas aus.“
„Wir könnten alle drei hochfahren – du kannst deinem Onkel zeigen, was für Fortschritte du seit heute Morgen gemacht hast“, gab Julie zurück. Sie sah Pierre mit bedeutungsvollem Blick an. Hoffentlich sagt er einmal das Richtige!
„Das fände ich gut“, antwortete er einfach.
„Wir könnten mit dem anderen Lift ganz nach oben fahren“, schlug Julie vor. „Es gibt von da oben eine leichte rote Piste. Sie hat nur ein etwas steileres Stück, aber sie führt uns ganz hinunter bis zum Parkplatz.“
Caroline stand auf. „Na gut, ihr zwei Oldies. Wollt ihr hier festfrieren?“
Die Talabfahrt dauerte eine halbe Stunde, aber Caroline machte eine gute Figur. Sie traute sich jetzt viel mehr zu als noch vor wenigen Stunden.
Auf dem steileren Stück fuhr Julie rückwärts direkt vor ihr her, um sie auf der Ideallinie zu halten. Sie sah aus dem Augenwinkel, wie auch Pierre rückwärts den Hang hinabglitt.
Wollte er sie etwa zu einem Rennen herausfordern? Sie musste grinsen.
„Warten wir lieber, bis wir Caroline sicher nach unten gebracht haben“, schlug sie ihm vor. „Dann fahren wir zum Five Finger Gully hoch. Wir können ein kleines Rennen veranstalten. Mal sehen, ob Sie ein so guter Skifahrer sind, wie Sie behaupten.“
„Sie sind ja vielleicht eine gute Skifahrerin, aber trotzdem noch ein kleines Mädchen!“, rief er zurück.
Also will er mich herausfordern, dachte Julie. Das werden wir ja sehen! Der kann sich auf eine Abreibung gefasst machen.
Pierre hatte eine Buckelpiste erspäht und entfernte sich von ihnen. Julie sah ihm zu, wie er mit makelloser Technik über die Schneehügel schoss. Wie kommt so ein großer Mann bloß so elegant den Berg hinunter? fragte sie sich.
Caroline war derweil schon weit vor ihr. Als sie die junge Frau eingeholt hatte, überkreuzten sich die Skier von Pierres Nichte plötzlich. Julie hatte keine Zeit mehr auszuweichen, und die beiden Frauen lagen in einer Schneewolke kichernd auf der Piste.
„Hey, pass doch auf!“, rief Caroline lachend und außer Atem. „Wie soll ich denn so lernen, heil den Berg hinunterzukommen?“
Ein Schatten fiel auf die beiden. Pierre stand vor ihnen, ein
Weitere Kostenlose Bücher